Egal ob Balearen oder Balkonien, im Sommer zieht es die Menschen in die Sonne. Badesachen an, etwas Sonnencreme drauf, fertig. Über die Sicherheit beim Sonnenbaden machen sich die Meisten jedoch kaum Gedanken, sie benutzen ja Sonnencreme. Aber wie viel Creme sollte es eigentlich sein? Was bedeutet der Lichtschutzfaktor überhaupt? Und gibt es in manchen Urlaubsregionen ein höheres Sonnenbrandrisiko als in anderen? Diese und andere Fragen beantwortet der Dermatologe Dr. Christian Drerup, oder kurz Dr. Dre, von doctorderma.  

Lichtschutzfaktor 20, 30, 50. Was heißt das?

Inzwischen enthält fast jede gute Tagescreme einen Lichtschutzfaktor. Das ist auch gut so, weil wir uns nicht nur im Urlaub oder bei starker Sonneneinstrahlung schützen sollten, sondern generell, wenn man draußen ist. Ein hoher Lichtschutzfaktor soll aber nicht zu gedankenlosem Sonnenbaden verleiten. Der auf den Verpackungen ausgewiesene Lichtschutzfaktor gibt nämlich nur an, wie lange sich die negativen Auswirkungen der UV-Strahlung, also ein Sonnenbrand, hinauszögern lassen.

Wie lange darf ich denn dann mit welchem Hauttyp in die Sonne?

Jeder Mensch hat einen individuellen Hauttyp, der durch die Haut-, Haar- und Augenfarbe bedingt ist. Abhängig vom Hauttyp und der geplanten Zeit in der Sonne lässt sich der benötigte Lichtschutzfaktor errechnen. Mit einem hellen Hauttyp habe ich beispielsweise eine Eigenschutzzeit von 10 Minuten. Möchte ich für 300 Minuten in die Sonne, sollte ich rein rechnerisch mindestens einen Lichtschutzfaktor von 30 verwenden. Als grober Anhalt gilt: Sonnenzeit in Minuten geteilt durch die natürliche Eigenschutzzeit ergibt den nötigen Lichtschutzfaktor. Die Zeit lässt sich auch nicht mit rechtzeitigem Nachcremen verlängern. Und bis zum Limit sollte man die errechnete Zeit sowieso nicht ausreizen. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt, die theoretische Schutzdauer höchstens zu 60 Prozent auszuschöpfen, und auch nur, wenn regelmäßig nachgecremt wird. Als Hautarzt empfehle ich immer, prinzipiell Lichtschutzfaktor 50 zu nutzen.

Gibt es gesunde Bräune?

Nein, die ‚gesunde Bräune‘ gibt es nicht. Jede Bräunung an der Haut ist ein Zeichen für einen entstandenen UV-Hautschaden. Die pigmentbildenden Hautzellen reagieren nur mit Bräunung, um einen weiteren UV-Schaden zu verhindern. Selbst gebräunte Haut beim Erwachsenen erreicht nur einen Eigenschutz, der mit einem Lichtschutzfaktor von 6-8 vergleichbar wäre.

Wie dick sollte man auftragen beim Sonnenschutz?

Viele Menschen schätzen nicht richtig ein, wie viel Sonnencreme sie eigentlich verwenden sollten. Gerade bei Sonnensprays ist die Gefahr groß, dass zu wenig aufgetragen wird. Wer etwa nur die Hälfte der empfohlenen Menge benutzt, verringert den Lichtschutzfaktor um bis zu zwei Drittel. Durch Schwimmen oder Abrieb geht weiterer Schutz verloren. Der durchschnittliche Erwachsene sollte bei jedem Sonnenbad ungefähr vier gehäufte Esslöffel Creme, also 2mg pro cm², auftragen. Oder anders ausgedrückt: Wer seinen Urlaub für eine Woche am Strand verbringt und nach dem Schwimmen nachcremt, also dreimal täglich eincremt, hat am Ende drei Flaschen Sonnencreme verbraucht.

Wie sieht es bei Kleinkindern aus?

Babys und Kleinkinder sollten gar nicht in die Sonne. Kinderhaut ist sehr empfindlich und hat kaum Eigenschutz. Sie ist dünner, hat noch keinen ausgeprägten Säureschutzmantel, und auch die Aktivität der Talgdrüsen ist sehr schwach. Die Haut von Erwachsenen produziert bei Sonneneinstrahlung Melanin, was zur Bräunung und so zu einem zusätzlichen Schutz vor UV-Strahlung führt. Bei Kindern ist die Melaninproduktion noch gering. Man weiß heutzutage, dass ein Sonnenbrand in der Kindheit in späteren Jahren das Krebsrisiko erhöhen kann, weil die Haut eine Art Gedächtnis hat – jeder Sonnenbrand hat das Potential, die Zellstruktur der Haut zu verändern. Je öfter das passiert, desto größer das Risiko.

