Auszüge aus dem Gespräch mit Diane Kruger
Ein bekannter Modelwettbewerb ebnet der 15-jährigen Diane Kruger den Weg in die Karriere: „Ich wurde davor in der Schule gehänselt, weil ich kleiner war als die meisten anderen Mitschüler und Ballett getanzt habe. Damals gar keine coole Kombination“, lacht sie heute. „Das war die Zeit der großen Supermodels wie Claudia Schiffer und Co., die für mich wie unerreichbare Amazonen schienen. Ich konnte gar nicht fassen, dass ich auch schön sein sollte. Aber dann ging plötzlich alles ganz schnell, ich machte meine ersten Fotos in Paris und startete mein Modelleben.“
Als Model ist Diane Kruger erfolgreich, doch schnell empfindet sie es auch als Belastung: „Es hat mir Angst gemacht, immer nur auf Basis meines Äußeren bewertet zu werden. Davon abhängig zu sein, wie andere einen finden und welche Schönheitsideale gerade im Trend sind.“ Das Schauspiel bietet diesbezüglich mehr Freiheit: „Mein Erfolg in der Branche fing in dem Moment an, als ich gemerkt habe, dass es geschätzt wird, wenn ich mich auch mal von meiner ‚unschönen‘, verletzlichen Seite zeige. Nur ich, ohne Maske. Das war für mich eine unglaubliche Erleichterung.“
Sie ergänzt: „Ich war plötzlich in meiner eigenen Welt. Es war so ein tolles Gefühl, dass man seine Gefühle zeigen durfte, ja sogar sollte. Man musste nicht permanent perfekt sein und hat dafür sogar noch Applaus bekommen. In diesem Moment wusste ich, dass ich alles dafür tun würde, in diesem Beruf erfolgreich zu sein.“
Der Ruf als „schöne, kühle Blonde“ hängt Diane Kruger seit vielen Jahren an, sie weist ihn lachend von sich: „Ich weiß gar nicht, wer damit eigentlich angefangen hat. Das sind Überschriften und Beschreibungen, die ein Medium sich ausdenkt und die immer wieder gedruckt werden. Ich kann natürlich kühl sein, keine Frage, aber ich würde mich selbst nicht als kühle oder distanzierte Person beschreiben“, sagt sie. „Mittlerweile kann ich solche Aussagen besser einordnen und nehme die Dinge nicht mehr so persönlich. Ich habe verstanden, dass ich nie eine schönere Rolle spielen werde als die Hauptrolle in meinem eigenen Leben.“
Die Filmbranche ist im Wandel und Frauen werden anders wahrgenommen. Für Diane Kruger ein wichtiges Zeichen: „Die Zeiten, in denen Schauspielerinnen lediglich auf ihre Optik reduziert wurden, sind zum Glück vorbei. Mittlerweile bekommen viel mehr Kolleginnen die Chance, vorzusprechen und ihr Talent zu beweisen. Und das ist auch gut so.“ Sie ergänzt: „Aber natürlich könnten wir schon viel weiter sein. In Amerika haben die Studios mittlerweile Auflagen, die festlegen, wie divers ein Cast sein muss. Eigentlich schade, dass man dafür eine Auflage braucht, aber es ist ein erster Schritt.“
In einer neuen Produktion soll Diane Kruger demnächst in die Rolle der Hollywood-Stilikone Marlene Dietrich schlüpfen und ist als ausführende Produzentin eingeplant: „Es ist ein großer Traum von mir, sie zu spielen. Ich bin unglaublich fasziniert von ihr als Person und hatte vor einiger Zeit sogar die Möglichkeit, mit ihrer 98-jährigen Tochter zu sprechen.“
Seit Diane Kruger Mutter ist, haben sich ihr Leben und ihr Schauspiel verändert: „Ich kann mich viel schneller in bestimmte Situationen reinversetzen, und mir fällt vieles im Spiel leichter. Außerdem habe ich das Gefühl, sehr viel präsenter zu sein, weil ich weniger Projekte annehme und diese dann noch mehr genießen kann. Auf der anderen Seite ist es natürlich unglaublich anstrengend, weil man auf einmal zwei Vollzeitjobs hat. Man kommt nach Hause, und es geht direkt weiter. Und am Wochenende steht man trotzdem um 7 Uhr morgens auf.“
Die neue Ausgabe von GQ Germany (05/23) ist ab 05. Oktober 2023 im Handel und online erhältlich. Sie erscheint mit drei Cover-Varianten, von denen eines Diane Kruger zeigt, Schauspieler Chris Evans ziert ein weiteres. Nähere Infos zum dritten Cover folgen in Kürze. Das Cover-Interview mit Diane Kruger finden Sie ab sofort auch auf GQ.de.
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