• Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber haben sich bei der Auftaktveranstaltung zum Rhein-Main-Dialog mit Kommunen und Wirtschaftsverbänden über die aktuelle und zukunftssichere Stromversorgung ausgetauscht
  • Ausbau der vorhanden Kapazitäten schreitet zügig voran und zeigt die Erfolge des 2020 angestoßenen Ausbaukonzepts für das Stromnetz des Großraums Frankfurt
  • Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045 skizziert, welche Aufgaben auf Netzbetreiber, Energieversorger, Wirtschaft und die Kommunen im Rhein-Main-Gebiet zukommen

Die Energiewende ist eine der zentralen Aufgaben unserer Gesellschaft: Klimawandel, erneuerbare Energien, der Einsatz von Wasserstoff, innovative Wärmekonzepte, Digitalisierung sowie Mobilitätswandel bei gleichbleibend hoher Versorgungssicherheit. Diese Themen beschäftigen insbesondere auch den Ballungsraum Rhein-Main.

Um den damit verbundenen notwendigen Stromnetzausbau ging es bei der Auftaktveranstaltung zum Rhein-Main-Dialog mit Vertretern von Kommunen und Wirtschaft, zu der die TenneT am Mittwoch (03.05.2023) gemeinsam mit Avacon und der Mainova-Tochter NRM Netzdienste Rhein-Main nach Frankfurt eingeladen hatte.

In seinem Grußwort betonte Rouven Kötter, der Erste Beigeordnete des Regionalverbands Frankfurt Rhein-Main: „Eine sichere Stromversorgung ist im Interesse aller. Kommunen und Wirtschaft, Privathaushalte und Investoren müssen an einem Strang ziehen, damit die Energiewende gelingt und die Lebensqualität in unserer Region erhalten bleibt.“

TenneT-Geschäftsführer Tim Meyerjürgens sagte: „Die Energiewende gelingt nur dann, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien zu den Großverbrauchern gelangt. Dafür benötigen wir umgehend ein leistungsstarkes Übertragungsnetz und Verteilnetz. Aktuell verstärken wir unsere Leitungen in Nordhessen und planen dasselbe für die Verbindungen Richtung Rhein-Main. Unsere Umspannwerke in und um Frankfurt werden bis zur Mitte der 20er Jahre modernisiert sein, damit wir in die Netze von Mainova und Avacon zusätzlichen Grünstrom liefern können.“ Klar ist aber bereits heute, dass diese Erfolge nicht ausreichen, weshalb Meyerjürgens weiter erläuterte: „Der erste Entwurf des neuen Netzentwicklungsplans Strom zeigt, dass wir keine Zeit verlieren dürfen und bis 2037 noch mehr leisten müssen.“

Auf der Ebene der Verteilnetzbetreiber gilt es, die Anforderungen direkt angeschlossener Kunden zu bedienen. Hier wird vor allem der Zubau an Rechenzentren und die Digitalisierung im Allgemeinen eine wichtige Rolle spielen. Hinzu kommen die Mobilitätswende hin zur Elektromobilität und natürlich auch die rasant steigende Nachfrage nach Wärmepumpen.

Avacon Vorstandsmitglied Marit Müller skizzierte die Situation für die Verteilnetzbetreiber: „Unser Verteilnetz ist schon lange keine Einbahnstraße mehr. Über 90 Prozent der erneuerbaren Energien sind ans Verteilnetz angeschlossen. Avacon hat eine Grünstromquote von 196 Prozent – wir müssen daher erneuerbare Energien über das Übertragungsnetz abtransportieren, also zurückspeisen. Ein flexibler Netzbetrieb im Zuge schwankender Grünstromerzeugung ist bereits Tagesgeschäft. Nun gilt es, unsere Transportkapazitäten zu erweitern, um dem steigenden Bedarf privater Haushalte nachzukommen, dezentrale Erzeugungsanlagen und Speicher sicher zu integrieren. Verteilnetz und Übertragungsnetz müssen immer gemeinsam gedacht werden.“

