Ausstellung: 27. Mai – 5. Juli 2023
Eröffnung: Freitag, 26. Mai 2023, 18.30 Uhr
Ort: 
Aedes Architekturforum, Christinenstr. 18–19, 10119 Berlin
Öffnungszeiten: 
Mo 13–17 Uhr,Di–Fr 11–18.30 Uhr, Sonn- und Feiertage 13–17 Uhr, Sa. 27. Mai 2023, 13–17 Uhr

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Der weltbekannte portugiesische Architekt, Zeichner, Designer, Künstler und Autor Álvaro Siza hat die zeitgenössische Architektur in vielfältiger Weise mit Bauten unterschiedlicher Maßstäbe geprägt sowie Generationen von Architekt:innen beeinflusst. Seine Architektur ist sowohl modern als auch historisch verwurzelt, international und ortsspezifisch, monumental und zurückhaltend. Siza wurde mit den höchsten internationalen Auszeichnungen geehrt, sein Werk wurde in den wichtigsten Museen ausgestellt und hinterließ weltweit seine Spuren. Eine Typologie hat es ihm in seiner 70-jährigen Karriere besonders angetan: der Turm. Anhand von Sizas ausdrucksstarken Skizzen, Fotografien und Modellen zeigt diese Ausstellung die Dualität zweier kürzlich fertiggestellter Türme, die trotz ihrer auffallend eleganten Schlichtheit unterschiedlicher nicht sein könnten: der luxuriöse Wohnturm in 611 West 56th Street im Betondschungel von Manhattan und der umweltfreundliche Wachturm von Proença-a-Nova im immergrünen Wald von Portugal. Beide fungieren als Aussichtsturm auf die wundervollen und endlosen Landschaften von New York und Naturtejo, einem UNESCO-Geopark zwischen Lissabon und Porto. Schließlich geht es bei den Türmen von Álvaro Siza weniger um Höhe als vielmehr um Weitsicht.

Im kommenden Juni feiert Álvaro Siza seinen 90. Geburtstag und nimmt auch weiterhin aktiv am internationalen Architekturdiskurs und mit seinen Projekten an der Gestaltung der gebauten Umwelt teil.

Seit 1979 hat Siza zahlreiche Türme entworfen, von denen die meisten unrealisiert blieben. „Vielleicht, weil Türme in seinem Heimatland Portugal eine Art Tabu sind, so sehr, dass sie in fast allen städtischen Verordnungen als illegal gelten, oder vielleicht, weil die südliche Topographie und das Klima eher einen Ansatz begünstigen, der die horizontalen Linien betont.“, vermutet António Choupina, Kurator der Ausstellung. „New York hingegen ist wie ein Traum, in dem alles vertikal ist und wie Bäume aus dem Boden ragt“, so beschreibt es Álvaro Siza seit seiner ersten Reise in die Vereinigten Staaten vor einem halben Jahrhundert.

Der Apartmentturm 611W56 in Manhattan (2014–22), der 137 Meter hoch ist, mag im Vergleich zu New Yorks ständig wachsender Skyline bescheiden erscheinen, aber er reicht aus, um „den Himmel zu streicheln, anstatt ihn zu zerkratzen“, so Siza. Seine Türme sind daher Instrumente zur Erneuerung und Umstrukturierung von Territorien, wie z. B. des Hell’s Kitchen Quartiers, indem sie sich vertikal ausdehnen, um Platz für öffentliche Räume zu schaffen, die das soziale Engagement von Gemeinschaften – an der Ecke zur 11th Avenue – und die Einrichtung von Gartenbereichen – im Innenhof des zweiten Stocks – ermöglichen. Der Turm hat eine vage Ähnlichkeit mit einer anthropomorphen Skulptur. Sein langer Hals und sein auskragender Kopf sind mit Kalkstein verkleidet, der ein doppeltes Fischgrätenmuster aufweist.

