Heute wurde die Ausstellung 54 Hours Performances mit internationalen Studierenden aller Disziplinen der Folkwang Universität der Künste und in Anwesenheit der Kultur- und Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes, im Museum Folkwang eröffnet. Die Performance-Ausstellung stellt die Ergebnisse von Abramovićs einjähriger Arbeit im Rahmen des Free Interdisciplinary Performance Lab (FIPL) vor, in dem 24 Folkwang Studierende unter ihrer Leitung 23 Long Durational Performances entwickelten.

Ein Parcours mit 24 Performenden führt die Besucher:innen vom Eingang durch die Ausstellungshalle bis in die Lichthöfe des Museum Folkwang – 9 Tage lang, 6 Stunden pro Tag. Zu den performenden Künstler:innen gehören bildende Künstler:innen, Sänger:innen, Tänzer:innen, Fotograf:innen, Schauspieler:innen, Musiker:innen, Regisseur:innen und Komponist:innen im Alter zwischen 17 und 42 Jahren. Mit der Unterstützung der international renommierten Performance-Künstlerin und ihres Assistenten Billy Zhao sowie des Projektleiters Wayne Götz haben die Studierenden ihre persönlichen Geschichten in performative Aktionen und Umgebungen verwandelt und so ein kollektives Porträt miteinander verbundener Lebensgeschichten, Erinnerungen, Ängste, Wünsche und Realitäten geschaffen.

In 54 Hours Performances ist das Publikum ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Bei einer Reihe von Werken ist die direkte Beteiligung der Besucher:innen gefragt. Dabei variiert ihre Rolle von Raum zu Raum, sei es als Subjekt der Aufführung, als Anstoßgeber:in, die:der Anweisungen zur Mitgestaltung einer Performance erhält, oder einfach als Zeug:in einer Handlung. Auf diese Weise wird das Publikum selbst zum Teil einer kollektiven Erfahrung.

Im Mittelpunkt der Long Durational Performances stehen Fokussierung, Ausdauer und Konzentration – Leitlinien, die Marina Abramović in ihrem Lebenswerk entwickelt und über den Zeitraum von einem Jahr an die Studierenden weitergegeben hat. In vier intensiven gemeinsamen Workshop-Phasen erarbeiteten die Studierenden eigene Konzepte und haben sich auf die Herausforderungen der öffentlichen Präsentation von 54 Hours Performances vorbereitet. Ein zentraler Ansatz in Abramovićs Unterricht besteht darin, die Intuition der Künstler:innen zu schärfen. Dazu gehört, dass die Studierenden Zeit und Raum dafür haben, ihre Konzepte frei zu erproben, um dann ihre Umgebung in ein professionelles Umfeld, z. B. ein Museum, zu verlagern. Am Ende der Präsentationen werden die jungen Künstler:innen verschiedenste Erfahrungen der Zusammenarbeit gemacht haben: mit den Teams der Kurator:innen, der Produktion, der Technik, der Security, des Facility Managements, des Besucher:innendienstes sowie Presse und Marketing. So erleben sie, was es bedeutet, gemeinsam eine Ausstellung zu verwirklichen. Dies kennzeichnet zugleich die erste groß angelegte Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Museum.

23 aufregende, poetische, überraschende und nachdenkliche Arbeiten warten auf die Öffentlichkeit an den verschiedenen Orten des Museum Folkwang.

Zu sehen sind die Arbeiten von: Eleonora Arnold Light Touch; Gloria Carobini Edera; Leon Maximilian Focker Caelum; Īnferi und Limbo; Klara Günther The Chicken; Camillo Guthmann Puppet Castle; Anna Veronika Hargitai In My Head, It’s A Neatly Draped Room; Pau Holtkamp Material Boys; Smila Vita Hoppe Ka(:)tarzis; Jakob Jentgens Entering; Moonjoo Kim Body Print; Sophie Kockler How To Become A Microwave; Goa-Louisa Kollewijn Inspection Of A Gentle…; Florian Kreßer The Last; Frederico Mendes Teixeira The Yellow Shoes; Francesco Marzano Tabula Rasa. Diary Pieces; Julian Mattlinger Draga Noastră Mămicută/Unseren, Lieben Mami!; Anaïs-Manon Mazic Climbing To Fall; Gaia Pellegrini Million Dollar Smile; Konstantin Pütz Edera, Marija Radovanović If You Look For Perfection, You’ll Never Be Content; Janina Schweitzer Aspiration; Aleksandar Timotić Are You Hungry?; Luke Venatier Zirkuspferd und Anton Vichrov I Am The Transmitter.

Geboren 1946 in Belgrad, Serbien, gilt Marina Abramović aktuell als eine der bedeutendsten Vertreter:innen und Botschafter:innen der Performance-Kunst und hat in ihrer fünfzigjährigen Karriere die Grenzen des Kunstschaffens grundlegend erweitert. Seit den 1970er Jahren kreiert sie weltweit Performance-Arbeiten, die in der Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie körperliche und geistige Grenzerfahrungen darstellen sowie universelle und dringende Themen der Welt aufgreifen. 1997 wurde Abramović für ihre Performance Balkan Baroque auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen als beste Künstlerin ausgezeichnet. 2008 erhielt sie in Wien das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. 2021 wurde Abramović in Spanien mit dem Princess of Asturias Award for the Arts ausgezeichnet. 2022 wurde die Künstlerin zur Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt.

Marina Abramović ist die erste Inhaberin der Pina Bausch Gastprofessur. Zum Wintersemester 2022/23 hat die Folkwang Universität der Künste mit Mitteln der Landesregierung Nordrhein-Westfalen die neue Pina Bausch Professur eingerichtet – benannt nach der weltberühmten Folkwang Alumna Pina Bausch und in Zusammenarbeit mit der Pina Bausch Foundation.

Die Pina Bausch Professur schafft die Möglichkeit, international herausragende Künstler:innen aus allen Disziplinen als Gastprofessor:innen für jeweils ein Jahr an die Folkwang Universität der Künste zu berufen. Hier können sie gemeinsam mit den Studierenden neue Arbeitsweisen entwickeln sowie ein alle Grenzen überschreitendes Denken und Forschen umsetzen.

Die Pina Bausch Professur wird ermöglicht vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. Die erste Professur erhält eine Sonderförderung von der Kunststiftung NRW.
LEAP Contemporary Art Fund und der Folkwang-Museumsverein e. V. unterstützen die Realisierung der Abschlussperformance im Museum Folkwang.

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