Anders als bei den seit Jahren zur europäischen Spitze gehörenden Männern gehen die deutschen Frauen in beiden Wettbewerben eher mit Außenseiterchancen ins Rennen. „Unser Fokus dürfte in den nächsten Wochen vor allem darauf liegen, den Klassenerhalt in der Europameisterschaftsserie zu schaffen“, so Gesine Adler. „Aber wir werden alles daransetzen, in beiden Wettbewerben für die eine oder andere Überraschung zu sorgen und zu zeigen, dass auch wir uns als Team weiterentwickelt haben.“
Die Hannoveranerin hat mit acht Jahren dank einer Klassenkameradin zum Rugbysport gefunden. Ihre ersten Schritte mit dem ovalen Sportgerät machte sie beim TSV Victoria Linden, wechselte dann aber mit 17 zu Lokalrivale SC Germania List, weil Victoria kein Frauen- Team stellen konnte. Bereits seit 2017 ist sie Teil der Nationalmannschaft. Dabei hat sie bis zum Beginn der Corona-Pandemie auch ein paar 15er-Länderspiele absolviert, konzentriert sich seitdem aber ausschließlich auf die olympische 7er-Variante.
Nationaltrainer Max Pietrek beschreibt seine Spielerin so: „Gesine verfügt nicht nur über sehr gute athletische Voraussetzungen, sie versteht das Spiel auch sehr gut. Sie kann Gegnerinnen mit ihrer Geschwindigkeit wie mit ihrer Körperlichkeit schlagen, hat aber auch ein so gutes Skillset, dass sie ebenso als Ballverteilerin in der Mitte gut agieren kann.“
Mit ihrer Rugby-Leidenschaft ist die Studentin der Sport- und Lebensmittelwissenschaften im Hause Adler auch nicht allein. Zwar hatten ihre Eltern keinerlei Berührungspunkte mit diesem Sport, aber Bruder Hannes hat es mittlerweile auch schon in den erweiterten Kader der 7er- Rugbymänner in Rugby Deutschland geschafft.
Die nun anstehenden Turniere in der Europameisterschaft und der Olympia-Qualifikation gehören für die 22-Jährige zu den absoluten Highlights ihrer noch jungen Nationalmannschaftslaufbahn. „Wir können ja leider nicht so viele Turniere spielen, und dann sind solche Turniere auf diesem Level natürlich etwas Besonderes“, sagt Gesine Adler. „Auch wenn unser Ziel vor allem der EM-Klassenerhalt ist, so freut sich doch jede bei uns im Team auf so ein Riesenevent wie die Olympia-Qualifikation bei den European Games.“
Bei der EM soll für die Rugby-Deutschland-Frauen am Ende bestenfalls eine Top-6- Platzierung herausspringen. Man wisse, dass das ein hochgestecktes Ziel sei, aber man traue sich sowohl in Portugal als auch später in Hamburg durchaus zu, jeweils das Viertelfinale zu erreichen. Zuletzt hatte sich das Team auch in einer guten Form gezeigt. „Wir sind zwar im Durchschnitt ein sehr junges Team, spielen aber jetzt auch schon zwei, drei Jahre in dieser Konstellation zusammen. Dazu stoßen jetzt noch drei Spielerinnen zum Team, die uns sicher auch sofort weiterhelfen können. Von daher dürfen wir auch zuversichtlich sein, dass wir am Ende sowohl in der EM-Serie als auch beim Olympic Qualifier am Ende eine gute Platzierung erreichen und positiv auf uns aufmerksam machen können.“
Dabei ist die Vorfreude auf das Heimturnier in Hamburg besonders groß. „Für viele im Team, wenn nicht für alle, ist es das erste Mal, dass sie sich auf diesem hohen Level in Deutschland den eigenen Fans, den Freunden und Familien präsentieren und hoffentlich gute Werbung für das Frauen-Rugby in Deutschland betreiben können. Das wird ein echtes Highlight, und wir hoffen natürlich, dass viele, viele Fans den Weg nach Hamburg finden und dazu beitragen, dass es auch stimmungsmäßig ein denkwürdiges Event wird.“
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