In einem aufwendigen Forschungs- und Restaurierungsprojekt wurde eines der wertvollsten Musikinstrumente der Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) in den vergangenen fünf Jahren wissenschaftlich untersucht und konservatorisch bearbeitet. Es handelt sich um ein prachtvoll mit Chinoiserien und Malerei dekoriertes Cembalo aus der Werkstatt von Pascal Taskin in Paris. Das 1787 gebaute Instrument gehört zur weltbedeutenden Sammlung historischer Tasteninstrumente – eine Schenkung des Ehepaars Prof. Dr. Andreas Beurmann und Heikedine Körting-Beurmann im Jahr 2000. Zum 300. Geburtstag seines Erbauers Pascal Taskin ist das optisch wie akustisch gleichermaßen prächtige Instrument nun wieder im MK&G zu sehen und wird an den Konzertabenden des 22. Juni und 6. Juli 2023 zu hören sein.

Das vom Sammlungsleiter Olaf Kirsch initiierte Restaurierungsprojekt wurde durch die großzügige finanzielle Unterstützung von Heikedine Körting-Beurmann zusammen mit der Justus Brinckmann Gesellschaft sowie dem Hamburger Barockgeiger Thomas Pietsch ermöglicht.

PASCAL TASKIN (1723–1793)
Pascal Taskin, von dem heute nur noch neun Cembali weltweit überliefert sind, gehört zu den wichtigsten Instrumentenbauern des 18. Jahrhunderts. Er wurde 1723 in der belgischen Provinz Lüttich geboren. Nach einer Lehre in Paris übernahm er 1766 die Werkstatt seines im Alter von nur 36 Jahren verstorbenen Lehrmeisters François-Etienne Blanchet und heiratete dessen Witwe. Dies verschaffte Taskin Zugang zu höchsten Pariser Adelskreisen sowie den Titel des „Facteur de clavecin du roi“, des königlichen Cembalobauers.

Da es im 18. Jahrhundert in Frankreich einen regelrechten Hype um alte flämische Instrumente gab, täuschte Taskin bei dem nun restaurierten Cemablo vor, dass es sich um ein von ihm lediglich technisch modernisiertes Cembalo aus der berühmten Antwerpener Werkstatt der Familie Ruckers handeln würde. So konnte er es für ein Vielfaches des Preises, das ein Neuinstrument damals kostete, auf dem Markt anbieten. Überarbeitet wurde das Instrument später dann tatsächlich, in den Jahren 1866 und 1867 bei dem bedeutenden Pariser Klavierfabrikanten Henri Herz. Offensichtlich wurde das Instrument auch in dieser Zeit gespielt.

ERGEBNISSE DER RESTAURIERUNG
Eine sorgfältige Zustandsanalyse, Farb- und Materialuntersuchungen sowie Röntgenaufnahmen haben die verschiedenen historischen Bearbeitungsschichten des Instrumentes aufgedeckt. So konnte eine mehrfache Vergrößerung des Deckels festgestellt werden. Eine historische Farbfassung unter der heute sichtbaren Bemalung wurde ebenso entdeckt. Die Ergebnisse der unter der Leitung von MK&G-Restauratorin Carola Klinzmann durchgeführten Untersuchungen waren Grundlage für eine behutsame konservatorische Behandlung der luxuriösen Dekoration. Die adäquate Spielbarmachung wurde durch das Hamburger Atelier für historische Tasteninstrumente von Ulrich Weymar vorgenommen, in Abstimmung mit zwei international renommierten Experten – Jean-Claude Battault von der Pariser Cité de la musique und dem ebenfalls in Frankreich beheimateten Cembalo- und Fortepianobauer Christopher Clarke.

PROGRAMM

Donnerstag, 22. Juni 2023, 18 Uhr
Konzert von Studierenden der Klasse Prof. Bernhard Klapprott am Institut für Alte Musik der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar

Mit Werken für Cembalo und Clavichord des 16. bis 18. Jahrhunderts, darunter Musik von Marco Antonio Cavazzoni, William Byrd, Henry Purcell, Johann Jakob Froberger, Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, Jean-Henry d´Anglebert, François Couperin, Jean-Philippe Rameau und Jacques Duphly

Ort: Schümann-Flügel, Erdgeschoss
Im Museumseintritt inbegriffen

Donnerstag, 6. Juli 2023, 18 Uhr
Konzert von Studierenden der Klasse von Prof. Menno van Delft an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg

Mit Musik für Cembalo und Clavichord des 16. bis 18. Jahrhunderts

Ort: Schümann-Flügel, Erdgeschoss
Im Museumseintritt inbegriffen

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