„Mit Blick auf die weiter stark steigende Nachfrage nach Flugreisen hatten die Systempartner der Luftverkehrswirtschaft ihre Anstrengungen verstärkt, den Passagieren wieder ein möglichst reibungsloses Reiseerlebnis bieten zu können. Diese Maßnahmen zeigen jetzt Wirkung“, sagt Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Neben der Einstellung Tauender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stand die Optimierung der Prozesse beim Check-in, bei der Flugzeugabfertigung sowie bei der Gepäcknachverfolgung im Fokus. Durch die Inbetriebnahme von neuartigen CT-Scannern an immer mehr deutschen Flughäfen sinkt zum Beispiel die Wartezeit an den Sicherheitskontrollen deutlich. „Insbesondere die Personalgewinnung bleibt für die Unternehmen jedoch weiter eine Herausforderung“, sagte von Randow.
Dank einer weiterhin deutlich wachsenden Nachfrage nach Flugreisen in Deutschland und weltweit sind die Passagierzahlen an den deutschen Flughäfen in den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 auf insgesamt 87,7 Millionen gestiegen. Das entspricht einer Steigerung um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Verglichen mit dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 erreicht der Luftverkehr von, nach und in Deutschland ein Niveau von 74 Prozent. Ähnlich hat sich der Travel-Retail-Markt entwickelt, zu dem u.a. die Duty-Free-Shops an den Flughäfen gehören.
Besonders stark entwickelte sich im ersten Halbjahr 2023 die Nachfrage und damit auch das Sitzplatzangebot auf der Langstrecke. Im Verkehr von und nach Nordamerika erreichte es mit einem Wert von 92 Prozent im Vergleich zu 2019 fast wieder das Vor-Corona-Niveau. Der Europa-Verkehr blieb mit 78 Prozent dahinter zurück. Grund ist hier vor allem der Rückzug europäischer
Punkt-zu-Punkt-Airlines vom deutschen Markt. Während das Angebot dieser Fluggesellschaften ihr Europa mit 103 Prozent bereits das Niveau von 2019 übersteigt, beträgt es in Deutschland lediglich 63 Prozent. Das Sitzplatzangebot im innerdeutschen Verkehr erreichte 47 Prozent des Niveaus von 2019. Hier machte sich weiterhin die Verlagerung auf Straße und Schiene sowie die vermehrte Nutzung von digitalen Kommunikationsmöglichkeiten bemerkbar.
Warnung vor Verlagerung von Verkehrsströmen an Drehkreuze außerhalb der EU
Mit Sorge blickt die deutsche Luftverkehrswirtschaft unterdessen auf den Trend zur Verschiebung von Verkehrsströmen nach Asien und Afrika über Drehkreuze außerhalb der EU. Eine langjährige Analyse der Passagierströme durch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt einen sinkenden Anteil der Nonstop-Verbindungen von und nach Deutschland. Vor allem Fluggesellschaften aus der Türkei und dem Nahen Osten profitieren von wettbewerbsverzerrenden Belastungen für europäische Unternehmen. „Durch die nicht wettbewerbsneutrale Ausgestaltung des EU-Klimapaketes ‚Fitfor55‘ droht eine weitere Verlagerung der Verkehre an Non-EU-Drehkreuze. An diesen gelten die europäischen Klimaschutzbestimmungen nicht“, warnt BDL-Hauptgeschäftsführer von Randow. „Damit ist für den Klimaschutz nichts gewonnen, denn die Emissionen werden so lediglich in andere Regionen der Welt verlagert.“
Bei der Luftfracht wirkten sich in der ersten Jahreshälfte 2023 die Eintrübung der Weltwirtschaft, die gestiegenen Energiepreise sowie das Ende der Corona-Pandemie auf das Frachtvolumen aus. An deutschen Flughäfen wurden 2,3 Millionen Tonnen Güter verladen. Das sind rund zehn Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, der Corona-bedingt von einer überproportional hohen Nachfrage geprägt war. Trotz der leicht rückläufigen Frachtmengen konnten die deutschen Luftfrachtstandorte ihre Spitzenposition in Europa verteidigen.
Weiteres Wachstum des Luftverkehrs in Deutschland erwartet
Die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland wird sich in den kommenden Monaten weiter fortsetzen. Die deutsche Luftverkehrswirtschaft erwartet in den Monaten August bis Februar 2024 einen Anstieg der Passagierzahlen um 10 bis 15 Prozent im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmonaten. Das Angebot erreicht in der Spitze bis zu 88 Prozent des Niveaus von 2019. In Europa wird der Luftverkehr den Einbruch überwunden haben: Das Angebot steigt auf 101 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.
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