Deutschland bemüht sich angesichts des Ukraine-Krieges und des Klimawandels um ein energiesparendes Wirtschaften in Unternehmen und im eigenen Haushalt. Viele Bürger empfinden diese Verhaltensänderung zwar ethisch richtig, haben aber Probleme mit der Umsetzung im Alltag. Nach Ansicht des Leiters der Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung und Change Management, Dennis Riehle (Konstanz), liegt dies auch daran, dass wir uns mit den von Politik oder Wissenschaft gesteckten Zielen unter Druck setzen und dabei Motivation und Lust verlieren, den eigenen Alltag ressourcenschonender zu gestalten. „Zweifelsohne helfen die zahlreichen belehrenden und bevormundenden Ratschläge, Aufforderungen und Werbemaßnahmen, die die Menschen zu mehr Sorgsamkeit im Umgang mit Energieträgern ermutigen, nicht wirklich weiter. Im Gegenteil. Wir lassen uns als selbst bestimmte Wesen zu Recht nicht gerne in unsere Lebensplanung hinein reden. Viel eher sollten uns die Verantwortlichen zutrauen, eigenständig agieren und entscheiden zu können, welchen Beitrag jeder von uns in welchem Umfang leisten kann, um die Umweltzerstörung zu bremsen“.

Riehle macht dabei auch darauf aufmerksam, dass solch ein „Lifestyle“ keinesfalls allein aus Entbehrung und Verzicht bestehen sollte. Viel eher komme es auf ein „Anders“ an, nicht zwingend um ein „Weniger“: „Wir müssen ein neues Verständnis von Qualität und Notwendigkeit entwickeln. Welche Anschaffungen sind wirklich unentbehrlich? Gibt es alternative Produkte oder Dienstleistungen, welche zu einem ähnlichen Ergebnis führen, aber unter Nachhaltigkeitsaspekten positiver zu bewerten sind? Und kann ich für einen Einkauf vielleicht etwas mehr Geld ausgeben, um hochwertigere Ware zu bekommen, die möglicherweise regional produziert wurde und gewisse Umweltstandards einhält – während ich gleichzeitig einen anderen Artikel nicht unbedingt brauche?“, formuliert Riehle die persönliche Abwägung, die jeder von uns individuell vornehmen muss, ohne sich von irgendwelcher Obrigkeit bevormunden zu lassen.

Für solch souveräne Entscheidungen benötige man aber deutlich mehr Bewusstseinsbildung und ein Kompetenztraining, das am besten bereits in der Schule beginnt: „Wir müssen mündig werden, uns Informationen zu beschaffen, die bei nachhaltigem Konsumieren helfen und darüber hinaus das Verständnis für die Bedeutung umweltzerstörerischen Verhaltens schärfen. Dabei geht es nicht um Vorwürfe, sondern vielmehr um Sensibilisierung dafür, dass ein gutes Dasein auch möglich ist, wenn wir nicht über unsere Verhältnisse leben“, erläutert Riehle und fügt an: „Es wäre auch falsch, das Thema der ‚Nachhaltigkeit‘ nun allein im Kontext des Klimawandels zu sehen. Stattdessen wäre auch ohne die perspektive Wetterveränderung eine Umkehr notwendig gewesen, weil wir eben irgendwann die Erde ausgebeutet haben und ein Existieren ohne Angewiesenseins auf die natürlichen Grundlagen organisieren müssen. Dabei betrifft dies nicht erst die kommenden Generationen, für die wir im Übrigen nicht nur im moralischen Sinn eine Verantwortung zu tragen haben. Schon heute sehen wir die Grenzen der Schöpfung, sodass wir jetzt zu Innovation, Abkehr und Verhaltensänderung aufgerufen sind“.

Die Beratungsstelle für Nachhaltige Entwicklung ist kostenlos unter www.beratung-riehle.de erreichbar.

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