In diesem Jahr hat die Koblenzer IT-Tagung vom Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und dem Anwenderforum AFCEA Bonn e.V. das Jahresthema aus dem vergangenen Jahr „(Künstliche) Intelligenz & Innovation – Konkrete Nutzungsmöglichkeiten“ fortgeschrieben. Dabei stand das Spannungsverhältnis von Chancen und Risiken der KI für die Bereiche Verteidigung und Sicherheit im Vordergrund.

Mit ihrem 15. Jubiläum hat sich die IT-Tagung längst etabliert und hat als eine der bedeutendsten Veranstaltungen für die IT der Bundeswehr einen festen Platz im jährlichen AFCEA-Veranstaltungskalender. Passend zu den Veränderungen, die der digitale Wandel mit sich bringt, wurde die Chance genutzte, das Format aufzufrischen. So übernahm in diesem Jahr Nils Merkle von den Emerging Leaders, also der Gruppe der unter 40-jährigen innerhalb der AFCEA Bonn, einen großen Teil der Moderation. Zudem wurde seitens der Emerging Leaders ein „Innovationsraum“ mit Praxisbeispielen aktueller KI-Nutzungsmöglichkeiten geschaffen, was das bisherige Format von Vortrag und Diskussionspanels um einen interaktiven Teil erweitert.

Das Ziel der Veranstaltung wurde durch die einleitenden Begrüßungsworte von Brigadegeneral Armin Fleischmann, Vorsitzender AFCEA Bonn e.V. und Brigadegeneral Dr. Volker Pötzsch, Abteilungsleiter Informationstechnik im BAAINBw aufgezeigt. Bereits hier wurde der Einfluss der „Zeitenwende“ mit der wiederentdeckten Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) auf die Nutzung von IT in der Bundeswehr deutlich. Wichtig war jedoch die Einordnung, dass Etabliertes aus der Vergangenheit des kalten Krieges nicht unverändert in die heutige Zeit überführt werden kann. Die Bedeutung der Veranstaltung für die IT-Stadt Koblenz und die Verbundenheit mit der Bundeswehr wurde durch das Grußwort der Bürgermeisterin unterstrichen.

Die Keynote wurde von Generalleutnant Michael Vetter, Abteilungsleiter CIT im BMVg, gehalten. Die Ausführungen zur Digitalstrategie und Digitalisierungsplattform setzten den Rahmen für die weiteren Diskussionen. Den Schwerpunkt legte Vetter bei seinen Ausführungen auf Software Defined Defense und veranschaulichte seine Gedanken mit dem Ausblick auf eine Fregatte, die womöglich nur noch den Ramen bilden wird, wobei der Differentiator und damit der Schwerpunkt auf der Software liegen würde.

Der erste Block stand dann ganz im Zeichen der Keynote unter der Überschrift „Digitalisierungsplattform Geschäftsbereich BMVg“, welche den roten Faden um den Vormittag spannte. Hier kamen relevante Akteure von der Fähigkeitsforderung, über die Konkretisierung durch den Bedarfsträger, über die Umsetzung durch den Bedarfsdecker, bis zur Industrie einen Platz. Die Sicht des Nutzers wurde dabei von Generalleutnant Lutz Kohlhaus, Stellvertreter des Inspekteurs Luftwaffe, vertreten. Er verwies auf die Notwendigkeit der Schaffung von Führungsfähigkeit durch Digitalisierung in einem Zeithorizont von zwei bis vier Jahren und erteilte damit 20-jährigen Beschaffungsvorgängen eine klare Absage. Die Sichtweise der Bedarfsträgers wurde anschließend durch Brigadegeneral Michael Volkmer, Kommandeur Zentrum Digitalisierung und Fähigkeitsentwicklung CIR und des Bedarfsdeckers Brigadegeneral Dr. Pötzsch dargelegt. Hier wurde die Forderung an die Industrie thematisiert, sich als Integratoren und Systemhäuser zu positionieren. Auf diese Forderung konnte Wolfgang Schneider, Senior Partner und Leiter Situational Awareness bei der IBM Deutschland GmbH, als Vertreter der Industrie eingehen. Er gab zu bedenken, dass Software Defined Defense die Nutzer und Wehrtechnische Industrie überzeugen müsse, nicht aber die IT-Industrie. Das zielte auf das Spannungsverhältnis in der Wertschöpfung zwischen Software und Waffenträger ab. Abgerundet wurde der Block durch eine lebhafte Paneldiskussion unter der Leitung von Ron Simon, Leiter des Bereiches Transmission & Network in der BWI GmbH

Der zweite Block stand unter der Überschrift „KI-Unterstützung in der zivil-militärischen Zusammenarbeit“ und erweiterte den Blick auf Akteure außerhalb der Bundeswehr. Vertreten waren in dem Panel Oberst i.G. Armin Schaus, Kommandeur Multinational CIMIC Command, Abteilungspräsident Giulio Gulotta, Abteilungsleiter III im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie Frank Rudolf, Executive Consultant und KI-Experte bei CGI. Schwerpunkt war die Schaffung eines aussagekräftigen und aktuellen Lagebildes und die Frage wie KI hier unterstützen kann. Kevin Thiele, Vorstandsmitglied der AFCEA leitete die anschließende Paneldiskussion.

Die mit der Einführung des „Innovationsraums“ gewagte Neuerung bildete den dritten Block. Nachdem die Teilnehmer in Elevator Pitches Werbung für ihren Stand machen konnten, verteilten sich die Besucher an den zwölf Ständen und bekamen kurze Workshops und Produktdemos von Amtsseite, Wissenschaft, Forschung und Industrie zu sehen. Das Leitthema Künstliche Intelligenz und Innovation wurde damit direkt erlebbar.

Abgerundet wurde der fachliche Austausch mit einem Blick über den Tellerrand hinaus. Unter dem Label „Out of the Box“ stellte Professor Dr. Daniel Memmert von der Sporthochschule Köln die technischen Möglichkeiten der Auswertung von Leistungsparametern im Fußball dar.

Die 16. Koblenzer IT-Tagung wird am 11.09.2024 wieder in der Rhein-Mosel-Halle stattfinden.

Über das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw)

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) wurde am 1. Oktober 2012 im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr gegründet. In dem neuen Amt wurden die Aufgaben des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), des Bundesamtes für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr (IT-AmtBw) und Nutzungsaufgaben zusammengeführt. Hauptaufgabe des BAAINBw ist die Ausstattung der Bundeswehr mit leistungsfähigem und sicherem Gerät. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen die Entwicklung, die Erprobung, die Beschaffung und das Nutzungsmanagement von Wehrmaterial. Das Spektrum reicht von hochkomplexen Waffen- und IT-Systemen über Panzer, Flugzeuge und Schiffe bis zu persönlichen Ausrüstungsartikeln unserer Soldatinnen und Soldaten.

Über den AFCEA Bonn e.V.

Der als gemeinnützig anerkannte Verein AFCEA Bonn e.V. ist das Anwenderforum für Fernmeldetechnik, Computer, Elektronik und Automatisierung. Er versteht sich als Fachorganisation für Informations- und Kommunikationstechnik (IuK) und hat sich zum Ziel gesetzt, einen breiten kommunikativen Austausch zwischen Anwendern und Anbietern der IuK-Technik zu ermöglichen. Ein breitgefächertes Jahresprogramm „all around the year“ spricht sowohl die Amtsseite – insbesondere Verteidigung und Sicherheit – an, die Industrie und Wissenschaft und Forschung. AFCEA Bonn e.V. feierte 2023 das 40jähjrige Bestehen.

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