Seit dem 26. März 2021 leiten Ludger Plaßmann und Dr. Michael Marrett-Foßen als Führungs-Duo die Geschicke des Fachverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hamburg (FGL HH). Plaßmann löste damals Thomas Schmale als Verbandsvorsitzender ab, Marrett-Foßen hat das Amt des Hauptgeschäftsführers seit 16 Jahren inne. In diesem Sommer feiern beide ihren 60. Geburtstag – Michael Marrett-Foßen am 15., Ludger Plaßmann am 17. Juli. Ein guter Anlass, um im Gespräch mit der Pressereferentin Antje Kottich ein Fazit zu ziehen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Herr Marrett-Foßen, Herr Plaßmann, Sie beide engagieren sich seit vielen Jahren ehren- beziehungsweise hauptamtlich für den Garten- und Landschaftsbau in Hamburg. War früher alles besser?

Michael Marrett-Foßen: Es war nicht besser, es war anders. Die Digitalisierung hat das Tagegeschäft und die Informationspolitik im Verband dynamischer und schnelllebiger gemacht. Wir agieren und reagieren stärker am Puls der Zeit und sind quasi rund um die Uhr erreichbar. Das erfordert eine größtmögliche Flexibilität.

Ludger Plaßmann: Die Flexibilität gilt allerdings nicht für die Bürokratie, die in Hamburg immer sperriger wird. Das ist ein großes Problem für unsere Branche. Früher hatten die Landschaftsgärtner:innen einen viel direkteren Draht zu den Behörden der Hamburger Bezirke. Häufig reichte ein Telefonat für eine Entscheidung. Dann hat man ein Fax geschickt und es einige Minuten später mit einem „Genehmigt“ wiederbekommen. Heute haben wir es mit einem enormen bürokratischen Rattenschwanz zu tun, hinter dem sich die Zuständigen gern verstecken, um nicht persönlich angreifbar zu sein.

Michael Marrett-Foßen: Das stimmt! Wir reden seit zehn Jahren darüber, die Bürokratie zu entschlacken, aber es wird immer schlimmer!

Ludger Plaßmann: Es gibt aber auch Entwicklungen zum Positiven! Zum Beispiel die flacheren Hierarchien in den GaLaBau-Unternehmen, die die Kommunikation mit den Mitarbeitenden viel offener machen. Sie trauen sich heute eher Kritik zu äußern ohne befürchten zu müssen, dass dies zu Sanktionen führt.

Liegt das am Fachkräftemangel oder an einem moderneren Führungsstil?

Ludger Plaßmann: Ich denke, es ist beides. Der Fachkräftemangel ist sicher ein Grund dafür, dass sich die Mitarbeitenden ihres Wertes bewusster sind und entsprechend selbstbewusst gegenüber Vorgesetzten auftreten.

Trotz der aktuellen Krisen stehen die GaLaBau-Fachbetriebe in der Elbmetropole Hamburg nach wie vor gut da: Der rot-grüne Senat investiert ins Stadtgrün, es gibt zahlreiche städtebauliche Projekte und viele Privatleute sind hier etwas weniger zurückhaltend als in anderen Teilen Deutschlands. Blicken Sie entspannt in die Zukunft?

Michael Marrett-Foßen: Entspannt würde ich nicht sagen, aber durchaus hoffnungsvoll! Wir wachsen mit unseren Aufgaben – und von denen gibt es wahrlich genug. Zum Beispiel den Klimawandel, bei dessen Bekämpfung die Hamburger Landschaftsgärtner:innen eine wichtige Rolle spielen. Unser Verband und seine Mitglieder möchten Ansprechpartner und Partner für die Politik und Verwaltung sein. In Hamburg haben wir bereits sehr viel erreicht, zum Beispiel als erster Landesverband eine Gründachstrategie entwickelt, die heute im Weißbuch Stadtgrün steht und Vorbild für viele andere Bundesländer ist. Der Fachkräftemangel und die Nachfolge in vielen Betrieben sind aber auch in Hamburg Herausforderungen, die es zu lösen gilt.  

Wie ist die aktuelle Stimmung unter den Mitgliedern des FGL HH?

Ludger Plaßmann: Da kann ich nur sagen: Siehe Sommerfest! Wir hatten in diesem Jahr die zweithöchste Teilnehmerzahl, seit wir die Sommerfeste im Hamburger Haus des Landschaftsbaus ausrichten – und das spricht meiner Ansicht nach für eine große Zufriedenheit unter den Mitgliedern. Ich habe den Eindruck, dass vor allem die kleineren und mittleren Betriebe positiv gestimmt sind, weil sie flexibler auf Veränderungen reagieren können. Außerdem betreuen diese Betriebe häufig Privatkunden – und diese sind in der Metropolregion Hamburg dankenswerterweise in vielen Fällen nach wie vor bereit, Geld für Landschaftsgärtner:innen auszugeben. Bei großen Unternehmen spüre ich ein wenig mehr Skepsis, die aber weit entfernt von Weltuntergangsstimmung ist. Großbetriebe müssen vor allem damit umgehen, dass sich große Projekte im Zeitplan nach hinten verschieben.

