Seit April 2023 hat die Neuroradiologie am Klinikum Darmstadt einen neuen leitenden Oberarzt. Mit Dr. Yigit Özpeynirci ist es gelungen, einen sehr versierten interventionellen Neuroradiologen aus der Universitätsklinik Großhadern in München nach Darmstadt zu holen, der die hochmodernen Techniken der minimalinvasiven Gefäßeingriffe am gehirnnahen Gefäßsystem beherrscht. Dies ist unter anderem für die zügige und erfolgreiche Behandlung von Schlaganfällen von ganz entscheidender Bedeutung.
Unter anderem bringt er eine ganz neue Technik für die Behandlung von Aneurysmen mit nach Südhessen. Mit einem Minischirm aus Maschengeflecht namens „Contour“ verschließt er intrakranielle Aneurysmen (Blutgefäßerweiterungen im Gehirn). Diese Technik hat er bereits an seinem letzten Arbeitsort angewandt, der Uniklinik München im Team von Prof. Dr. Thomas Liebig. Der Vorteil: „Das Schirmchen lässt sich direkt am Eingang des Aneurysmas platzieren und dringt damit nicht tief in die zerbrechliche Kuppel der erkrankten Struktur ein und unterbricht dort den Blutfluss. Bisher gibt es diese Methode erst an sehr wenigen Universitätskliniken und Zentren in Deutschland.“
Das Material, das aus den USA kommt, ist dort noch nicht zugelassen. In Europa aber bereits seit 2020. „Wir wissen aus ersten Studien und aus unseren Erfahrungen, dass es weniger Risiken birgt als andere Therapiemethoden für sonst schwer behandelbare Aneurysmen im Gehirn. Somit ist es eine gute Alternative zu den herkömmlichen Stent-gestützten-Verfahren“, erläutert der leitende Oberarzt Özpeynirci.
Dr. Yigit Özpeynirci behandelt Patientinnen und Patienten (geplant und im Notfall) mit neurovaskulären Erkrankungen (akute Gefäßverschlüsse, Einengungen der Halsschlagader und der Hirngefäße, chronische Subduralhämatome (Einblutung zwischen zwei Hirnhäuten), Gehirnaneurysmen und Gefäßmissbildungen). Kürzlich hat er die erste Patientin mit einem Aneurysma mit „Contour“ behandelt. Dies ist der erste Fall in Darmstadt.
Laut Dr. Özpeynirci erweitert das Schirmchen das Spektrum von Aneurysmen, die man endovaskulär minimal invasiv operieren kann. Ein wichtiger Vorteil der Behandlung gegenüber herkömmlichen Verfahren ist, dass hiermit das Komplikationsrisiko der Behandlung deutlich sinkt. Ohne dieses Verfahren wurden bisher diese Aneurysmen mit aufwendigeren Methoden (Implantation von Stents) versorgt und die Patientinnen und Patienten mussten danach lebenslang Medikamente einnehmen.
Weitere Vorteile des neuen Verfahrens liegen darin, dass die Eingriffszeit sehr kurz ist und die Behandlung zu einer vollständigen Verödung des Aneurysmas führt. Das Minischirmchen verankert sich von selbst und kann bei Korrekturbedarf wieder in den Einbringungsmechanismus zurückgezogen werden, um eine Neupositionierung zu ermöglichen, bis die beste Lokalisation im Gefäßsystem gefunden ist. Nach der Einbringung in seine endgültige Position bietet das Implantat über sein Netz Raum für das Wachstum von körpereigenen Zellen, wodurch das Aneurysma schließlich verödet wird.
