Die Fasanenstraße im Berliner Westen ist stadtgeschichtlich noch jung: Erst im späten 19. Jahrhundert wurde die ländliche Gegend als Landhaussiedlung angelegt, nachdem Bismarck beschlossen hatte, den nördlich gelegenen Kurfürstendamm nach dem Vorbild von Paris als Boulevard ausbauen zu lassen. Südlich daran schließt sich die sogenannte Carstenn-Figur an, die ihren Grundriss dem Projektentwickler Johann Anton Wilhelm Carstenn um 1870 verdankt. Die regelmäßigen Straßenzüge, eine zentrale Allee und die flankierenden Stadtplätze Fasanenplatz, Nürnberger Platz, Prager Platz und Nikolsburger Platz sind im Wesentlichen noch vorhanden.
Ursprünglich war das Quartier als Landhaussiedlung gedacht, wurde aber im Laufe der Zeit immer dichter parzelliert und mit Mietshäusern statt Villen bebaut. Nach dem Krieg wollte man die Stadt auch hier autogerecht entwickeln und Raum für breitere Straßen gewinnen. Man hatte vor, Teile der Fasanenstraße abzureißen und über den südlich anliegenden Fasanenplatz einen Zubringer zur Bundesallee zu asphaltieren. Die Bauten aus den 60er Jahren waren entsprechend zurückgestaffelt um Platz für den Schnellstraßen-Zubringer zu schaffen. Nachdem Gottfried Böhm 1984 mit seinem Eckhaus am Fasanenplatz diese dem Autoverkehr geschuldeten Planung endgültig verhindert hatte, war auch für die Hausnummern 62-64 eine Neubebauung entlang der alten Baufluchtlinie möglich geworden. Da die Vorgärten in diesem Bereich jedoch schon nicht mehr zu den Grundstücken gehörten, war es keine Selbstverständlichkeit, diesen historisch und gestalterisch sinnfälligeren Zustand wiederherzustellen, der vom Bauherren unterstützt und von der genehmigenden Behörde schließlich auch nachvollzogen werden konnte.
In dem Abschnitt der Fasanenstraße zwischen Lietzenburger Straße und Fasanenplatz kann man den urbanisierten, ehemals ländlichen Charakter an der gemischten Bauweise aus neueren und älteren einzelnstehenden Bauten noch deutlich spüren. Der architektonische Entwurf für die Nr. 64 thematisiert diesen typologischen Wechsel und knüpft gestalterisch als Stadthaus an die „ländliche Stadtvilla“ an. Das Motiv einer fünfachsigen Gartenloggia mit massiven Natursteinsäulen wird auf die Tiefe einer Straßenfassade komprimiert und über vier Geschosse gezogen. Die Fassade ruht auf einem zweigeschossigen Natursteinsockel, der aus bis zu 15 Zentimeter dicken Werksteinen aus türkischem Travertin besteht. In ihrer Mitte ist für den Haupteingang die Wand als zweigeschossige Konche vertieft und mit Goldmosaik ausgekleidet. Dieser außenliegende Freiraum, in dessen Mitte unter einer Stuckrosette eine eigens entworfene Leuchte hängt, lässt den eingeschossigen Eingangsbereich größer und proportional passend zur Fassadenhöhe wirken. Der Neubau des Projektentwicklers PRIMUS AG versteht sich daher als städtebauliche Reparaturmaßnahme, zu der auch die Neuerstellung der Vorgartenanlage gehört.
Tobias Nöfer von Nöfer Architekten: „Der Neubau der Nr. 64 versteht sich als zeitgemäße Antwort auf die Frage danach, was wir heute unter einer innerstädtischen Wohnlage höchster Qualität verstehen können. Die hochwertige und nachhaltige Materialwahl, die sorgfältige handwerkliche Detaillierung und die auf flexibles Wohnen ausgelegte Formenwelt erzeugen zudem ästhetische Nachhaltigkeit, deren Ziel vor allem Dauerhaftigkeit ist – und ist das nicht wahrhaft ökologisch?“
Im Inneren des Hauses befinden sich Wohnungen, die der hervorragenden Lage des Projektes entsprechend ausgestattet sind. Die Wohnungsgrößen bewegen sich zwischen 26 und 300 Quadratmeter und bilden ein breites Spektrum an Bedürfnissen ab. Voraussetzung für die individuelle Grundrissgestaltung der Käuferinnen und Käufer ist, dass das Tragwerk im Inneren aus nur wenigen hochbelasteten Stahlbetonstützen besteht. Die Wohnungen mit 3 Meter lichter Raumhöhe wurden nach den Vorstellungen der Bewohnerinnen und Bewohner, aber einem weitgehend einheitlichen Gestaltungskanon entworfen.
„Während die Fassade über die Säulenwand und die schräg ausgestellten Balkone neue architektonische Elemente in die Nachbarschaft einführt, fügt sie sich gleichzeitig über die Materialiät und die Plastizität in die Reihe opulenter Wohnbauten an der Fasanenstraße ein“, so Nöfer abschließend.
Projekt in Zahlen:
Adresse: Fasanenstraße 64, 10719 Berlin
Projektentwickler: Primus Immobilien AG
Architekt: Nöfer Architekten
Nutzung: Wohnungen von 26-300 m2
Grundstücksfläche: ca. 1.222 Quadratmeter
BGF: ca. 4.800 Quadratmeter
Nöfer Architekten sind ein inhabergeführtes Architektur- und Städtebaubüro, das 1998 von Tobias Nöfer in Berlin gegründet wurde und heute bundesweit und international aktiv ist. Die vielfältigen Architektur- und Städtebauprojekte von Nöfer Architekten zeichnen sich durch eine hohe entwurfliche Qualität aus und basieren auf der Tradition der europäischen Stadt, bei der der Mensch im Fokus steht. Ein erfahrenes Team bearbeitet auf der Grundlage einer professionellen, digitalen Verwaltung Bauprojekte mit einem Volumen von bislang bis zu 300 Millionen Euro. Allen Bauten ist der Anspruch auf Dauerhaftigkeit, Nützlichkeit und Schönheit gemein. Es entstehen zeitgemäße Quartiere und Häuser, die zwischen der vorhandenen Stadt und dem Neuen vermitteln und im traditionellen Sinn nachhaltig sind: im gestalterischen Ausdruck, der selbstverständlichen Integration des Neubaus in die Umgebung und in der Wahl langlebiger Konstruktionen. Für Nöfer Architekten sind rund 25 Mitarbeitende tätig. www.noefer.de
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