Um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in afrikanischen Ländern zu ermöglichen, braucht es ein aus eigenen Kräften entwickeltes Leitbild für klimaneutrale Mobilität auf dem Kontinent. Das unterstreichen die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und der Thinktank Agora Verkehrswende in einem gemeinsamen Diskussionspapier. Es entstand im Austausch mit Expertinnen und Experten aus Afrika und soll als Anregung für den weiteren internationalen Dialog dienen.
Ingrid-Gabriela Hoven, Vorstandsmitglied der GIZ: „Ein nachhaltiger Verkehrssektor in afrikanischen Ländern muss allen Menschen zugänglich und klimaschonend sein. Er braucht sowohl internationale Aufmerksamkeit als auch afrikanische Lösungen.“
In zwölf Thesen skizziert das Papier, wie auf dem afrikanischen Kontinent neue Strukturen und Kapazitäten für klimagerechte Mobilität geschaffen werden können, möglichst ohne die Fehler von Ländern zu wiederholen, die ihre Mobilität weitgehend auf ein autogerechtes System und fossile Energien ausgerichtet haben. Bei der zukünftigen Raumplanung und dem Bau von Verkehrsinfrastrukturen sei es deshalb wichtig, Ziele wie Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Lebensqualität und Krisenfestigkeit zusammenzudenken.
Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende: „Wenn afrikanische Länder Klimaschutzziele verfolgen sollen, müssen sie ihre Strategien und Lösungen dafür selbst bestimmen können. Die Transformation muss sich für sie auch wirtschaftlich lohnen. Sie haben am wenigsten zur Erderhitzung beigetragen, werden aber von den Auswirkungen stark betroffen sein. Umso mehr steht der Globale Norden in der Verantwortung, mit Partnern aus Afrika gemeinsam in eine nachhaltigere Zukunft zu investieren.“
Gute Aussichten durch Elektromobilität, erneuerbare Energien und Digitalisierung
Afrikanische Länder haben nach Einschätzung der beiden Organisationen die Chance, insbesondere die Potenziale von Elektromobilität, erneuerbaren Energien und Digitalisierung für sich zu erschließen. Der Kontinent biete sehr gute Bedingungen für die Gewinnung von Wind- und Solarenergie. Anstatt dauerhaft verbrauchs- und emissionsstarke Verbrennerfahrzeuge zu importieren, könnten afrikanische Länder eigene Industrien für die Herstellung von Elektrofahrzeugen und Batteriezellen aufbauen. Die dafür notwendigen Rohstoffe seien auf dem Kontinent in ausreichenden Mengen vorhanden. Viel Potenzial liege auch darin, die vielerorts bereits bestehenden informellen Busangebote weiterzuentwickeln, zu elektrifizieren und in digitale Mobilitätsplattformen zu integrieren. Ein zukunftsfähiger Verkehr sei eine wichtige Voraussetzung, um trotz der absehbaren Klimaveränderungen gut und sicher mobil zu sein. Außerdem ließen sich damit die Auswirkungen des rasant wachsenden afrikanischen Verkehrssektors auf das globale Klima möglichst geringhalten.
Das Diskussionspapier mit dem Titel „Leapfrogging to Sustainable Transport in Africa. Twelve Insights into the Continent’s Sector Transformation” ist auf Englisch erschienen und steht unter https://changing-transport.org/publications/transforming-transport-in-africa und https://www.agora-verkehrswende.de/en/publications/leapfrogging-to-sustainable-transport-in-africa-twelve-insights/ zum Download zur Verfügung.
Als nächstes werden die GIZ und Agora Verkehrswende die Thesen des Papiers bei einer internationalen Veranstaltung zur Diskussion stellen. Die Veranstaltung wird voraussichtlich im Herbst stattfinden. Kooperationspartner ist das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP); UNDP-Exekutivdirektor Achim Steiner wird als Redner teilnehmen.
Ziel von GIZ und Agora Verkehrswende ist es, vor allem junge Berufstätige aus Afrika sowie wissenschaftliche Einrichtungen und Thinktanks zu gewinnen und beim Auf- und Ausbau ihrer Kapazitäten im Bereich der nachhaltigen Mobilitätsplanung zu stärken. Dafür wird es weitere Kooperationsformate im Rahmen des GIZ-Projekts „Rethinking Transport“ geben. Informationen dazu sind online verfügbar unter https://changing-transport.org/project/rethinking-transport/.
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