Die Mainova-Tochter NRM Netzdienste Rhein-Main GmbH geht als Verteilnetzbetreiber für die Stadt Frankfurt von einem künftig weiter stark steigenden Strombedarf aus: „Der Netzausbau bedeutet einen Kraftakt für alles. Gemeinsam mit TenneT und Avacon erhöhen wir die Leistung des Stromnetzes für Frankfurt bis 2027/2028 derzeit schon um mehr als 50 Prozent. Aktuelle Prognosen gehen jedoch von einer weiteren Verdopplung des Bedarfs bis 2050 aus, wobei der zusätzliche Strombedarf durch einen weitreichenden Ausbau der Stadt Frankfurt mit Wärmepumpen zur Realisierung der Wärmewende noch gar nicht berücksichtigt ist“, betonte NRM-Geschäftsführer Torsten Jedzini und forderte: „Voraussetzung dafür sind neben der Finanzierung der Bauvorhaben, der Verfügbarkeit von Fachkräften, Material und Dienstleistern vor allem auch beschleunigte Genehmigungsverfahren. Um die Herausforderungen des Stromnetzausbaus zeitgerecht zu bewältigen, benötigen wir in allen Bereichen eine neue Deutschlandgeschwindigkeit wie bei den LNG-Terminals.“

Vernetzung ist also das Stichwort des Rhein-Main-Dialogs. Als Vertreter der Wirtschaft diskutierten Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main und Peter Pohlschröder, der stellvertretende Vorsitzende der German Datacenter Association mit den Netzbetreibern. Hierbei richtete sich der Fokus auf Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit der regional ansässigen Unternehmen und Flächenpotentiale im Ballungsraum Frankfurt Rhein-Main.

IHK-Präsident Caspar zeigte sich erfreut über den Austausch zwischen Netzbetreibern, der Wirtschaft und der Region. Er erläuterte bei der angeregten Podiumsdiskussion vor allem die Belange der Betriebe im Großraum Frankfurt: „Die Energiewende ist eine große Chance für unsere Unternehmen, die viele Herausforderungen mit sich bringt. Für eine wettbewerbsfähige Industrie sollten wir aber auch stets die Kosten im Blick behalten und die Freiräume nicht einengen. Technologieoffenheit und sichere Rahmenbedingungen führen näher ans Ziel, den Wirtschaftsstandort für die Zukunft gut aufzustellen.“

Dem pflichtete Peter Pohlschröder, im Hauptamt Geschäftsführer des Rechenzentrumsentwicklers NDC-GARBE, bei: „Gemeinhin gilt Digitalisierung als Effizienztreiber. Rechenzentren stellen die kritische Infrastruktur für unzählige Prozesse unseres Alltags und unserer Wirtschaft dar. Eine erfolgreiche Digitalisierung der Wirtschaft sichert die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes.“ Er skizzierte vor allem die Anforderungen der Betreiber von Rechenzentren: „Die Verfügbarkeit ausreichender und erneuerbarer Stromkapazitäten aus resilienten Stromnetzen ist die Voraussetzung für eine nachhaltige Digitalisierung und deren Erfüllung gesetzlicher Effizienzvorgaben. Hauptanliegen unseres Verbandes ist es, die kurz-, mittel- und langfristigen Bedarfe der unterschiedlichen Stakeholder in die Netzausbauplanung einfließen zu lassen und regelmäßig dahingehend zu überprüfen."

Die Veranstaltung in der Konzernzentrale der Mainova AG hat hierfür den Grundstein gelegt. Der von TenneT initiierte Rhein-Main-Dialog brachte wichtige Entscheider und Vertreter aus der Region zusammen. Dies gilt es fortzuführen, damit die Energiewende weiter Gestalt annimmt und eine Region wie Frankfurt Rhein-Main sich auf gleichbleibend hohem Niveau weiter entwickeln kann.

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