Die Diskussionen um ChatGPT und Künstliche Intelligenz haben einmal mehr die Wahrnehmung dafür geschärft, mit welcher Macht technologischer Wandel auch in Zeiten wirtschaftlicher Abkühlung anhält. Innovation ist dabei nicht auf Digitalisierung beschränkt, auch wenn die Entwicklungen im IT-Bereich dem Fortschritt in vielen anderen Branchen zugrundeliegen. Laetitia-Zarah Gerbes (ACATIS Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH), Portfoliomanagerin des aktiv verwalteten Aktienfonds PRIMA – Zukunft, investiert in einen breiten Fächer von Unternehmen, deren Produkte und Dienstleistungen unseren Alltag in zehn Jahren beherrschen könnten. Auch echtes Kunststoff-Recycling könnte dazugehören.

FondsSuperMarkt: Die Veröffentlichung des ChatGPT hat dem Thema Künstliche Intelligenz einen neuen Wahrnehmungsschub verschafft. In welchen Bereichen ist der PRIMA – Zukunft an der Entwicklung von KI beteiligt?

Laetitia-Zarah Gerbes: ChatGPT zeigt uns, wie revolutionär künstliche Intelligenz sein kann. Viele Geschäftsbereiche werden durch den Einsatz von KI grundlegend verändert. Und der PRIMA – Zukunft möchte von dieser Entwicklung auf breiter Front profitieren. Der Fonds investiert u.a. in Software-, Hardware- und Cloud-Unternehmen, die aus unserer Sicht entscheidend von der Weiterentwicklung der KI profitieren können.

Im Cloud-Bereich investiert der PRIMA – Zukunft in die drei führenden Anbieter: Amazon AWS, Microsoft Azure und Google Cloud. Darüber hinaus investiert der Fonds in Alibaba und Tencent, den jeweils größten und drittgrößten Anbieter von Cloud Computing in China. Die Cloud stellt Rechen- und Speicherkapazitäten dezentralisiert zur Verfügung. So können Unternehmen über das Internet Serverkapazitäten abonnieren, ohne dafür selbst ressourcenintensive Serverfarmen aufbauen und betreiben zu müssen. Das Ergebnis: schnelleres Wachstum bei gleichzeitiger Steigerung der Produktivität. KI spielt in der Cloud eine Schlüsselrolle. Denn Cloud und KI verstärken sich gegenseitig. Einerseits bietet die Cloud, mit modernster Hardware und Software sowie mit Programmierplattformen, eine Grundlage für die Entwicklung von KI. Auf der anderen Seite werden KI-Anwendungen über die Cloud genutzt und sind sogar zunehmend für den Betrieb der Cloud selbst erforderlich.

Was die Software betrifft, so investiert der PRIMA – Zukunft in KI-Anwendungen für eine Reihe unterschiedlicher Branchen, u.a. in Biotechnologie, Gesundheit, Design, Landwirtschaft und Cybersicherheit. Ein Beispiel aus der Biotechnologie ist die Firma Schrödinger. Das Unternehmen entwickelt eine physikbasierte KI-Plattform zur Beschleunigung der Arzneimittelforschung. Auf der Suche nach neuen Medikamenten, scheitern derzeit 66 Prozent der Anträge in den vorklinischen Studien. Mit Schrödingers Software sollen Wirkstoffkandidaten kostengünstiger und schnell identifiziert werden. Dabei können, statt Tausenden, Milliarden von Wirkstoffkandidaten untersucht werden. Im Gesundheitssektor ist der Fonds beispielsweise über das Unternehmen Ping An in KI-Anwendungen, wie dem Diagnosetool „AskBob“, investiert. „AskBob“ scannt mithilfe von KI die neueste wissenschaftliche Literatur zu Krankheiten und deren Verlauf und gibt Ärzten Vorschläge für die Diagnose und Behandlung. Ziel ist dadurch die Zeiteinsparung und die Verringerung von Fehlern.

Im Hardwarebereich sticht Nvidia mit seinen fortschrittlichen Grafikkarten hervor. Sie sind das Herzstück der KI. Während Grafikkarten die Rechenleistung pro Jahr verdoppeln, können Prozessoren heute die Rechenleistung nur noch um das 1,1-Fache pro Jahr steigern.

