Eine onkologische Rehabilitation kann Krebspatienten auch effektiv dabei unterstützen, eine künftige Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die in Ulm und Triberg auf der Basis von Rentenversicherungsdaten von über 40.000 Patienten mit Prostata-, Brust- oder Darmkrebs durchgeführt worden ist. Darauf weist das Aktionsbündnis „Reha hilft Krebspatienten“ anlässlich des Deutschen Reha-Tags am 24. September hin, der dieses Jahr unter dem Motto „Reha stärkt Familien“ steht. Da Pflegebedürftige am häufigsten innerhalb der Familie von Angehörigen versorgt werden, können onkologische Rehabilitationsmaßnahmen somit auch dazu beitragen, Familien zu entlasten und damit zu stärken.

Multimodal, interdisziplinär und individuell auf die Patienten abgestimmt
Pro Jahr treten in Deutschland rund 500.000 Neuerkrankungen an Krebs auf, die meistens mit einer erheblichen körperlichen und psychischen Belastung für die Patienten und deren Angehörigen einhergehen. Dennoch nimmt nur rund ein Drittel der Krebspatienten eine onkologische Reha in Anspruch. „Im Vergleich zu einer allgemeinen Rehabilitation verfügt eine auf Onkologie spezialisierte Reha-Einrichtung über mehr geeignete Angebote für Krebspatienten und über viel mehr Erfahrung, was letztendlich den Erfolg der Reha erhöht“, betont Dr. med. Timm Dauelsberg, Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie und Internistische Onkologie, Ärztlicher Direktor der Klinik für Onkologische Rehabilitation in der Klinik für Tumorbiologie am Universitätsklinikum Freiburg und Sprecher des Aktionsbündnisses „Reha hilft Krebspatienten“. Entsprechend des therapeutischen Konzepts der onkologischen Rehabilitation werden die Therapiepläne multimodal und interdisziplinär auf die individuelle Erkrankungs- und Bedürfnissituation der betroffenen Patienten zugeschnitten und verfolgen dabei einen ganzheitlichen Ansatz: Krebs-Patienten mit körperlichen Beschwerden – wie z.B. Funktionsstörungen der Gelenke, Atemproblemen oder Schwierigkeiten mit der Kontinenz – werden gezielt geschult und erlernen praktische Übungen, die sie auch nach der Reha in häuslicher Umgebung fortsetzen können. Bei psychischen Problemen – wie z.B. Depression, Ängsten, Schlafstörungen oder Fatigue-Syndrom – werden verschiedene Strategien zur Krankheitsbewältigung eingeübt und psychoonkologische Unterstützung angeboten. Außerdem werden Patienten in der onkologischen Reha zu körperlichen Aktivitäten und einem gesunden Ernährungsverhalten angeleitet. Auch Schmerzen und weitere mögliche Auswirkungen der Krebstherapie können während des Reha-Aufenthalts behandelt und abgemildert werden.

Erheblicher Nutzen für Familien und die gesamte Gesellschaft
Somit hilft eine onkologische Reha dabei, körperliche und seelische Auswirkungen der Tumorerkrankung zu lindern und zu verbessern. „Ziel ist, dass die Krebspatienten an Selbständigkeit und Lebensqualität gewinnen und ihren Alltag und ihr Berufsleben wieder gut meistern können, was auch die Vermeidung einer Pflegebedürftigkeit miteinschließt. Wie die aktuelle Studie aufgezeigt hat, ist die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, nach einer onkologischen Reha deutlich geringer als bei Nicht-Rehabilitanden. Und zwar auch bei Patienten, die bereits vor der Reha eine Pflegestufe hatten. Dies stellt nicht nur für Familien, in deren Kreis Pflegebedürftige am häufigsten versorgt werden, einen erheblichen Nutzen dar, sondern im Hinblick auf den Pflegenotstand auch für die gesamte Gesellschaft“, fasst Dr. Dauelsberg zusammen.

Quelle: DRV-Schriften Band 128 zum 32. Rehabilitationswissenschaftlichem Kolloquium auf dem Deutschen Kongress für Rehabilitationsforschung vom 20.-22.2.2023 in Hannover, S. 154; Silke Jankowiak, Rainer Kaluscha, Thomas Widmann & Lena Tepohl: Welche Effekte hat eine onkologische Rehabilitation auf die Erwerbs- und Pflegeprognose?

Weitere Informationen über die verschiedenen onkologischen Reha-Angebote gibt es auf www.reha-hilft-krebspatienten.de.

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