Seeluft zog durch die deutsche Hauptstadt, als der Verband Deutscher Reeder (VDR) zusammen mit dem internationalen Reederverband International Chamber of Shipping (ICS) Vertreter der 18 wichtigsten Schifffahrtsnationen dieser Welt in Berlin begrüßte.
Ohne Schifffahrt ist alles nichts – so der Tenor der Diskussionen zwischen Staatenvertretern und Industriespitzen. „Gerade in Zeiten von Krisen, Kriegen und geopolitischen Spannungslagen gilt es, die Funktionsfähigkeit der für den internationalen Handel und für die Nationalstaaten so wichtigen Schifffahrt zu gewährleisten,“ sagt die Delegationsleiterin der Schifffahrtsindustrie Caroline Yang, Vizepräsidentin der ICS und Präsidentin des Reederverbandes Singapurs. Dies sei eine der Lehren, die die Teilnehmer der Tagung in Berlin aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine zögen.
„Es kann nicht oft genug betont werden, es ist die Schifffahrt, die das moderne Leben unserer komplexen Gesellschaften und Handelsbeziehungen erst ermöglicht“, ergänzt Gaby Bornheim, Präsidentin des Verbandes Deutscher Reeder.
No shipping, no shopping!
„Ohne die Schifffahrt gäbe es keinen Austausch von Konsumgütern, Rohstoffen oder Energie in der Welt. Ohne die Schifffahrt würden wir im Winter frieren, weil Gas aus Übersee nicht zu uns gelangen könnte. Wir müssten auf einen Großteil liebgewonnener Konsumgü- ter verzichten. Auch Windräder und Batterien zur Energiewende könnten wir nicht bauen, da uns die Rohstoffe fehlen würden“, so Bornheim.
Die Schifffahrt transportiert heute rund 90% aller Güter weltweit. Allein in Deutschland laufen rund 60% aller Im- und Exporte über den Seeweg. Die deutsche Handelsflotte ist mit ihren knapp 1.900 Schiffe eine der größten der Welt. „Es wird oft vergessen, dass es gerade die deutschen Schiffe sind, die im Schifffahrtsgeschäft international den Ton angeben“, ergänzt Martin Kröger, Hauptgeschäftsführer des wichtigen Wirtschaftsverbandes VDR. „Von Deutschland aus wird die größte Containerschiffsflotte der Welt bereedert. Deutschland ist damit eine der größten Schifffahrtsnationen der Welt. Für Deutschland ist dies ein enormes Pfund, denn deutsche Reedereien sichern unserem Land Weltmarktführerschaft in Die Teilnehmer der Tagung kamen aus vielen Teilen der Welt und waren sich einig, dass neben der Transformation der Schifffahrt zu einem klimaneutralen Verkehrsträger, gerade auch die Funktionsfähigkeit der Schifffahrt, der maritimen Handelswege und die Freiheit der Meere dringend geschützt und erhalten werden müssen. „Schauen wir im Konzert der internationalen Wirtschaftsstandorte einmal auf unsere deutschen Interessen, dann sehen wir, dass wir insbesondere einen wettbewerbsfähigen Schifffahrtsstandort brauchen, der die Nase vorn behält im harten internationalen Standortwettbewerb“, erklärt Martin Kröger ergänzend. „Wir haben in Deutschland ein vitales Interesse an einer starken eigenen deutschen Handelsflotte, die aus Deutschland heraus betrieben wird“, so Kröger.
Präsidentin Bornheim dazu: „Wir fordern die Bundesregierung auf, auch die Konkurrenz im Ausland genau im Auge zu behalten. Es gibt viele Standorte, die um die Gunst auch von deutschen Schifffahrtsunternehmen buhlen. Die Konkurrenz im Ausland schläft nicht, deshalb ist es wichtig, dass Deutschland durch den Erhalt und wo notwendig auch den Ausbau seiner Rahmenbedingungen langfristig ein attraktiver Schifffahrtsstandort bleibt“.
Klimaschutz fest im Blick
Wenige Tage vor der nächsten wichtigen Sitzung des Umweltausschusses der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO in London, bei dem die Treibhausgasstrategie für die Schifffahrt überarbeitet werden soll, wurde auch die Transformation der Schifffahrt in der Berliner Runde intensiv diskutiert.
„Die Schifffahrtsindustrie hat ihr Engagement für eine größere Proaktivität beim Klimaschutz bereits zum Ausdruck gebracht. Wir wollen unsere Schiffe bis 2050 klimaneutral betreiben. Wir hoffen, dass die Staaten diesen Kurs bei der MEPC-Sitzung ebenfalls unterstützen werden“ erklärt die Vizepräsidentin der ICS, Caroline Yang.
„Deutsche Schifffahrt steht für Qualität und Zuverlässigkeit, für Innovation, für Klimaneutralität im Jahr 2050 und für den Schutz der Meeresräume, die sie für ihre wirtschaftliche Tä- tigkeit nutzt“, so Bornheim ergänzend. „Doch die Geschwindigkeit der Energiewende in der Schifffahrt wird letztlich von der Verfügbarkeit erneuerbarer Energie und grünem Wasserstoff sowie der Ausbaugeschwindigkeit der Produktionskapazitäten für alternative Kraftstoffe bestimmt. Der Markthochlauf zu wettbewerbsfähigen Konditionen erforderten einen globalen und konsistenten Rechtsrahmen, der sowohl Energie- und Treibstofflieferanten als auch der Schifffahrtsindustrie die notwendige Planungs- und Investitionssicherheit bietet“, unterstreicht die Präsidentin des VDR.
Am 19. und 20. Juni 2023 traf sich in Berlin die „Consultative Shipping Group – CSG” mit dem Internationalen Reederverband ICS, einigen seiner Mitgliedsverbände einschließlich des Verbands Deutscher Reeder. Die CSG besteht aus 18 Ländern aus Europa und Asien, sowie Kanada, die den gleichen Werten und Prinzipien eines offenen und ungehinderten Zugangs zu den internationalen Seemärkten folgen. Die Hauptaufgabe der sich jährlich treffenden CSG besteht darin, diskriminierende, restriktive oder einseitige Maßnahmen im Schifffahrtsbereich zu überwachen. Im September 2007 übernahm Dänemark den Vorsitz und die Sekretariatsfunktion der CSG.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und internationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küstenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit rund 200 Mitgliedern vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de.
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