FondsSuperMarkt: Ihr Haus, die ACATIS Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, hat in Webinaren begeistert von einem Besuch bei der französischen Biotech-Firma Carbios berichtet, wo man an einem enzymbasierten Kunststoff-Recycling forscht. Wie groß und wie reif schätzen Sie das Marktpotenzial dieser Technologie ein?

Laetitia-Zarah Gerbes: Die Technologie von Carbios funktioniert einwandfrei. Mit dem Bau einer industriellen Fabrik muss das Unternehmen als Pionier im biotechnologischen Recycling nur noch eines beweisen: dass das enzymbasierte Verfahren auch im großen Maßstab umsetzbar ist. Carbios besitzt nämlich bereits Partnerschaften zu namhaften Größen, darunter L’Oreal, die mit kleinen Produktionsmengen nur wenig anfangen können. Im Gegensatz zu Alternativen, wie dem mechanischen oder chemischen Recycling, entwickelt Carbios unter dem Einsatz von Gentechnik, hauseigene Enzyme, die PET-Flaschen und Textilabfälle in ihre Grundbestandteile (Monomere) zerlegen. Diese werden für die Herstellung von 100% recyceltem und recycelbarem PET wiederverwendet.

Wir von der ACATIS Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH haben das Unternehmen Carbios, mit Sitz in Clermont-Ferrand, vor Ort persönlich besucht, um das Marktpotenzial und die Funktionsweise der vorhandenen Technologie zu verstehen. In der Produktionshalle reichten riesige Reaktoren bis unter die Decke. In ihnen wird geschreddert und porös gemachtes PET-Plastik mit Wasser und Enzymen vermischt. Nach 24 Stunden bei einer Temperatur von nur 65 Grad Celsius zerkleinern die Enzyme lange Polymerketten in einzelne Monomere. Isoliert man diese von den Reststoffen, können sie direkt wieder für die Produktion von Verpackungen oder Flaschen verwendet werden. Und das in gleicher Qualität wie die Ausgangsprodukte. Bei herkömmlichen Recycling-Methoden verliert das Plastik mit jeder Recycling-Runde an Qualität und wird nach etwa fünf Runden unbrauchbar und daher verbrannt.

Wir sehen hier ein hohes Marktpotenzial. Jedes Jahr entstehen weltweit rund 350 Millionen Tonnen Plastikmüll. Nur etwa 10% des Plastikmülls wird recycelt. Im Gegensatz zu mechanischem Recycling kann die Technologie von Carbios jeden PET-Abfall ohne Qualitätsverlust recyceln und macht das Verbrennen von PET-Abfällen überflüssig. Dazu ist die Lösung hochprofitabel, denn der PET-Abfall sowie das Enzym sind kostengünstig, und der Markt für PET-Abfälle ist groß. Es bedarf aus unserer Sicht lediglich einer erfolgreichen Markteinführung. Zukünftig soll die Technologie auch für weitere Plastikarten verwendet werden.

FondsSuperMarkt: Der PRIMA – Zukunft schwankt weniger stark und hat im Krisenjahr 2022 entsprechend weniger deutlich verloren als andere Technologiefonds.1 Woran liegt das?

Laetitia-Zarah Gerbes: Der Fonds investiert in eine Reihe unterschiedlicher Branchen. Nur weil er in der übergeordneten Sektorstruktur über 30% in die IT-Branche investiert, heißt das nicht, dass er einseitig ist. Im Gegenteil: Technologieunternehmen bedienen eine ganze Reihe von unterschiedlichen Branchen, wie auch aus der Frage zu unseren KI-Investitionen hervorgeht. Und das aus gutem Grund – neue Technologien liefern Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen einen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten. Zudem investiert der PRIMA – Zukunft nicht nur in reine Startup-Unternehmen, sondern auch in etablierte Unternehmen, die ihre Technologien kontinuierlich weiterentwickeln und in großen wachsenden Märkten tätig sind. Darunter fällt beispielsweise der Traktorhersteller Deere & Co mit seiner See & Spray-Technologie für punktuelles Bespritzen von Nutzpflanzen. Oder aber auch Fanuc, ein Hersteller von Roboter- und Fabrikautomationssystemen.

FondsSuperMarkt: Die Kursentwicklung von Technologieaktien, so scheint es, hängt seit dem Spätherbst 2021 – mehr oder weniger ohne Eigenleben – am Tropf der Zinsentwicklung. Wann werden wieder Unternehmens- und Branchennachrichten die Kurse bestimmen?

