Beschleunigung und Augenmaß im Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten im Straßenbau fordert der Arbeitskreis Straße/Brücke der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB). „Wir wollen uns gerade als mittelständische Bauwirtschaft den Nachhaltigkeitsthemen stellen, hierbei müssen allerdings echte Hebel identifiziert werden, die auch einen Mehrwert erzeugen“, erklärte der stellvertretende Präsident des Verbandes RA Jürgen Faupel auf der Frühjahrstagung des Arbeitskreises in Frankfurt/Sulzbach. Gleichzeitig dürften Auftraggeber und Auftragnehmer nicht bei der Umsetzung überfordert werden. Die Unternehmen müssten sich auf das Bauen konzentrieren können und dürften nicht durch Bürokratie „erschlagen“ werden. Der Verband fordert von der Bundesregierung eine Erhöhung der Schlagzahl im Fernstraßenbau und Verbesserungen bei öffentlichen Ausschreibungen.

Bessere Leistungsbeschreibungen und gezieltere Vergaben

Über 70 Vertreterinnen und Vertreter deutscher Straßenbauunternehmen berieten sich im Rahmen der Frühjahrstagung des Arbeitskreises Straße/Brücke der BVMB in Sulzbach über aktuelle Themen und Herausforderungen für die Branche. Eines der Themen, die den Fachunternehmen unter den Nägeln brennen, ist die schleppende Modernisierung von Autobahnbrücken. „Für eine intakte Infrastruktur in Deutschland sind funktionierende und belastbare Brücken unerlässlich“, betont Faupel. Damit der Bund sein gesetztes Ziel, ab 2026 rund 400 Brücken pro Jahr zu modernisieren, auch erreiche, müsse die Ausschreibungstätigkeit noch deutlich zunehmen. „Damit die Bauunternehmen ihre Kapazitäten gezielt ausbauen und planen können, braucht es eine vernünftige Vergabevorschau, die auch mit Blick auf den Wettbewerb Vorteile für den Auftraggeber hätte: 2023 müssten im Schnitt 1,5 Ausschreibungen pro Arbeitstag vergeben werden, um im Plan zu bleiben“, ergänzt Daniel Jonas, Abteilungsleiter des Verbandes für den Bereich Straßen-, Tief- und Ingenieurbau.

Mit Blick auf Nachhaltigkeitsaspekte im Bauvertrag und den inzwischen an verschiedenen Stellen zu beobachtenden Aktionismus kritisiert Faupel die aktuelle Vergabepraxis: „Konkrete Vorgaben in der Leistungsbeschreibung sind hier ein geeigneter Weg. Auch Wertungskriterien können ein Hebel sein, diese müssen allerdings eindeutig und messbar sein – ein Beispiel dafür wäre die Bauzeit.“

Durch die Reduzierung von Staus könnte ein großer Anteil an CO2 eingespart werden. „Klar sein muss allerdings auch, dass es Nachhaltigkeit nicht zum „Nulltarif“ geben wird. Hier wird die Frage aufkommen, ob Auftraggeber eine mögliche Verteuerung der Angebote um möglicherweise 5 bis 10 Prozent akzeptieren werden“, erklärt Faupel. Zusätzlich zu den stark angestiegenen Baukosten würden dadurch die verfügbaren Investitionsmittel noch weiter verringert und im Ergebnis könne weniger gebaut werden.

Baumittelständler haben ihre Hausaufgaben gemacht

Auch mit der erforderlichen Einhaltung des neuen Arbeitsplatzgrenzwertes im Asphaltstraßenbau ab dem Jahr 2025 stehen die im Straßenbau tätigen Unternehmen vor großen Herausforderungen. Als wesentliche expositionsmindernde Instrumente wurden im Walzasphalt Absauganlagen an Straßenfertigern sowie der Einsatz temperaturabgesenkter Asphalte ausgemacht. „Die geplante Aufnahme temperaturabgesenkter Asphalte ins Regelwerk ist ein wichtiger Schritt in Richtung Arbeitsschutz der Beschäftigten und ebenfalls in Richtung Nachhaltigkeit, den wir begrüßen“, so Jonas. Als weitere große Herausforderung für die Straßenbauunternehmen ebenso wie für die öffentlichen Auftraggeber sieht der BVMB-Arbeitskreis, dass Building Information Modeling (BIM) ab 2025 den Regelprozess im Bereich der Bundesfernstraßen darstellen soll. „Wir erwarten in Kürze eine große Welle an BIM-Projekten unterschiedlicher Art und Größenordnung. Hieran sollten sich die Unternehmen wenn möglich beteiligen. Darüber hinaus ist die Auftraggeberseite mit Blick auf die Digitalisierung gefordert, die hierzu erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen – unsere Unternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht!“, fasst Jonas zusammen.

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