Himmelsscheibe von Nebra, Sonnenobservatorium von Goseck und das dienstälteste Planetarium der Welt: Saale-Unstrut ist ein Pilgerort für Astronomiebegeisterte. Höhepunkt in diesem Sommer ist die Wiedereröffnung des Besucherzentrums Arche Nebra – natürlich am Tag der Sommersonnenwende.

Sie hatten keine Ahnung, was sie da ausgegraben hatten – und es hätte sie fast ins Gefängnis gebracht: Im Sommer 1999 machten Raubgräber auf dem Mittelberg bei Nebra in Saale-Unstrut einen schicksalhaften Fund. Das später „Himmelsscheibe von Nebra“ getaufte Artefakt erwies sich als Weltsensation, als Schlüsselfund der Archäologie. Auch wenn das 3600 Jahre alte Original sicher im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle verwahrt wird, die ganze Geschichte der Scheibe wird nur am Fundort erzählt. Doch Nebra ist nicht der einzige spannende Ort für Astronomieinteressierte in der Region. In diesem Sommer lädt Saale-Unstrut zum Blick in die Sterne.

Himmelsscheibe hautnah
Dort, wo die Himmelsscheibe nach tausenden Jahren in der Erde wieder ans Licht geholt wurde, entführt seit 2007 das Besucherzentrum „Arche Nebra“ seine Gäste in die Welt der prähistorischen Astronomie. Am 21. Juni feiert das Haus nach neunmonatigen Umbauarbeiten seine Wiedereröffnung. Ein Schwerpunkt der Modernisierung lag auf der barrierefreien Nutzung aller Angebote, so dass Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen künftig gemeinsam Angebote wahrnehmen können und diese zu einem Erlebnis für Alle werden.

Die Dauerpräsentation des Hauses zeigt die weitreichenden Handelsbeziehungen der Menschen in der Bronzezeit sowie ihre erstaunlichen handwerklichen Fähigkeiten und faszinierenden astronomischen Kenntnisse. Neues Herzstück ist eine raumhohe begehbare Himmelsscheibeninstallation. Das Aktionselement ermöglicht Besucherinnen und Besuchern das Eintauchen in die Welt der Himmelsscheibe, denn sie kann hier wortwörtlich von allen Seiten „begriffen“ werden. Stufe für Stufe gelangen sie in die Himmelsscheibe hinein, können über Öffnungen verschiedene Perspektiven einnehmen und aus dem Inneren einen Blick auf die Außenwelt wagen. Damit eröffnen sich den Gästen des Besucherzentrums nicht nur neue Sichtweisen auf die Himmelsscheibe und den Ausstellungsraum, sondern sie selbst werden ein Teil davon.

Spektakuläre Erfahrungen erwarten die Gäste auch im digitalen Planetarium des Hauses: modernste Projektionstechnik, eine bildgewaltige Himmelsscheibenshow in brillanter 4K Auflösung sowie Live-Schaltungen zu Events in ausgewählte Planetarien.

100 Jahre Planetarium
Unweit der Arche Nebra erinnert das Planetarium in Merseburg in diesem Sommer an die Erfindung des ersten Planetariumsprojektors vor 100 Jahren. Anlässlich des Jubiläums zeigt es seine Fulldome-Show „Die Sterne waren erst der Anfang“ als Zugabe in allen Programmen. Die Fulldome-Präsentation ist eine digitale 360-Grad-Ganzkuppelprojektion. Am 21. Juni widmet sich das Planetarium den „Beobachtungen zur Sommersonnenwende im Sonnenobservatorium Goseck“.

In Jena, wo vor 100 Jahren Walter Bauersfeld bei der Firma Carl Zeiss den ersten Planetariumsprojektor entwickelte, steht das 1926 eröffnete dienstälteste Planetarium der Welt. Neben den klassischen Themen rund um die Sternenwelt werden hier Lesungen, Musikshows, Familienprogramme, Konzerte, Yoga und außergewöhnliche Erlebnisse wie Mondscheindinner geboten.

Himmelsbeobachtungen vor 7000 Jahren
Wie lange sich Menschen bereits mit dem Himmel beschäftigen, beweist das Sonnenobservatorium in Goseck. Bereits vor sieben Jahrtausenden verstanden es die hier lebenden Menschen mithilfe einer Kreisgrabenanlage den jährlichen Sonnenlauf architektonisch abzubilden und rituell zu manifestieren. Mit 75 Metern Durchmesser ist sie die älteste und bisher einzige vollständig ausgegrabene und rekonstruierte Kreisgrabenanlage aus jener Zeit. Im nahegelegenen Informationszentrum und sonntags bei öffentlichen Führungen erfahren Gäste mehr zu Aufbau, Konzeption und Funktion.

Touren zur Astronomie
Ein in Mitteldeutschland einzigartiger Kunstweg verbindet das Besucherzentrum Arche Nebra mit dem Fundort der Himmelsscheibe auf dem Mittelberg. Entlang der drei Kilometer langen Strecke entstanden 2021 drei Kunstwerke, in denen Archäologie, Kunst und Natur zu einem Erlebnis „Zwischen Welt und Kosmos“ verschmelzen. Auf dem Mittelberg kennzeichnet schließlich das „Himmelsauge“ den exakten Fundort der Scheibe. Die leicht gekrümmte Scheibe aus poliertem Edelstahl spiegelt das Firmament und verbindet so Himmel und Erde genau dort, wo 3600 Jahre lang die Himmelsscheibe – ein Bild des Himmels – im Boden verborgen lag. Den Blick zum Horizont, wie ihn die Menschen der Bronzezeit erlebten, ermöglicht der Aussichtsturm, der gleichzeitig den Mittelpunkt einer riesigen Sonnenuhr bildet.

Der Himmelsscheiben-Radweg verbindet auf 73 Kilometern den Fundort der „Himmelsscheibe von Nebra“, den Mittelberg bei Wangen, mit ihrem Aufbewahrungsort im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Er führt unter anderem an der Burg Querfurt, einer der größten mittelalterlichen Burgen Deutschlands, vorbei.

Der Tautenburger Planetenpfad informiert an insgesamt 15 Stationen über unser Sonnensystem und seine Himmelskörper. Auf dem Weg durch den urwüchsigen Tautenburger Forst stehen in maßstabsgerechtem Abstand die wichtigsten Himmelskörper in modellhafter Darstellung. Die Tafeln sind nach mythologischen Figuren und Objekten benannt und geben auf unterhaltsame Weise Auskunft. 

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