Auf dem deutschen Wohnungsmarkt wird es zunehmend enger. Zu diesem Ergebnis kommt eine zu Beginn des Jahres veröffentlichte gemeinsame Studie des Pestel-Instituts und dem Bauforschungsinstituts ARGE. Demnach droht 2023 ein Rekord-Wohnungsmangel von über 700.000 fehlenden Wohnungen. Eine Lösung sieht die Bundesregierung im modularen und seriellen Bauen. Im März startet sie zusammen mit dem Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ein europaweites Ausschreibungsverfahren. Unter dem Titel “Serielles und modulares Bauen 2.0” möchte das Bündnis daraus bis Herbst 2023 eine neue Rahmenvereinbarung ableiten. Was genau sich hinter dem Konzept des seriellen und modularen Bauens verbirgt und wie sich die beiden Bauformen unterscheiden – ein Gastbeitrag von Theresas Bruns, Comobau.

Modulares und serielles Bauen finden häufig in einem Atemzug Erwähnung. Tatsächlich jedoch handelt es sich um verschiedene Baukonzepte, die nicht zwingend miteinander verbunden sind.

Als seriell errichtete Gebäude gelten Typenbauten. Klassisches Beispiel sind Fertighäuser, die Bauträger so oder in sehr ähnlicher Form an mehreren Stellen errichten. Die dafür erforderlichen Baumaterialien lassen sich nach einem standardisierten Verfahren in Serie produzieren.

Kennzeichnend für das modulare Bauen hingegen ist, dass ein Großteil des Bauprozesses an einer zentralen Fertigungsstelle erfolgt. Anders als konventionelles Bauen erfolgt modulares Bauen somit überwiegend Off-site statt On-site am Baugrund. Anbieter fertigen einzelne Bauelemente ab Werk vor und liefern sie weitgehend vormontiert zum Grundstück. Der Grad der Vorfertigung kann dabei durchaus variieren. Beim Platten- und Holztafelbau erfolgt die Fertigung von Wand- und Deckenelementen ab Werk. Einen deutlich höheren Grad der Vorfertigung weisen Containerbauten auf. Hier werden ganze Raumeinheiten bereits vormontiert zum Baugrund geliefert.

Modulares Bauen ist nicht immer seriell

Auch wenn es oft der Fall ist: Modulares Bauen erfolgt dabei nicht zwangsläufig in Serie. So kann es sich bei einem Modulbau um ein vollständig individuell geplantes Gebäude handeln. Zwar dauert die Vorfertigung der Module hier üblicherweise länger als es bei seriell gefertigten Modulbauten der Fall ist, eine Zentralisierung der Bautätigkeit kann jedoch dennoch Sinn machen. Demnach erfolgt die Produktion in einer kontrollierten Umgebung, die das Qualitätsmanagement erleichtert und wetterunabhängig ist.

Andersherum handelt es sich nicht bei jedem Serienbau zwangsläufig um einen Modulbau. So lässt sich auch ein Gebäude Stein um Stein ganz ohne Fertigbauteile nach einem standardisierten Schema in Serie errichten.

Modulares und serielles Bauen als Schlüsseltechnologien gegen die Wohnungsnot

Das 2022 von Bundesbauministerin Geywitz ins Leben gerufene Bündnis für bezahlbares Wohnen sieht im modularen und seriellen Bauen als wichtige Schlüsseltechnologien. Ziel des Bündnisses ist es, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen. Darin vorgesehen ist auch, dass einmal erteilte Typengenehmigungen künftig bundesweit statt wie bisher auf Landesebene gelten sollen.

Modulares Bauen erweist sich dabei als besonders effizient. So erfolgt die Fertigung meist computergestützt in einer optimierten Produktionsumgebung. Einige Arbeitsschritte sind automatisiert, was Zeit und Ressourcen spart. Verzögerungen durch Witterung oder konsekutive Gewerke lassen sich so weitestgehend vermeiden. Dabei macht eine zentralisierte Produktion von Bauteilen auch unter ökologischen Gesichtspunkten Sinn. So gestaltet sich das Recyclen von Bauabfällen an einer zentralisierten Produktionsstätte deutlich leichter als es auf einer temporären Baustelle der Fall ist.

Status Quo

Innerhalb der Baubranche fristet das modulare und serielle Bauen derzeit jedoch noch ein Nischendasein. So kommt die Studie “Modular. Digital. Integriert. Vorgefertigt.” des BIM Centers Aachen zu dem Ergebnis, dass lediglich 2 Prozent des Gesamtumsatzes des Baugewerbes auf Modulbauten entfallen.

Grund dafür könnten die 10 bis 20 Prozent höheren Kosten gegenüber dem konventionellen Bauen sein. Laut Studie bestehe der Kostennachteil weniger in der Gebäudehülle als in dem steigenden Grad der Haustechnik. Die Einbeziehung von Heizung, Lüftung und Medien-Infrastruktur in den Produktionsprozess erweist sich als schwierig. Hier bleibt abzuwarten, wie gut die Integration von gebäudetechnischen Anlagen in den Produktionsablauf gelingt.

Zur Autorin

Theresa Bruns ist federführend für Inhalte auf Comobau.de. Die Plattform bringt Interessenten für mobiles und modulares Bauen mit entsprechenden Anbietern zusammen. Vom Tiny House über Mobilheime bis hin zum Bürocontainer erhalten Nutzer aus über 200 Inseraten eine Übersicht verschiedener Händler und Hersteller.

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