Viele Elektroautos gibt es mit unterschiedlichen Akkugrößen. Doch lohnen sich die hohen Aufpreise für längere Reichweiten, verbunden mit höherer Ladeleistung? Die Zeitschrift AUTO Straßenverkehr hat drei Modelle mit verschiedenen Akkupaketen 1000 Kilometer weit gefahren, um zu prüfen, ob sich der Aufpreis lohnt. Dabei wurden die Akkus während der Testfahrt nur auf jeweils 80 % aufgeladen, weil die letzten 20 Prozent meist so lange dauern wie die ersten 80 %.

Cupra Born: 5700 Euro müssen Käufer des 231 PS starken Born extra bezahlen, wenn sie statt des 58 kWh den großen Akku mit 77 kWh Energieinhalt wünschen. Die Reichweite laut WLTP steigt dadurch von theoretischen 440 km auf 610 km. Und: Auch die Ladeleistung steigt, von maximal 100 kW beim kleinen Akku auf 180 kW beim großen. Das bedeutet: Man kann schneller größere Mengen Strom laden. Auf der Strecke Stuttgart-Dresden-Stuttgart mussten die Tester mit dem großen Born-Akku drei Ladestopps einlegen, mit dem kleineren Akku dagegen fünf. Beim großen Akku summierten sich die drei Ladezeiten auf 2:13 h, beim kleineren Akku auf 3:47 h – anderthalb Stunden länger. Mit dem kleinen Akku muss man alle 180 km an die Säule.

Ford Mustang Mach E: Beim Mustang kostet der 91 kWh-Akku sogar 8300 Euro Aufpreis gegenüber dem Modell mit 70 kWh. Hier steigt die theoretische Reichweite von 440 km auf 610 km. Die maximale Ladeleistung ist bei beiden Akkus mit 110 kW gleich niedrig. Das Ergebnis: Mit dem großen Akku mussten die Tester dreimal an die Säule für 2:20 h, mit dem kleinen viermal für 3:00 h. Bedeutet: Der Unterschied beträgt mit 40 min nur halb so viel wie beim Cupra-Vergleich.

Kia EV6: Der Kia begeisterte im Test mit seinem hohen Ladetempo seines 800-Volt-Systems. Mit großer 74-kWh-Batterie, die 5000 Euro Aufpreis kostet gegenüber 54 kWh,  lud der Stromer teils mit über 200 kW! Pro Minute wurde Strom für 12 km geladen, der beste Wert im Test. Zum Vergleich: Beim großen Cupra Born waren es 8,8 km pro Lademinute, beim großen Mustang 8,4 km. Die Ladeleistung des großen Born und Mustang wurde im Test sogar vom kleinen Kia übertroffen, der pro Minute Strom für 10 km laden kann. Da der große EV6 nur drei Ladepausen benötigte, war er bei bestem Ladetempo am kürzesten an der Säule. Er brauchte für drei Ladepausen 1:45 h, der kleine Kia 2:30 h.

Fazit: Für E-Auto-Besitzer, die häufig auf Langstrecken unterwegs sind, lohnt sich ein großer Akku aus drei Gründen. Erstens lädt er schneller, da er höhere Ladeströme verkraftet. Zweitens lässt sich nach dem Start mit vollem Akku der erste Ladestopp länger hinauszögern, was die Planung von Pausen erleichtert. Drittens kommt der große Akku auch nach jedem Zwischenladen weiter, wo die Modelle mit kleinem Akku enttäuschen: Wer mit 20 % den Lader erreicht und bis 80 % lädt, nutzt nur 60 % des ohnehin geringeren Kapazität. Dadurch wurden im Test teils alle 180 bis 200 km Ladestopps fällig. Kleinere Akkus sind nur Autofahrern zu empfehlen, die selten mehr als 500 km fahren. Eine Ausnahme ist der Kia EV6, der auch mit kleiner Batterie kurze Zwischenstopps ermöglicht.

Redakteur: Dirk Gulde

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