„Wir haben das Ziel als neurovaskuläres Zentrum zertifiziert zu werden und sind derzeit auf gutem Wege. Die Bedeutung gerade einer hochmodern aufgestellten interventionellen Neuroradiologie in diesem Bereich ist jetzt schon sehr hoch und wird nicht nur im Rahmen der Schlaganfallversorgung weiter erheblich zunehmen. Wir sind von daher sehr froh, dass es uns gelungen ist, mit Herrn Dr. Özpeynirci einen anerkannten und versierten Experten für uns zu gewinnen. Von der neuen interdisziplinären Zusammenarbeit mit unserer großen Klinik für Neurologie, der Neurointensivmedizin und der Klinik für Neurochirurgie sowie der Klinik für Gefäßmedizin werden unsere Patientinnen und Patienten in hohem Maße profitieren“, so der medizinische Geschäftsführer Dr. Jörg Noetzel.
Zum Neurovaskulären Zentrum:
Das Neurovaskuläre Zentrum lebt von der interdisziplinären Zusammenarbeit und Fallbesprechung: Es ist eine überregionale Versorgungsstruktur, in der alle Patient*innen mit neurovaskulären Erkrankungen, auch seltenen Krankheitsbildern, interdisziplinär auf hohem Niveau unter besonderer Berücksichtigung innovativer Therapiekonzepte versorgt werden können. Dabei werden sowohl Prävention als auch Akutbehandlung und Sekundärprävention berücksichtigt. Von einem interdisziplinären Expertenteam werden Patienten und Patientinnen mit Schlaganfällen, Subarachnoidalblutungen (SAB), Gefäßverengungen, Aneurysmen und Missbildungen (Arterio-venöse Malformationen und Fisteln, Kavernome) an Gefäßen des Gehirns oder des Rückenmarks sowie Gefäßentzündungen beraten und behandelt. Das Zentrum verfügt über alle personellen und modernen apparativen Möglichkeiten, um neurovaskuläre Erkrankungen nach den aktuellen Standards zu behandeln.
Dabei ist das neurovaskuläre Zentrum seit Dezember 2015 auch Teil des Interdisziplinären Neurovaskulären Netzwerk Rhein-Main (INVN Rhein-Main). Mehr im Internet unter: invn.de
Beteiligte Kliniken:
Klinik für Neurologie und Neurointensivmedizin, Institut für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin, Klinik für Neurochirurgie, Klinik für Gefäßmedizin, Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie, Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Zentrale Notaufnahme.
Das Klinikum Darmstadt ist der kommunale Maximalversorger in Südhessen und das einzige Krankenhaus der umfassenden Notfallversorgung (höchste Versorgungsstufe). Ende 2020 hat das Klinikum Darmstadt seinen Zentralen Neubau in Betrieb genommen: An einem Ort stehen 1000 moderne Betten in komfortablen Stationen bereit. Das Krankenhaus zeichnet sich durch eine moderne Medizintechnik, weitgehende Digitalisierung, ein umfassendes Qualitätsmanagement, zahlreiche Zertifizierungen – wie etwa als Onkologisches Zentrum – und eine breit aufgestellte hervorragende Krankenhaushygiene aus. Vier Intensivstationen, eine IMC, 25 OP-Säle, 22 Kliniken und Institute, von der Augenheilkunde bis zur Zentralen Notaufnahme: Bei speziellen diagnostischen und therapeutischen Verfahren hat das Klinikum Darmstadt für die Region Alleinstellungsmerkmale. Es ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Frankfurt und Mannheim/Heidelberg und für Pflege in Kooperation mit der FOM Hochschule. Zur GmbH, die der größte kommunale Arbeitgeber ist, gehören 3.350 Mitarbeitende. Ein MVZ sowie ein Altenpflege- und ein Wohnheim und Servicegesellschaften komplettieren den Gesundheitsdienstleister. Das Klinikum Darmstadt bietet allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vielfältige Arbeits-, Fortbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen: für Ärzt*innen, für PJ-Studierende, für Pflegekräfte und Pflegefachpersonen und viele Berufe mehr. Tariflohn ist für uns eine Selbstverständlichkeit – auch in unseren Alten- und Pflegeheimen.
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