Der „Ring“, wie Motorsportfans die berühmte Rennstrecke in der Eifel kurz und prägnant beschreiben, war schon immer die Bühne für große Dramen und kleine Wunder. Beides erlebte das Bulldog Racing Team während der Qualifyings und des Rennens beim 51. Eifel-Marathon.

Bereits in den Qualifyings machte sich in verschiedenen Teams Unruhe breit, die im dritten Qualifying ihren Höhepunkt fand. Auf unerklärliche Weise blieben zahlreiche Rennfahrzeuge mit Reifenproblemen liegen. Immer auf der linken Seite der Antriebsachse. Innerhalb von nur 15 Minuten erwischte es gleich drei Porsche 911 GT3, die mit einem Plattfuß hinten links in die Box humpelten. Auch der mit großen Hoffnungen gestartete MINI John Cooper Works – im klassischen MINI Look mit roter Lackierung – in der Rennwagenklasse SP3T erlitt mehrere kapitale Reifenschäden mit unterschiedlichen Rad-Reifenkombinationen. Die Schäden traten immer vorne links auf und zwangen das Team, das Fahrzeug vom Rennen zurückzuziehen. Ein herber Rückschlag für den Publikumsliebling des Vorjahres, ein Drama für das Team.

Aufstehen, schütteln, weitermachen – so lautete von Stund an das Motto des Teams. Die ganze Aufmerksamkeit galt nun dem zweiten Starter, dem schwarz lackierten MINI John Cooper Works 1to6 Edition mit manueller 6-Gang-Schaltung und der Startnummer #126 in der Klasse der seriennahen Fahrzeuge mit einem Hubraum von 1.600 bis 2.000 ccm und Turbolader. Eine Klasse, in der einige deutlich stärker motorisierte Fahrzeuge antraten – und so schien auch das Ergebnis des Qualifyings mit Platz neun von zehn Teilnehmern auf den ersten Blick ernüchternd.

Aber ein Qualifying ist kein Rennen und ein Sprint ist kein Marathon. Das Gesamtfeld hatte sich nach den Problemen in den Qualifyings auf 131 Teilnehmer in 20 verschiedenen Leistungsklassen reduziert. Der Stimmung unter den insgesamt 235.000 Fans tat dies ohnehin keinen Abbruch. Wer auch immer glaubt, der Motorsport sei in Zeiten der Mobilitätswende zum Aussterben verdammt, dem sei ein Besuch am Ring empfohlen. Mehr als 500 Piloten, Amateure und Vollprofis, 131 Starter mit einer Leistungsspanne von 200 bis 600 PS. Auf den Parkplätzen Kennzeichen aus ganz Europa. Zehntausende Fans, die schon Tage vorher rund um die Strecke kampieren und feiern – ob am Adenauer Forst, am Brünnchen oder im Hatzenbach. Motorsport zum Anfassen. 40 Prozent der Fans sind zwischen 14 und 35 Jahre alt – Augen auf Marketing-Fachleute, wenn das mal keine wichtige Zielgruppe ist.

Die Begeisterung für den Sport vereint sie alle. Fans, Fahrer, Techniker – und Fernsehzuschauer: Das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring wird live in mehr als 200 Länder übertragen, Millionen Menschen schalten ein.

Im Bulldog Racing Team jedenfalls stieg nicht nur die Spannung, sondern auch die Stimmung. „Auch wenn das Fahrzeug erst einen Tag vor den Qualifyings fertig wurde, waren wir immer von der Performance und der Zuverlässigkeit überzeugt,“ sagt Alexander Schabbach, Geschäftsführer von Bulldog Racing.

Und so nahm das kleine Wunder seinen Lauf. Über den Verlauf des Rennens haben wir bereits in unserem letzten Newsletter berichtet. Deshalb nur noch so viel an dieser Stelle: Platz 2 für den MINI John Cooper Works 1to6 Edition in seiner Klasse, Platz 76 im Gesamtklassement und damit 49 Plätze gutgemacht, 114 absolvierte Runden, gefahrene Distanz 2.893 Kilometer, 15 Boxenstopps.

Der Ring hatte einen neuen Publikumsliebling. Und die Fans haben ein gutes Gedächtnis. Die Verbindung von MINI und Cooper zauberte den Anhängern schon immer ein Lächeln ins Gesicht. Viele Besucher kennen die Geschichte von MINI im Motorsport: vom kleinen Underdog zum großen Hero. Alec Issigonis revolutionierte mit dem classic Mini den Kleinwagen, sein Freund John Cooper machte daraus einen Rennwagen.

Als der classic Mini zu Beginn der 1960er Jahre anfing, bei Rundstreckenrennen und Rallyes mitzufahren, stellte er schnell die etablierte Ordnung auf den Kopf. Auch dies waren zunächst seriennahe Versionen, die sich als preiswerte Renngeräte schnell großer Beliebtheit erfreuten. Die Rundkurse lagen dem classic Mini genauso wie die Rallyestrecken. Geringes Gewicht, vorzügliche Straßenlage: eine gute Grundlage, um zum König der Kurven zu werden. Die Krönung der Anfangsjahre waren die drei Siege in der Gesamtwertung der Rallye Monte Carlo in den Jahren 1964, 1965 und 1967. Der classic Mini war so begehrt, dass zahlreiche Rennfahrerkarrieren ihren Anfang in einem Mini nahmen. 1968 fuhr Niki Lauda sein erstes Bergrennen in einem Mini und wurde Zweiter. Auch Graham Hill, Jackie Stewart, John Surtees, Jochen Rindt und James Hunt machten erste Wettkampferfahrungen in einem classic Mini.

Motorsport war immer Vorreiter, eine Test- und Entwicklungsplattform. Die Synergien zwischen Motorsport und Serie sind immer noch sehr groß – unabhängig von der Antriebsart. Der Technologietransfer von der Rennstrecke in die Serie spielt immer noch eine wichtige Rolle.

„Natürlich ist die Situation der 1960er Jahre nicht mit heute vergleichbar und sicher auch nicht auf heutige Verhältnisse übertragbar,“ sagt Alexander Schabbach. „Dafür sind die Voraussetzungen zu unterschiedlich und die Möglichkeiten – auch die finanziellen – liegen zu weit auseinander. Wir werden morgen nicht die 550 PS Boliden der GT3 Klasse schlagen. Aber wir können vielleicht in bestimmten Leistungsklassen ein neues Kapitel in der MINI Motorsportgeschichte aufschlagen. Wie heißt es doch so schön: Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“

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