Michael Marrett-Foßen: Ich würde die Stimmung ebenfalls als gut bezeichnen. Auch nach den gerade abgeschlossenen Tarifverhandlungen. In Hamburg ist die Auftragslage im Baugewerbe immer noch gut. Es gibt nach wie vor funktionierende Förderprogramme im Wohnungsbau, und hiervon profitieren auch unsere Mitglieder. Diese sind meiner Ansicht nach gern im Hamburger Fachverband. Man kennt und unterstützt sich, denn im Stadtstaat sind die Nähe und der Austausch intensiver als in großen den Flächenländern. Wir als Verband können bei akuten Problemen oft auf kurzem Wege helfen.

Herr Plaßmann, als Sie im März 2021 den Verbandsvorsitz übernahmen, sagten Sie, Sie möchten den Dienstleistungsgedanken des Hamburger Fachverbandes nach vorn stellen. Ist dies gelungen?

Ludger Plaßmann: Ich glaube ganz bestimmt, dass wir, zum Beispiel mit unseren

Meisterkursen, dem Unternehmens-Check, dem umfangreichen Seminarprogramm und der bundesweit einzigartigen GaLaBau-Fachtagung, ein breit gefächertes Dienstleistungs-Paket für unsere Mitgliedsunternehmen bereitstellen. Aber natürlich sprechen wir im Vorstand und in der Geschäftsstelle darüber, wie wir noch besser werden können. Wir überlegen unter anderem, wie wir den Mitgliedern mit einer Art „Bürokratie-Service“ helfen können, die bürokratischen Hürden besser zu meistern. Zum Beispiel, ob der Verband die Betriebe bei der arbeitsmedizinischen Betreuung unterstützen kann. Das sind Bereiche, die man durchaus outsourcen und in denen der FGL HH helfen könnte, passende Dienstleister zu vermitteln.

Würden Sie sagen, dass die Mitgliedsbetriebe des FGL HH ihre Kräfte und Kompetenzen bündeln und die Branche im Hamburg gemeinsam voranbringen?

Michael Marrett-Foßen: In Hamburg schmieden nicht nur die GaLaBauer Allianzen, sondern der „Bau“ als Ganzes spricht mit einer Stimme. Ich nenne an erster Stelle die HBAW, die Hamburger Bau- und Ausbauwirtschaft, in der auch der FGL HH Mitglied und Ludger im Vorstand ist. Das Bündnis kommuniziert dem Hamburger Senat und den Behörden sehr gezielt die Wünsche, Anliegen und Probleme der Hamburger Bauwirtschaft und seiner angrenzenden Gewerke. Da geht es um zentrale Themen wie die Entbürokratisierung und das Handwerkerparken.

Ludger Plaßmann: Innerhalb des Verbandes bündeln wir unsere Kräfte aktuell zum Beispiel stark in Bezug auf die Hamburger Baumschutzsatzung und nehmen die Hamburger Behörde hier unter Feuer. Vor Zwei Wochen ist ein weiteres Schreiben an den zuständigen Hamburger Staatsrat Wolfgang Michael Pollmann rausgegangen, in dem wir einmal mehr unsere Gesprächsbereitschaft signalisieren und konkrete Vorschläge zur Optimierung machen. Hier passiert also auch eine Menge!

Personalsituation, Nachfolge, Mitgliederwerbung – wie in vielen Landesverbänden gibt es auch im FGL HH einige Baustellen. Was sind Ihre Pläne für die kommenden Jahre, wie möchten Sie den Verband zukunftsfähig machen?

Ludger Plaßmann: Wir sind dabei, den Vorstand aktiv zu verjüngen. Unsere drei jungen Beisitzer:innen werden nach und nach die ausscheidenden Vorstandsmitglieder ersetzen. Hier sind wir somit sehr gut aufgestellt! Aber natürlich müssen wir uns auch frühzeitig Gedanken darüber machen, wer Michael und mir als Verbandsgeschäftsführer und Vorsitzender nachfolgen wird. Ein wichtiger Punkt in Sachen Zukunftsfähigkeit ist für uns auch die enge Kooperation mit unseren norddeutschen Schwesterverbänden. Mit dem schleswig-holsteinischen Landesverband treten wir bereits mit einer gemeinsamen Homepage und einer gemeinsamen Social Media-Präsenz auf. Den Landschaftsgärtner-Cup Nord führen wir in Zusammenarbeit mit den Landeverbänden Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern durch. Und mit dem Fördergesellschaft Landesgartenschauen Norddeutschland haben wir eine Dachorganisation der norddeutschen Gartenverbände, die sich aktiv für die Ausrichtung von Landesgartenschauen im Norden einsetzt.

Michael Marett-Foßen: Wir müssen uns etwas Zeit geben, um die Geschäftsstelle langfristig zukunftsfähig aufzustellen und kompetente Nachfolger:innen für die Positionen zu finden und aufzubauen, die im Laufe der kommenden Jahre vakant werden. Wir haben vielleicht noch fünf Jahre, dann muss die neue Crew stehen. Diese Zeit möchten und müssen wir intensiv nutzen, die Augen offenhalten und unsere Fühler in alle Richtungen ausstrecken. Ich kann mir auch vorstellen, die Geschäftsstelle neu zu strukturieren und meinen Nachfolger bereits ein oder zwei Jahre vor der Amtsübernahme in den Verband zu holen, um den Wechsel peu à peu vorzubereiten und zu vollziehen. Wir sind hier offen und flexibel. Mein Ziel ist es, den FGL HH, der einen Großteil meines Berufslebens mein Mittelpunkt war, in gute Hände zu geben!

Ich danke Ihnen für das Gespräch!

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