Obwohl die Erkrankungszahlen für allergische Erkrankungen zunehmen und lange schon klar ist, dass die Behandlung multidisziplinärer Systemerkrankungen interdisziplinär erfolgen muss, ist die Allergologie in Deutschland nicht als selbstständiges Fach im Studium der Humanmedizin verankert. Die Lehre an den deutschen Hochschulen im Bereich Allergologie ist daher fragmentiert. Prof. Dr. med. Timo Buhl, Professor für Dermatologie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), initiierte ein Projekt zur Verbesserung der allergologischen Lehre und entwickelte zusammen mit zwölf Kliniken/Instituten im interdisziplinären Konsens über den Zeitraum von zwei Jahren ein neues Lehrkonzept.
Zentraler Bestandteil war die Erarbeitung gemeinsamer Lernziele und eine Gesamtkonzeption. Die Vermittlung des interdisziplinären Curriculums erfolgte in Lehrveranstaltungen in Präsenz sowie digital. Angeboten wurden die Inhalte mit interaktiven Fallbeispielen, zusätzlichen Materialien zum Selbststudium sowie Lernkontrollen auf der universitätsweit eingesetzten web-/appbasierten Lernplattform ILIAS erstmals im Sommersemester 2021. Eine vergleichende Evaluation von Studierenden nach Absolvieren der unterschiedlichen Curricula zeigte signifikante Verbesserungen des Lernerfolgs.
„Das Konzept für das Wahlpflichtfach Allergologie kann genutzt werden, um das im Studiengang Humanmedizin unterrepräsentierte Fach Allergologie deutschlandweit praxisorientiert zu standardisieren und zu stärken“, sagt Professor Dr. med. Falk Ochsendorf, Vorsitzender des Kuratoriums des DDG-Preises für Akademische Lehre. Die Mitglieder des Kuratoriums überzeugte das Konzept „Interdisziplinäre Neukonzeption der Lehre im Querschnittsfach ‚Allergologie‘ im Studiengang Humanmedizin“ aufgrund seiner systematischen und praxisorientierten Ausrichtung.
Das Kuratorium hebt in seiner Begründung als besonders positiv hervor, dass Prof. Buhl eine Forschungsarbeit geliefert habe, die als Blaupause für andere Kliniken nutzbar sein könnte. „Damit liefert er einen großen Mehrwert für das Fach Dermatologie und die dermatologische Lehre“, fasst Ochsendorf zusammen.
Der DDG-Preis für Akademische Lehre ist mit insgesamt 2.500 Euro dotiert. Verliehen wurde der Preis auf der 52. DDG‐Tagung, am Freitag, 28.04.2023 in Berlin.
Literatur:
Schuppe MC, Lex C, Gliem N et al. Interdisziplinäre Neukonzeption der Lehre im Querschnittsfach „Allergologie“ im Studiengang Humanmedizin. HNO 70, 870–877 (2022). doi.org/10.1007/s00106-022-01222-5
Beutner C, Lex C, Gliem N et al. Neues Wahlpflichtfach „Interdisziplinäre Allergologie“ im Studiengang Humanmedizin an einem Comprehensive Allergy Center. Allergologie 46, 120-127 (2023). doi: 10.5414/ALX02278.
Zur Person: Prof. Dr. med. Timo Buhl ist Oberarzt an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Er leitet das allergologische Labor der UMG und ist Arbeitsgruppenleiter „Allergologische Erkrankungen und chronisch entzündliche Dermatosen in Maus und Mensch“. 2017 erhielt er die Professur für Dermatologie an der UMG. Seine Schwerpunkte sind die Allergologie und die klinische Immunologie.
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) e. V. ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der deutschsprachigen Dermatologinnen und Dermatologen. Als eine gemeinnützige Organisation mit mehr als 4.000 Mitgliedern fördert sie Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Dermatologie und ihrer Teilgebiete. Die DDG setzt sich für die Förderung der klinischen und praktischen Dermatologie, Allergologie und Venerologie sowie ihrer konservativen und operativen Teilgebiete ein. Mit der Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen und Kongressen engagiert sie sich in der Fort- und Weiterbildung, sie entwickelt Leitlinien und unterstützt Forschungsvorhaben durch Anschubfinanzierungen und Förderungen. Darüber hinaus vergibt die DDG zusammen mit der Deutschen Stiftung für Dermatologie Forschungsgelder und Stipendien an vielversprechende Nachwuchsmedizinstudierende und an namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
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