Mit dem „Green Deal“ will die Europäische Kommission die Wirtschaft in der EU klimaneutral machen. Eine der zentralen Initiativen dieses Green Deals ist die EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (Chemicals Strategy for Sustainability, CSS), die 2020 von der Kommission vorgestellt wurde. Ziel ist es, den Schutz von Mensch und Umwelt vor gefährlichen Chemikalien zu erhöhen und die EU-Industrie zu einem wettbewerbsfähigen, weltweiten Spitzenreiter bei der Herstellung und Verwendung von sicheren und nachhaltigen Chemikalien zu fördern.
Um dieses zu erreichen, werden die REACH- und die CLP-Verordnung (Classification, Labelling and Packaging) angepasst und überarbeitet. Der VTH Verband Technischer Handel e.V. begrüßt grundsätzlich die Ziele der Verordnung, weil sie Umwelt und Menschen vor Schaden durch Chemikalien schützt. Hierzu zählen unter anderem die Verminderung und Verhinderung von Boden- und Wasserkontaminationen – einschließlich des Trinkwassers – durch Industriechemikalien. Es muss jedoch gewährleistet bleiben, dass die komplexen Vorgaben umsetzbar bleiben und auch zukünftig notwendig vorhandene sowie neue innovative Lösungen und Technologien entwickelt und eingesetzt werden können.
Differenzierung bei PFAS-Beschränkungen erforderlich
Anfang Februar 2023 hat die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) eine vorläufige Fassung des Beschränkungsdossiers der Stoffgruppe PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) veröffentlicht. Dabei stellte sich heraus: Fluorpolymere, zu denen auch PTFE, FKM oder FFKM zählen, sind ebenso vom Verbotsvorhaben betroffen, wie die besorgniserregenden flüchtigen und wasserlöslichen Fluorchemikalien. Somit könnten auch ungiftige Kunststoffe und Elastomere, die sich nicht in der Umgebung freisetzen und auch nicht wasserlöslich sind, unter das geplante Verbot fallen, die für die Industrie nicht oder nur schwer ersetzbar sind.
PTFE ist zum Beispiel elementarer Bestandteil vieler Dichtungen. Von einem generellen PFAS-Verbot wären vor allem solche betroffen, die hohen Temperaturen und hochaggressiven Chemikalien standhalten müssen. „Für den Dichtungssektor würde ein Produktsegment fehlen, welches den sicheren Umgang mit gefährlichen Stoffen erlaubt und damit erheblich zum Umweltschutz und dem Schutz von Personen und Anlagen beiträgt,“ erläutert Norbert Weimer, Unternehmensleitung des VTH-QUALITÄTSPARTNERS Klinger GmbH, im Fachmagazin Technischer Handel (TH).
Entscheidung erst 2025
Der Weg zu einem möglichen Verbot von PFAS ist allerdings lang. Die striktere Option sieht ein Verbot aller Stoffe 18 Monate nach der Aufnahme des Beschränkungsvorschlags in den Anhang XVII der REACH-Verordnung vor. Der mildere Übergangsvorschlag sieht zeitliche Aufschübe für einige Anwendungen vor. Mit einer Entscheidung der EU-Kommission und ihrer Mitgliedsstaaten rechnet der VTH nicht vor 2025.
Technischer Handel und Lieferanten sind gerüstet
Der Technische Handel beobachtet die weitere Entwicklung sehr genau. „Die Fachhändler und besonders die zertifizierten Fachbetriebe für Dichtungstechnik im VTH sind stets gut über den aktuellen Stand der Entwicklungen informiert“, erklärt Simon Treiber, Vorsitzender der VTH-Fachgruppe „Dichtungstechnik“. Er beruhigt: „Die kontinuierliche Weiterbildung unserer Fachberater sorgt für die notwendige Expertise, damit wir auch in Zukunft für jeden Einzelfall eine passende Dichtung finden.“
Die wichtigsten Lieferanten sorgen bereits vor: Um vorab schon einigen Kunden die Bedenken nehmen zu können, kennzeichnet zum Beispiel die Frenzelit GmbH alle nicht-betroffenen Produkte mit einem „PFAS-free“-Logo. „Die Frenzelit GmbH arbeitet bereits an leistungsfähigen Ersatzlösungen und -technologien und entwickelt neue Werkstoffkonzepte. Diese Prototypen befinden sich derzeit in der Erprobungsphase und werden zukünftig weitere der aktuell eingesetzten PFAS-relevanten Dichtungsprodukte ersetzen“, schildert Dr. Anna Berger, Research & Development beim VTH-QUALITÄTSPARTNER Frenzelit.
Der VTH Verband Technischer Handel e.V. ist seit 1904 der Fach- und Berufsverband von rund 230 Großhändlern für industriellen und technischen Bedarf im deutschsprachigen Raum. Mit ihren insgesamt über 400 Verkaufsstützpunkten versorgen die Mitgliedsunternehmen die Industrie, das Handwerk und Gewerbe mit technischen Produkten und Persönlichen Schutzausrüstungen sowie vielfältigen Dienstleistungen.
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