• Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund
  • Ökologische Waldwende dringend einleiten
  • Waldwirtschaft muss ökologischen Mindeststandards folgen

Der Regen und die Abkühlung der vergangenen Wochen haben in den meisten Regionen Deutschlands nicht ausgereicht, um die Trockenheit in den tieferen Bodenschichten zu beenden. Es war insgesamt der heißeste Juli in der Geschichte der Wetteraufzeichnung. Im sechsten Teil seiner Serie Trockenheit blickt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die Wälder.

Die Wälder Deutschlands leiden seit Jahren zunehmend unter den Folgen der Klimakrise. Immer häufiger setzen Trockenheit, Hitze, Stürme den Wäldern zu und befördern Massenvermehrungen von Insekten wie dem Borkenkäfer. Ganze Waldbestände brechen zusammen. Nur noch jeder fünfte Baum ist gesund. Besonders betroffen sind die naturfernen Nadelforste, doch auch in den Laubwäldern sterben immer mehr Bäume ab, selbst die für Deutschland so typische Rotbuche. Der BUND fordert, die Wälder endlich behutsamer zu behandeln und eine ökologische Waldwende einzuleiten.

Nicola Uhde, BUND-Expertin für Waldpolitik: „Vielerorts verschärft eine intensive Forstwirtschaft die Situation der Wälder in der Klimakrise, etwa durch den Anbau großflächiger, naturferner Nadelforste aus Fichten und Kiefern, die Befahrung der Waldböden mit schwerem Gerät und übermäßige Baumfällungen für die Holzernte. Auch die künstliche Entwässerung von Wäldern trägt zum Trockenstress bei. Das gleiche gilt für Schadstoffe aus Industrie, Landwirtschaft und Verkehr: Sie hemmen das Wachstum der Feinwurzeln und schwächen die Bäume dadurch zusätzlich.“

Der BUND fordert, Wälder besser zu schützen und alles dafür zu tun, die noch bestehenden Wälder zu erhalten. Das heißt, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die Erderhitzung unter 1,5 Grad zu begrenzen. Das heißt zudem, die Schadstoffemissionen einzudämmen und die künstliche Entwässerung von Wäldern zu stoppen. Das heißt aber auch eine endgültige Abkehr von intensiver Forstwirtschaft und das Einleiten einer ökologischen Waldwende.

BUND-Forderungen zur ökologischen Waldwende

Uhde: “Die Bundesregierung muss jetzt eine ökologische Waldwende einleiten. Dazu gehören eine behutsame Waldwirtschaft, ein zügiger Waldumbau hin zu naturnahen Laubmischwäldern und die Ausweisung von Naturwäldern ohne forstliche Nutzung auf 15 Prozent der Waldfläche. Sie muss bei den anstehenden und im Koalitionsvertrag verankerten Novellen von Bundeswaldgesetz, Waldstrategie 2035 und Nationaler Biodiversitätsstrategie die Weichen für den Erhalt und die Zukunft unserer Wälder stellen.“

Der BUND fordert gesetzlich verankerte ökologische Mindeststandards für alle Waldbesitzarten bei der Bewirtschaftung. Dazu zählen beispielsweise ein effektives Kahlschlagverbot, Vorgaben zum Schutz des Waldbodens und zur Baumartenwahl sowie das Belassen von sogenannten Biotopbäumen und Totholz. Für öffentliche Wälder sollen aufgrund ihrer Gemeinwohlfunktion besonders anspruchsvolle Standards gelten. Private und kommunale Waldbesitzende sollen gefördert werden, wenn sie sehr naturnah wirtschaften oder Naturwälder ausweisen.

Uhde: „Starkregen, Überschwemmungen und Erdrutsche zeigen uns, wie wichtig die Wälder sind. Denn intakte Wälder schützen uns nicht nur vor Hochwasser und Erosion. Sie spielen auch eine entscheidende Rolle bei der Neubildung von Grundwasser. Sie versorgen uns so mit Trinkwasser sowie mit sauberer und mit kühler Luft. Gesunde naturnahe Wälder holen CO2 aus der Atmosphäre und schützen so das Klima. Wälder sind wertvoller Lebensraum für unzählige Tiere, Pflanzen und Pilze. Sie bieten Raum für Erholung und Freizeit und liefern den vielseitigen Rohstoff Holz.“

Der BUND setzt sich mit vielen Aktiven in ganz Deutschland für lebendige, naturnahe Wälder ein. In seinen Großprojekten „Wildkatzenwälder von morgen“, „Hohe Schrecke“, „Goitzsche“, „Hohe Garbe“, „Gartenschläfer“ und „Thüringer Wald“ arbeitet der BUND in vielen Bundesländern mit den Menschen vor Ort zusammen.

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