Ziel der Handwerksorganisation sei, so beschreibt es der bei der Vollversammlung ausgelegte handwerkspolitische Bericht, dass die Branche gestärkt aus dem Strukturwandel, den demografischen Umbrüchen und der geopolitischen Zeitenwende hervorgehe. Dafür müsse die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, indem sie die berufliche Ausbildung aufwertet, Gründungen und Innovationen fördert, die Digitalisierung endlich konsequent umsetzt und Zuwanderung erleichtert. „Wirtschaftlicher Erfolg und Kampf gegen den Klimawandel dürfen keine Gegensätze sein, sondern müssen zusammen gedacht werden.“ Reichhold: „Wir wünschen uns mehr politisches Fingerspitzengefühl von den Parteien und eine ganzheitliche Strategie, die bei der Erreichung der Klimaziele die technologischen Gegebenheiten im Blick behält sowie die Kompetenz der Wirtschaft und des Handwerks einbezieht und sich zunutze macht“. Unternehmen wie Bevölkerung müssten mitgenommen werden bei Gesetzen dieser Tragweite, die für die nächsten Jahrzehnte die Weichen im Energie-und Wärmemarkt fundamental neu stellen.
Erfreulich sei, dass bei den Änderungen am Gesetzentwurf zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) zentrale Forderungen des Handwerks aufgegriffen wurden: Dazu gehört etwa die richtige "Reihenfolge", wonach erst beim Vorliegen einer kommunalen Wärmeplanung die Verpflichtung zum Einsatz von 65 Prozent Erneuerbaren Energien greift. Das entzerrt die Fristen und dürfte auch dazu führen, dass die kommunale Wärmeplanung und deren rechtliche und politische Vorgaben für Bestandsgebäude richtigerweise vorangeht. „Nicht nur die energetische Qualität der Gebäudehülle, auch Standortfaktoren wie Grundstücksgröße, Abstandsflächen, Einhaltung von Emissionsgrenzwerten sollten einbezogen werden. Wer zum Beispiel an ein Fernwärmenetz angeschlossen ist, benötigt keine Wärmepumpe“, erklärte Reichhold. Richtig sei auch, dass der Verkauf von Heizungen ab 2024 nur mit einer Beratung erfolgen soll, die auf Auswirkungen der Wärmeplanung und mögliche Unwirtschaftlichkeit hinweise. Auch sei das Bekenntnis zu einer echten Technologieoffenheit richtig und positiv. Dass insbesondere Holzpellets und die Nutzung von Holzabfällen für holzverarbeitende Betriebe weiter möglich sind, sei gut und wichtig.
Sorgen bereiten dem Handwerk nach wie vor Lieferkettenprobleme bei Material für Photovoltaikanlagen. Vor der Vollversammlung erklärte Reichhold: „Vor einigen Jahren gab es in Deutschland noch eine nahezu vollständige PV-Lieferkette. Daher unterstützen wir den Vorstoß, die Produktion von Solarmodulen, Photovoltaik-Wechselrichtern und Komponenten wieder in Deutschland und Europa attraktiv zu machen.“ Mit den richtigen Rahmenbedingungen, wie beispielsweise attraktiven Investitions- und Kreditbedingungen sowie Genehmigungsverfahren, könne die Abwanderung von Produktionsstätten verhindert werden. „Die Kunden werden es den Fachbetrieben danken, wenn die Aufträge auch zeitnah umgesetzt werden können, weil das Material greifbar ist“, so der Kammerpräsident.
Um die notwendige Qualifizierung des Personals in Klimaberufen anbieten zu können, befasste sich das Gremium auch mit der Erweiterung der Bildungsakademie der Handwerkskammer in Stuttgart Weilimdorf. Sie trägt durch ihr Engagement in der überbetrieblichen Ausbildung insbesondere in den Gewerken Sanitär-Heizung-Klima, Kraftfahrzeugtechnik und Karosserie- und Fahrzeugbauer zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in diesen für die Transformation notwendigen Berufen bei. Auch durch das Angebot an Fort- und Weiterbildung wie beispielsweise zum Gebäudeenergieberater oder in der Meistervorbereitung qualifiziert sie die zukünftigen Führungskräfte und Existenzgründer des Handwerks. Reichhold betonte, dass die bestehenden Raumkapazitäten schon heute nicht ausreichend vorhanden sind und deshalb zusätzlich nachgefragte Fort- und Weiterbildung nur zeitverzögert oder gar nicht angeboten werden können. „Hier wollen wir die Kurse anbieten, die unsere Betriebe brauchen. Deshalb müssen wir nachlegen.“ Einstimmig votierten die Delegierten dafür, dass die geplante Erweiterung der Bildungsakademie bei den Zuschussgebern angezeigt wird, um das Bewilligungsverfahren anzustoßen. Bis Ende 2028 sollen die Werkstätten und Lehrräume einsatzbereit sein.
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