Laetitia-Zarah Gerbes: Die Stimmung gegenüber Technologieaktien sollte sich unserer Ansicht nach bessern, wenn die Inflation weiter sinkt und mehr Gewissheit zu Zinssenkungen entsteht. Aktuell verursacht die große Anzahl an Krisen (Ukraine-Krieg, Inflation, Zinsanstiege, politische Spannungen zwischen USA und China, Mittelabflüsse bei den Banken und deren Konsolidierung) am Markt einen hohen Grad an Unsicherheit. Unsicherheit ist wie Gift für die Börse. Wenn sich zumindest die Geldpolitik der Notenbanken wieder lockert, könnte das zu einer besseren Stimmung und höheren Kursen für Technologieunternehmen führen.

Fondsdetails: PRIMA – Zukunft A

Anlageziel des PRIMA – Zukunft ist es, unter Berücksichtigung des Anlagerisikos einen angemessenen Wertzuwachs zu erzielen. Der Teilfonds beabsichtigt, hauptsächlich in Unternehmen zu investieren, die sich durch besonders innovative Technologien und Forschungen auszeichnen und die somit einen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Der Teilfonds wird aktiv und ohne Berücksichtigung eines Indexes als Bezugsgrundlage verwaltet. Unter Beachtung der Strategien des Anlageberaters und der Verwaltungsgesellschaft finden Nachhaltigkeitsrisiken im Anlageberatungs- und Anlageentscheidungsprozess Berücksichtigung. Sofern der Teilfonds in Unternehmenstitel investiert, dürfen nur solche erworben werden, die Verfahrensweisen einer guten Unternehmensführung anwenden und nicht unter die generellen Ausschlusskriterien fallen.

ISIN LU2129774894
WKN A2P06J
Fondskategorie Aktienfonds Technologie Global
Ausgabeaufschlag 5,00% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Ausschüttend
Performancegebühr Keine
Laufende Kosten 3,27 %
Auflegung 13.07.2020
Fondsvolumen 6,46 Mio. EUR (31.05.2023)
Risiko- und Ertragsprofil (SRI) 4 von 7
Domizil Luxemburg
Laufzeit Keine
Währung EUR

Über die PRIMA Fonds Service GmbH und ACATIS Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH

PRIMA ist eine Investment-Boutique für innovative, zeitgemäße Investmentfonds. PRIMA Fonds zeichnen sich durch verständliche Investmentkonzepte und robuste Anlagestrategien aus, die auf langfristige Trends am Finanzmarkt antworten. „Investieren, nicht spekulieren!“ lautet der Grundsatz für alle aufgelegten Fonds, die weltweit investieren und das verwaltete Vermögen über viele Branchen verteilen. Eine wichtige Rolle spielt hierbei auch das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung von Umwelt und Gesellschaft. Portfolioverwaltung und Fondsadministration werden zuverlässigen Partnern übertragen, die in ihrem Bereich über langjährige Erfahrung und Reputation verfügen.

Die ACATIS Investment Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, mit Hauptsitz in Frankfurt, zählt zu den renommiertesten unabhängigen Vermögensverwaltern in Deutschland. Das Unternehmen ist auf die wertorientierte Aktienauswahl nach Benjamin Graham, Warren Buffett und Charlie Munger spezialisiert.

Fußnote
1Siehe Link.

Über FondsSuperMarkt

FondsSuperMarkt ist mit mehr als 24.000 angebotenen Fonds und ETFs und sieben Partnerbanken – darunter comdirect und ebase – eine der führenden Fondsplattformen im Internet. Rund 16.300 Kunden vertrauen bereits auf das Angebot des unabhängigen Vermittlers von Investmentfonds ohne Ausgabeaufschlag. Dabei richtet sich FondsSuperMarkt an Anleger, die kostenbewusste Selbstentscheider sind und bietet diesen neben einer einzigartigen Zahl von Fonds mit 100 % Rabatt auf den Ausgabeaufschlag u. a. umfangreiche Analysetools zur Fondsauswahl. Zu den dauerhaft günstigen Konditionen zählt neben dem komplett entfallenden Ausgabeaufschlag bei den meisten Fonds beispielsweise ein kostenloses ebase-Depot bereits ab einem Depotvolumen von 1.500 Euro. FondsSuperMarkt gehört zur Miltenberger Finanzgruppe, die aktuell Kundenvermögen von rund 769 Millionen Euro betreut. Weitere Informationen unter www.fonds-super-markt.de. Stand: April 2023

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