Urban Dances aus Afrika, Tanz & Krieg, Migration, Mythen & Utopien und Empowerment sind die Themen der diesjährigen Ausgabe der Potsdamer Tanztage. Mit 12 Produktionen aus Palästina, Polen, Deutschland, dem Senegal, der Elfenbeinküste, Kanada, Belgien, der Tschechischen Republik, Frankreich und Schweden, dabei fünf Deutschlandpremieren und zwei Europapremieren, spiegelt das Programm die Krisen und die Hoffnungen unserer Zeit wider.

Mit den Stücken Losing It der palästinensischen Tänzerin Samaa Wakim und Every Minute Motherland des polnischen Choreografen Maciej Kuźmiński stehen Krieg und verlorene Heimat im Mittelpunkt. Hautnah erlebt das Publikum die Choreografie mit polnischen und ukrainischen Tänzer:innen, die über Flucht, Angst, Wut und Mut berichtet.

Die Themen Migration und Heimat ist auch im Fokus des Duetts Mbeuk Mi Wossi (Nein zur Auswanderung) aus dem Senegal. Die Hip Hop Tänzer berichten von der Anstrengung und den enttäuschten Hoffnungen des Auswanderns.

Urban Dances aus Afrika und Empowerment sind in den Stücken Matière(s) Première(s) der Compagnie Par Terre / Anne Nguyen aus Paris und Filles-Pétroles von Nadia Beugré zentrale Themen. Beide Produktionen berichten über die Lebendigkeit und Kreativität der afrikanischen Urbanen Tanzkultur, aber auch über die Machtkämpfe in der Gesellschaft. Wo ist der Platz der Frauen, wie können sie sich mehr Macht erkämpfen und wie kann die Jugend durch den Tanz sichtbar werden?

Kampf und Tanz ist ganz anders in dem Stück Where The Boys Are, das Kampfsport und Tanz verbindet, zu erleben. Aus dem Kampf entsteht dabei nach und nach Zweisamkeit und das traditionelle Bild der Männlichkeit wird infrage gestellt.

In den Stücken Merkurius, Moving in Concert und The Pretty Things steht der menschliche Körper am Limit: an der Grenze seines Könnens, seiner Vorstellungskraft und seiner Kontrolle über Technologie. Merkurius ist ein utopisches und humorvolles Stück über Merkur und die Mythen, die um diesen Planeten seit Jahrhunderten kursieren. Obwohl vollständig unbewohnbar, wollen trotzdem einige Menschen dort siedeln. Moving in Concert erinnert mit seiner Gegenüberstellung nackter Körper und kühler Technologie an der Fragilität des Menschen und an sein Bestreben, die technologische Entwicklung zu kontrollieren. In The Pretty Things ist alles nicht mehr so schön, denn in dem Versuch den Körper zum Äußersten zu bringen, bricht das Chaos aus und die Grenzen der körperlichen Leistungsfähigkeit werden immer sichtbarer.

Überfordert ist Viktor Černický in PLI mit 22 Konferenzstühlen, die zum Symbol für die Neugier und Schaffenskraft des Menschen aber auch der Zerbrechlichkeit des Geschaffenen werden.

Besonders unter die Haut gehen zwei Stücke des Programms: in Harmonia stehen auf der Bühne zehn Tänzer:innen mit und ohne Behinderung, die das Publikum auf eine Entdeckungsreise ihrer Persönlichkeiten und Fähigkeiten mitnehmen. Die klassischen Hierarchien in der Gesellschaft werden infrage gestellt und machen Platz für ein neues Zusammenleben. Das Duett The Lost Pieces bringt Thiago Granato und Sylvain Huc zusammen auf die Bühne für eine rituale Begegnung nah am Publikum. Inmitten der Zuschauer:innen machen sie unterschiedliche Zustände des Körpers in der Begegnung sichtbar.

Tanz ist im Programm nicht nur über Aufführungen, sondern auch durch Filme zu erleben. Kurzfilme zeigen das Making of oder den dokumentarischen Kontext der Stücke.

Tanzen kann mach aber auch selbst bei den Konzerten des Festivals im fabrikgarten. Mit dabei sind in diesem Jahr: Golden Diskó Ship, Can’t Spell Kwu, DJ Ipek, Komfortauschen, Ah! Kosmos und Scheiba.

Der Vorverkauf startet am 03. April 2023.

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