Das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum bietet seit diesem Frühjahr eine verbesserte Arzneimitteltherapie für seine Patienten an. Dabei sollen Risiken im Zusammenhang mit der Medikation – wie unerwünschte Arzneimittelwirkungen – erkannt und die Patientensicherheit erhöht werden.

Wird ein Patient stationär im CTK aufgenommen, bringt er meist einen bundeseinheitlichen Medikationsplan mit, jedoch sind beispielsweise freiverkäufliche Medikamente nicht vermerkt. Diese müssen dann in oft zeitintensiven Beratungen und Anamnesegesprächen nachträglich erfasst werden.

Dafür wurde am CTK seit April 2023 das ‚TOP‘-Projekt vom Zentralen Projektmanagement unter Leitung von Grit Rehe aufgelegt. „Das Projekt Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit erfolgt in Kooperation mit den Krankenkassen Barmer und AOK Nordost und soll bundesweit für eine höhere Arzneimitteltherapiesicherheit sorgen“, sagt Grit Rehe.

Stationsapotheker werden eigens dafür geschult. Sie prüfen die Aufnahmemedikation, begleiten die stationäre Therapie bei Hochrisikopatienten, beraten den Patienten bei der Entlassung und geben ihm einen aktuellen bundeseinheitlichen Medikationsplan sowie weiterführende Informationen an den jeweiligen Hausarzt mit auf den Weg. „Ein Vorteil des Projektes ist, dass die Apothekerinnen und Apotheker nach Einwilligung der Patienten auf die Krankenkassendaten zugreifen können und so Informationslücken aus dem Medikationsplan schnell schließen können“, so Rehe.

Bisher teilnehmende Stationen am CTK sind die Orthopädie, Geriatrie sowie die Allgemein- und Viszeralchirurgie. Das Projekt werde nach Aussagen der Beteiligten sehr gut angenommen und noch ungenutztes Potential erschlossen. Entsprechend wird der interprofessionelle Austausch zwischen Apothekern, Ärztinnen und Pflegekräften verbessert. Mehr als 170 Patienten sind laut Klinikum seit Projektstart bereits begleitet worden.

„In der Geriatrie nimmt fast jeder Patient fünf oder mehr Medikamente ein. Wir sprechen in diesem Fall von Polypharmazie“, sagt Dr. Katarzyna Grune, Chefärztin der Geriatrie. Der Inhalt jeder geriatrischen Visite bestehe aus dem Durchsuchen von Dosierungen, spezifischen Indikationen und Kontraindikationen von tausenden Medikamenten sowie dem Prüfen von Wechselwirkungen, um die individuell beste Kombination für den Patienten zusammenzustellen. „Bei Polypharmazie erreichen die ärztlichen Entscheidungen eine solche Komplexität, dass wir uns oft fragten, wie man sie ohne Hilfe im Kopf lösen will. Ich plädierte deshalb häufig dafür, sich zum Wohle der Patienten von Computerprogrammen bei Entscheidungen zur Arzneimitteltherapie helfen zu lassen“, so Dr. Grune weiter. „Das TOP-Projekt der Apotheke ermöglicht uns, zusätzlich eine pharmakologische Visite durchzuführen und ist ein wichtiges Tool zur Identifikation, Bewertung und Beratung aller arzneimittelbezogenen Fragestellungen und Probleme“, erläutert die Chefärztin.

Großen Nutzen zieht auch die Orthopädie-Station aus dem Projekt. „Das TOP-Projekt der Apotheke ist ein entscheidender Schritt zu mehr Patientensicherheit in der medikamentösen Therapie. Gerade unsere älteren Patienten mit mehreren Erkrankungen profitieren enorm durch die Stationsapothekerin“, sagt Dr. Mathias Okoniewski, leitender Oberarzt der Orthopädie 2 am CTK. „Durch deren fachspezifische Kontrolle der Interaktionen gerade bei Polypharmazie besteht sehr real eine Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen. Die Patienten können nach der Überprüfung sicher sein, dass die von ihnen eingenommene Medikation hilft und keine neuen Probleme verursacht“, sagt Dr. Okoniewski. Auch die Ärzte würden den kollegialen Austausch mit der Apothekerin schätzen, da sie durch die andere Sichtweise neue Aspekte der Medikation erkennen können, so der leitende Oberarzt.

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