Wetterharte Rinder im Einsatz für die biologische Vielfalt
Mit ihrem Appetit pflegen die drei Bullen zwölf Hektar auf der ehemaligen Landebahn am Fliegerberg. Die Fläche ist dem Naturschutz gewidmet und gehört der gemeinnützigen Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), dem DBU Naturerbe. Dabei fühlen sich die zotteligen Vierbeiner auf dem sandigen und trockenen Gelände pudelwohl. Durch ihren breiten Appetit auf Gräser und kleine Sträucher bleibt das wertvolle Offenland erhalten. Ihre Klauen formen freie Bodenstellen, die für die Eiablage der hier vorkommenden Zauneidechsen wichtig sind, und halten den Bewuchs für beispielsweise Gartenrotschwänze oder Heidelerchen kurz. Im Fell der Tiere verfangen sich Samen, die über die Fläche verbreitet werden und ihr Dung ist Nahrung und Zuhause für viele Käfer und andere Insekten. „Unsere Rinder sind robust und anspruchslos und damit für die ganzjährige Freilandhaltung gut geeignet. Auch auf den nährstoffarmen Weiden finden sie ausreichend Futter, trotzen dem Wetter und sind damit täglich im Einsatz für die biologische Vielfalt“, erklärt Richard Löttert, der gemeinsam mit seiner Frau Rita für die Tiere zuständig ist. Das lange Oberhaar, das die Tiere gegen Kälte, Nässe aber auch Hitze schützt, ist charakteristisch für die schottische Rinderrasse, die darauf gezüchtet wurde, mit robustem Wetter und kargem Futterangebot umzugehen.
Zuchtbulle mit einem Gemüt wie ein Schaf
„Unsere Bullen sehen mit ihren langen Hörnern imposant aus, sind aber alle lammfromm“, sagt Richard Löttert, während er auf die Tiere zugeht. Neben der Zaun- und Wasserkontrolle gehört auch eine Streicheleinheit zur täglichen Routine. Mit einer kleinen Bürste striegelt er durch das krause Fell. Malcolm genießt die Streicheleinheiten sichtlich und lässt den Kopf genüsslich hängen. „Alles, was mit den Tieren passiert, findet hier auf der Weide statt. Daher müssen uns die Tiere vertrauen und sich auch anfassen lassen“, erklärt Löttert. Die ruhige und umgängliche Art des Schottischen Hochlandrinds ist angezüchtet, und auch das Ehepaar Löttert legt bei der Nachzucht Wert auf einen gelassenen Charakter. „Wir könnten mit unseren Tieren spazieren gehen“, ergänzt Rita Löttert. Selbst wenn eins ihrer Rinder mal ausbüxen sollte, könnten sie das Tier sicher zurück zur Koppel führen.
Vom Hobby zum Beruf
Über die Faszination zu dieser speziellen Rasse ist das Ehepaar zu ihren 120 Hochlandrindern gekommen. Vor 15 Jahren starteten sie mit vier Freunden und sechs Tieren auf einer kleinen konventionellen Weide. In Notfällen packten auch die drei Kinder mit an. Doch die Freunde verloren das Interesse. Bei den Beiden blieb die Leidenschaft. „Wir sind förmlich in die Landwirtschaft gestolpert. Nun lassen uns die Tiere nicht mehr los“, sagt Richard Löttert. Mittlerweile bewirtschaftet das Ehepaar rund 70 Hektar, überwiegend Naturschutzflächen.
Besuchermagnet Hochlandrind
Nicht nur das Ehepaar Löttert, auch Familien, Spaziergängerinnen und Spaziergänger sowie Hunde kommen täglich über einen knapp drei Kilometer langen Weg an der Weide vorbei. „Nach anfänglicher Kritik beobachten nun viele unsere drei Hochlandrinder bei der Landschaftspflege“, berichtet Rita Löttert. Ihre Liebe zu den tierischen Landschaftspflegern teilt sie nicht nur mit den Menschen vor Ort, sondern auch über die sozialen Medien. Mit dem Account @RinderRita zeigt sie bei Instagram den Alltag als Herdenmanagerin. Dabei kommen die Streicheleinheiten nicht zu kurz. „Der Kontakt mit den Tieren ist mein täglicher Seelenbalsam und ich genieße die ruhige Stimmung auf der Weide jeden Tag“, sagt sie. Denn mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu ihr.
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