„Rund 200.000 Euro sind seit den ersten Maßnahmen 2008 in das Moor geflossen, das ist ein langfristiges Projekt. Wir wollen das Wassereinzugsgebiet noch entwickeln und damit die Wasserversorgung der Moorquellen verbessern“, kündigt Conrad an und ergänzt: „außerdem sollen der Zugang und die Infostation wieder aufgehübscht werden, denn das Moor zieht viele Besucher an und zahlreiche Exkursionen führen Forst- und Naturschutzleute in das Gebiet“.
Lions Club sonst hauptsächlich in sozialen Projekten engagiert – nun erstmalig im Naturschutz aktiv
„Mit Gummistiefeln an den Füßen betreten die Lions Club Mitglieder auf dem nass-weichen Moorboden tatsächlich Neuland. Bislang engagieren wir uns eher in sozialen Projekten mit weniger schwammigem Untergrund“, kommentiert Alexander Tänzer die neu angelaufene Kooperation. Doch der Präsident der Lions Uslar sieht sich und seine Mitstreiter im Moor gut geerdet. „Der Arbeitseinsatz an der frischen Luft tut unserem Herrenkreis gut und wir sehen sofort, was wir geschafft haben“, freut sich der Lions Club Präsident. Schnell sichtbarer Erfolg sei bei langwierigen finanziellen Projekten im sozialen Bereich eher nicht der Fall, bemerkt Alexander Tänzer. Und Förster Conrad ergänzt die soziale Seite des Handelns im Moor: „Was wir heute im Moor anpacken, kommt unseren Nachfahren zu Gute. Denn Moorschutz ist Klimaschutz und um den geht es hier auch ganz entscheidend“, hebt Kai Conrad hervor. Die Moore im Solling seien wertvolle Kohlenstoff-Speicher und das Wachstum der Torfmoose entziehe der Atmosphäre Kohlendioxid. „Die Renaturierung der Waldmoore im Solling ist ein wesentlicher Beitrag der Landesforsten zum Klimaschutz“, unterstreicht der Waldökologe die Notwendigkeit, Moore wiederzubeleben.
Langer Weg zur Wiedervernässung
Nachdem 2008 und 2016 fast alle Fichten aus den Teichwiesen entfernt worden waren, hatte zuletzt 2018 ein Spezialbagger alle noch vorhandenen Gräben verschlossen, mit denen früher das Waldmoor entwässert wurde. Die Teichwiesen liegen zwischen Uslar und Dassel in der Försterei Steinborn. Sie sind das Quellgebiet der Ilme, die als naturbelassener Bach das Mittelgebirge durchquert und zum europäischen Schutzgebiet (FFH) “Ilme“ zählt. Die Europäische Union finanzierte die Arbeiten zum Grabenverschluss aus der Förderrichtlinie „Fließgewässerentwicklung“. Die Landesforsten beteiligten sich mit einem Eigenanteil.
Die Moorrenaturierungen trägt nicht nur zum Natur- und Klimaschutz bei, sondern sorgt auch für den Rückhalt von Hochwasserspitzen und für sauberes und gleichmäßiges Wasser in der Landschaft. Forstamtsleiter Dr. Johannes Wobst sieht in den kommenden Jahren neben den Pflegeeinsätzen des Lions Club Uslar folgende Hauptaufgaben im und um das Schutzgebiet. „Wir werden dort die letzten großen Fichten entnehmen und das Wassereinzugsgebiet verstärkt mit Laubbäumen anreichern. Außerdem muss noch der Moorsteg erneuert werden, wobei uns die Lions auch wieder unterstützen“, sagt der Leiter des Forstamtes Dassel. „Natürlich interessiert uns weiterhin das Monitoring in der Fläche, also die Messungen zum Wasserstand und die Veränderungen zur Vegetation, die wir seit 2008 fortführen“, so Wobst zum langen Weg bis zum endgültigen Ruhenlassen.
Hintergrund:
Die Teichwiesen sind neben dem Friedrichshäuser Bruch das wertvollste Moor im Niedersächsischen Forstamt Dassel. Hier finden sich die stärksten Moorauflagen mit bis zu zwei Metern Mächtigkeit, gut schüttende Quellen und typische Moorarten wie beispielsweise verschiedene Torfmoose, Wollgras, spezielle Libellenarten und der Kammmolch. Das Moor war durch ein künstlich angelegtes Grabensystem und nachfolgende Fichtenaufforstung stark beeinträchtigt worden. Dabei ist dies kein statischer Zustand, sondern das Moor schwindet ohne Wiedervernässung fortlaufend – die Torfauflage zersetzt sich mit mehreren Dezimetern pro Jahrzehnt in raschem Tempo und setzt dabei große Mengen an Kohlendioxid frei. Damit gehen nicht nur wertvolle Biotope und Lebensräume für Arten verloren, sondern auch der Klimawandel wird gefördert.
Das Teichwiesenmoor ist dabei ein wichtiger Baustein in der Gesamtstrategie zum Schutz der Moore im Solling. Der Solling hatte ursprünglich eine Moorfläche von über 1.000 Hektar, verteilt auf etwa 30 Moore, die in früheren Jahrhunderten fast alle entwässert wurden. Die Forstämter Dassel und Neuhaus arbeiten nun seit 15 Jahren systematisch daran, die wertvollsten Flächen zu renaturieren und haben dafür unter Nutzung von Förderprogrammen rund drei Mio Euro im Solling investiert. 40% der potenziellen Renaturierungsfläche wurden damit bereits in Stand gesetzt. Das in den Teichwiesen erstmals in Deutschland angewandte Renaturierungsverfahren der „Zuger Methode“ hat sich bewährt und ist mittlerweile eine Standardlösung für ähnliche Flächen in ganz Deutschland.
Die Niedersächsischen Landesforsten verfolgen mit der Renaturierung der Solling-Moore fünf Ziele:
- Klimaschutz durch Minderung von Kohlendioxid-Emissionen
- Hochwasserschutz: Zurückhalten von Hochwasserspitzen, da das intakte Moor wie ein Schwamm wirkt
- Grundwasserbildung und Trinkwasserschutz: Verstetigter Wasserabfluss von sauberem Wasser aus einem intakten Moor hat positive Auswirkungen auf Grundwasserbildung und damit langfristig Trinkwassersicherung
- Verbesserung der Biodiversität: Moore sind sehr seltene und wertvolle Lebensräume und ein intakter Gebietswasserhaushalt kommt auch Bächen und Quellen zugute
- Tourismus und Erholung: Naturnahe Moore ergeben schöne Landschaftsbilder und werden gerne von Besuchern aufgesucht
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