Die ORC Worlds 2023, die Weltmeisterschaft der Seesegler vor Kiel, nimmt Fahrt auf. Am Freitag (4. August) checkten die Crews und Yachten im Olympiazentrum von Kiel-Schilksee ein, und das Vermesserteam um den ORC-Chefvermesser Zoran Grubisa ging an die Arbeit: Sämtliche 113 Boote sind bis Sonntag einer Kontrolle zu unterziehen. Zudem stehen für die Wettfahrtleitungen mit ihrem Principal Race Officer (PRO) Eckart Reinke die letzten Abstimmungen an, um am Sonntag (6. August) um 15 Uhr ins Practice Race und dann am Montag (7. August) um 11 Uhr in die erste Wettfahrt zu starten. Offiziell eröffnet wird die WM am Sonntag (6. August) mit dem feierlichen Einmarsch der Mannschaften im Olympiazentrum um 19 Uhr. Sechs Tage später, am Sonnabend (12. August), sollen die ORC-Weltmeister in drei Klassen feststehen.

Die ersten beiden Tage der WM stehen ganz im Zeichen der Vermesser: „Es ist das Vermesserfestival“, sagt PRO Reinke mit einem Lachen und erklärt: „Das ist so etwas wie der TÜV für die Boote.“ Für Zoran Grubisa und sein Team sind es arbeitsreiche Stunden, bevor die Boote auf den Race Course können: „Wir haben fünf Vermesserteams in Kiel, die in jeweils einer dreiviertel Stunde ein Boot überprüfen – bis zu zehn Boote am Tag.“ Auf der Checkliste stehen die Überprüfung des Safety Equipments, der weiteren Ausstattung des Bootes und die Segel. „Bisher gab es keine Probleme, und wir erwarten auch nicht wirklich welche. Bei den vergangenen Meisterschaften waren die Checks immer okay, und eine große Zahl der Crews ist WM- oder EM-erfahren“, so Grubisa. Aber auch nach dem Vermessungsmarathon ist für die Teams von Zoran Grubisa noch nicht Schluss: „Während des Langstrecken-Rennens haben wir etwas Pause, aber an den weiteren Wettfahrttagen werden wir pro Gruppe drei Yachten nachkontrollieren – vorrangig von den Top-Booten. Damit wollen wir sicherstellen, dass keine Yacht Weltmeister wird, die nicht nachkontrolliert wurde.“

Für die Wettfahrtleitungen beginnt die WM am morgigen Sonnabend mit der internen Besprechung. Auf drei unterschiedlichen Bahnen werden die drei ORC-Klassen auf die Kurse geschickt. „Um das zu gewährleisten, haben wir 45 Leute in den Wettfahrtleitungen. Auch wenn alle Teams ihren eigenen Stil haben, sollen natürlich alle auf einem Niveau arbeiten. Deshalb stimmen wir uns eng ab“, erklärte Reinke. Dazu steht auch bei den Startschiffen sowie den Motorbooten die Ausrüstung an. „Das sind Routineaufgaben, denn alle Mitglieder der Wettfahrtleitung sind sehr erfahren. Unser Motto ist: Wir machen es wie zur Kieler Woche, denn die Kieler Woche ist weltmeisterlich.“ Mit dem hauptberuflichen Wettfahrtleiter Stefan Kunstmann und Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein betreut ein Team die großen Yachten (ORC A) auf Bahn Alpha, das viele der Mannschaften von anderen Großevents kennt. Auf Bahn Delta agieren Peter Doepgen und Andreas Herbst als ein eingespieltes Duo gemeinsam mit Claudia Langenhan für die ORC B. Und die große Gruppe der ORC-C-Yachten werden von Laura Kühlewind und Bence Kárpáti über den Kurs Kilo geschickt. „Laura bringt große Erfahrung als Seebahn-Chefin der Warnemünder Woche mit und hat das nötige Durchsetzungsvermögen. Bence kommt aus Ungarn und bringt sich bei uns ein“, so Reinke.

Zum Practice Race am Sonntag werden Wettfahrtleitungen und Seesegler schon einmal das Zusammenspiel testen könne. Ernst wird es dann am Montag: Ab 11 Uhr werden die Seesegler in vier Startgruppen auf die Langdistanz geschickt. Der Start wird publikumsfreundlich in der Kieler Innenförde vor dem Sportboothafen Düsternbrook platziert. Und es dürfte gleich rasant über die Linie gehen. Denn es ist ein kräftiger Westwind angekündigt, der die Flotten auf die Ostsee treibt. „Laut aktueller Vorhersage erwarten wir Winde in der Spitze mit Geschwindigkeiten von über 30 Knoten. Es wird aber alles segelbar sein, denn der Kurs der Langstrecke ist so ausgelegt, dass er weitgehend durch geschütztes Gebiet führt. Wir erwarten keinen großen Seegang, der eine Belastung für die Boote darstellen würde. Und auf den starken Wind kann man sich mit einer Reduzierung der Segelfläche einstellen“, erklärt Reinke. Alle Teams müssen ihr Großsegel entweder auf 40 Prozent der Fläche reffen können oder ein Trysegel an Bord haben. „Deshalb gibt es auch keinen Grund, über eine Verschiebung des Rennens nachzudenken. In den Sailing Instructions ist klar gestellt, dass es keine Windspeed-Limits gibt.“ Zur ersten Belastungsprobe wird das Langstreckenrennen durch die dänische Südsee dennoch. Während die großen Yachten nach dem Start am Montagmorgen bereits in den Morgenstunden des Dienstag im Ziel erwartet werden, könnte sich das Rennen für die kleineren Yachten bis zu 30 Stunden hinziehen. So ist zumindest der Plan der Wettfahrtleitung. „Unser absolutes Zeitlimit liegt bei 36 Stunden, aber wir wollen allen die Gelegenheit geben, am Dienstagabend ein Feierabend-Bier am Steg zu genießen“, so Reinke.

Vorläufiger Zeitplan der ORC-Weltmeisterschaft (4. bis 12. August 2023):  

  • Samstag, 5. August: Registrierung und Vermessung
  • Sonntag, 6. August: Vermessung, Trainingsrennen und Eröffnungsfeier
  • Montag, 7. August, bis Freitag, 11. August: Wettfahrten
  • Samstag, 12. August: Abschlussrennen und Siegerehrung
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