Und wenn der Sonnenbrand doch zugeschlagen hat?

Die Schmerzen lassen sich durch Kühlen lindern. Feuchte Umschläge oder kühlende Cremes und Lotionen helfen in den meisten Fällen sehr gut. Nur Finger weg von Eis-Packs, da die direkte Kälte auf der Haut zu weiteren Schäden führen kann. Wer einen sehr starken Sonnenbrand hat, kann vorübergehend kortisonhaltige Creme auftragen, jedoch nicht für länger als zwei bis drei Tage. Sind die Schmerzen trotzdem zu groß, können Betroffene ausnahmsweise auch mal leichte Schmerzmittel einnehmen. Der Hautschaden lässt sich jedenfalls so oder so nicht mehr rückgängig machen, deshalb ist Vorsicht immer besser als Nachsicht.

Gibt es Unterschiede beim Urlaubsort?

Ja, der Urlaubsort spielt sogar eine große Rolle beim Sonnenbrandrisiko, weil der sogenannte UV-Index von Region zu Region unterschiedlich ist. Dieser gibt an, mit welchem Tagesspitzenwert der UV-Strahlung am Boden zu rechnen ist. Der UV-Index hängt in erster Linie vom Sonnenstand ab und schwankt je nach Jahres- und Tageszeit sowie geographischer Breite. Faktoren wie die Ozonkonzentration in der Atmosphäre und die Höhenlage des Urlaubsorts spielen aber auch eine Rolle. In Deutschland erreicht der UV-Index in der Regel eine 8-9, in den Alpenregionen mitunter auch eine 11. In Äquatornähe sind sogar Werte von 12 und darüber hinaus möglich. Menschen mit empfindlicher Haut sollten also lieber nach Kopenhagen als in die Karibik fahren und besonders bei Bewölkung aufpassen. Denn diese verringert den UV-Index kaum und es kommt schnell zur Fehleinschätzung

Was bringt UV-Kleidung

Grundsätzlich schützt jedes Kleidungsstück vor UV-Strahlung. Wie groß der Schutz tatsächlich ist, hängt vom Gewebetyp und der Dichte des Materials ab. Spezielle UV-Kleidung kann für Menschen mit sehr hellem Hauttyp, Outdoor-Sportler oder bei der Arbeit im Freien hilfreich sein. Zusätzlich sollte die Haut aber auch bei solcher Kleidung eingecremt werden. Wie groß die Schutzwirkung ist, gibt der sogenannte UV-Schutzfaktor an. Hier gibt es verschiedene Standards, z.B. den UV-Standard 801.

Was muss ich bei einer Sonnenallergie im Sommer beachten?

Umgangssprachlich wird die ‚Sonnenallergie‘ als Sammelbegriff für verschiedene Hautreaktionen durch UV-Strahlung genutzt. Aus dermatologischer Sicht ist eine Sonnenallergie eine polymorphe Lichtdermatose. Hierbei entstehen nach Stunden oder Tagen Rötungen, Hautausschläge, Schwellungen oder Bläschen an der Haut, meist begleitet von Juckreiz. Daher auch der Begriff polymorph, weil der Hautauschlag ganz verschiedene Formen annehmen kann. Die genaue Ursache ist nicht geklärt, und strenggenommen handelt es sich bei der Erkrankung nicht um eine Allergie. Wer darunter leidet, sollte sich im Frühjahr oder im Urlaub erst langsam an die Sonnenstrahlen gewöhnen. Zur Linderung hilft auch hier Kühlung, oder vom Dermatologen rezeptierte wirkstoffhaltige Cremes oder – und da schließt sich der Kreis zur echten Allergie – Antihistaminika.

Im Sommer gilt: Viel hilft viel. Nutzen Sie Lichtschutzfaktor 50 und cremen Sie sich ausreichend, mehrmals und rechtzeitig vor dem Sonnenbad ein, um Sonnenbrand zu vermeiden. Bei Fragen zu Ihrem Hauttyp, möglichen Erkrankungen oder Behandlungsmethoden sollten Sie einen Hautarzt fragen.

Über die Cloud-Doctor.io GmbH

doctorderma bietet dermatologische Online-Diagnosen von HautärztInnen an. Betrieben wird es von der Cloud-Doctor.io GmbH, einem Unternehmen für Teledermatologie. Es wurde 2022 von Dr. Christian Drerup, Marc Hoffmann und Florian Beck-Klaus in Hamburg gegründet. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte bei doctorderma sind durch deutsche Ärztekammern geprüft. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 14 Mitarbeiter.

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