Der Beobachtungs- und Aussichtsturm in Proença-a-Nova (2018–21) erhebt sich auf dem Gipfel der Bergkette Serra das Talhadas. Er ist zwar nur 16 Meter hoch, steht aber 616 Meter über dem Meeresspiegel und überragt die 50 Millionen Jahre alten Quarzitkämme des umliegenden UNESCO-Geoparks. Der Turm dient zur Beobachtung der Wälder und damit der (Früh-)Erkennung von Waldbränden und außerdem als Wanderziel mit Panoramablick auf die wunderschöne Berglandschaft. Álvaro Siza komponierte den Turm aus fünf quadratischen, überhängenden Plattformen. Der Grundriss reduziert das Bauwerk auf seine wesentlichste Form: ein Kreuzgitter, das dem benachbarten Kruzifix nicht unähnlich ist.

Eine identische Logik wurde bei dem New Yorker Hochhausangewandt, wo das hippodamische Raster von Manhattan auf die Fassade übertragen wurde: Alleen werden zu Säulen und Blöcke zu Fenstern. „Beide Türme sind strategisch am Rande platziert, thronen über dem Eingang und öffnen ihre Ecken, um ganze Panoramen nach innen zu verlagern, eingerahmt von Glas in Manhattan oder der Schwerkraft trotzend in Proença-a-Nova.“, erklärt der Kurator Choupina.

Die Ausstellung

Skizzen, Modelle und Fotos verdeutlichen Álvaro Sizas Leidenschaft für Türme und seine Faszination, nach der Sonne zu greifen, während sie sich gleichzeitig auf zwei Fallstudien und ihre unterschiedlichen Eigenschaften konzentrieren: der eine ragt deutlich in die Höhe, der andere akzentuiert den Berggipfel, der eine ist privat und der andere öffentlich, der eine dient zum Wohnen und der andere zum Schutz, der eine steht in der Stadt, der andere auf dem Land, der eine ist aus Beton und der andere aus leichten Stahlrahmen. Die multimediale Ausstellung umfasst auch Interviews und Objekte, die Siza in verschiedenen Kontexten entworfen hat, wie z. B. Stühle, die für den chinesischen Möbelhersteller Camerich, einen Kooperationspartner von Aedes, entworfen wurden.

Kurator der Ausstellung ist der portugiesische Architekt António Choupina.

Frühere Siza-Ausstellungen bei Aedes

Mit der Ausstellung Two Towers ehrt Aedes Álvaro Siza, sie schließt aber auch einen Kreis. Bereits 1985 hatte ihm das Architekturforum eine Einzelausstellung gewidmet, in der einer seiner ersten Turm-Entwürfe vorgestellt wurde: der Entwurf eines Denkmals für die Opfer des Nationalsozialismus für den Wettbewerb des Prinz-Albrecht-Palais 1983. Sizas Architektur wurde auch 2009 bei Aedes im Rahmen der Ausstellung Portugal Outside Portugal gezeigt. In den letzten Jahren präsentierte das Architekturforum seine bemerkenswerten Visionen für die Alhambra in fünf verschiedenen Ländern (2014–2017) und lud ihn ein, den Pavillon für Camerichanlässlich der China International Furniture Fair (CIFF) 2019 in Shanghai zu gestalten. 

Über Álvaro Siza     

Two Towers feiert den 90. Geburtstag von Álvaro Siza (1933), einem der bedeutendsten Architekten, der einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Architektur geleistet hat. Siza ist berühmt für seine handgezeichneten Skizzen, die seinen Denk- und Entwurfsprozess visualisieren Sie stellen eine dialektische Beziehung zwischen seiner schöpferischen Intuition und den materiellen Details einer hochwertigen Konstruktion her. Darüber hinaus ist er einer der am meisten ausgezeichneten Architekt:innen der Welt: Er wurde 1988 mit dem ersten Mies van der Rohe Award for European Architecture ausgezeichnet und erhielt den Mies Crown Hall Americas Prize (2014) sowie den renommierten Pritzker-Preis (1992), den Praemium Imperiale (1998), den Wolf-Preis (2001), den Goldenen Löwen für das Lebenswerk (2012) und die Goldmedaillen der Alvar-Aalto-Stiftung (1988), des Royal Institute of British Architects (RIBA, 2009) und der International Union for Architects (UIA, 2011), um nur einige zu nennen.

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