Die AOK PLUS hat dafür ihre Abrechnungsdaten der Schwangeren aus Sachsen untersucht. 2021 zählte die Gesundheitskasse 21.335 Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren mit einer Entbindung. In Bezug auf die sächsischen Geburtenzahlen 2021 mit 32.548 Kindern sind die Ergebnisse damit repräsentativ.
Großteil der Schwangeren ist gesund
Insgesamt zeigen die Zahlen der AOK PLUS, dass die werdenden Mütter heute weitestgehend besser durch die Schwangerschaft kommen als 2016. Einige typische Schwangerschaftskrankheiten treten seltener auf. Demgegenüber steht jedoch eine deutliche Zunahme bei Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes. Psychische Beschwerden verbleiben auf stabilem Niveau mit zunehmender Tendenz. Weiterhin zeigt sich, dass mit zunehmendem Alter der werdenden Mütter das Risiko für bestimmte Beschwerden steigt und Erkrankungen häufiger auftreten. "Ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und eine gestresste Psyche haben gerade bei Schwangeren buchstäblich doppelte Folgen, schließlich können die werdende Mutter und das ungeborene Kind die Auswirkungen spüren. Als Gesundheitslotse bieten wir ihnen bestmögliche Unterstützung auf dem Weg zur Geburt und darüber hinaus, beispielsweise mit einem attraktiven Vorsorgepaket oder kostenfreiem telefonischen Rat von Fachärzten und Hebammen. Mit speziellen Veranstaltungsformaten für werdende Mütter in den Filialen und unserem umfangreichen Kursangebot zu gesunder Ernährung, Bewegung und Entspannung helfen wir dabei, gesund und fit durch die Schwangerschaft zu kommen und den körperlichen Veränderungen gestärkt zu begegnen", erläutert Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK PLUS.
Weniger Ödeme und Venenkrankheiten
Jede zehnte Schwangere (9,7%) in Sachsen litt 2021 unter Wasseransammlungen (Gestationsödeme) und hatte zu viel Eiweiß im Urin (Gestationsproteinurie). Damit sank die Zahl im Vergleich zu 2016, als noch 11,3% betroffen waren. Dieser Trend war vor allem in den jüngeren Altersgruppen der 15- bis 24-Jährigen zu beobachten. Ebenfalls sinkende Fallzahlen betrafen Venenkrankheiten und Hämorrhoiden als Komplikationen in der Schwangerschaft. In der Schwangerschaft ist das Risiko für Venenkrankheiten wie Krampfadern aufgrund des zunehmenden Körpergewichts besonders groß. Generelles Übergewicht und das Alter spielen ebenfalls eine Rolle. So zeigt die Auswertung für die Altersgruppe der 40- bis 44-Jährigen einen deutlichen Anstieg bei Venenkrankheiten und Hämorrhoiden von 2016 auf 2021 um 23,3%, während die Zahlen insgesamt rückläufig sind (-6,3%). 2021 betrafen die Komplikationen jede elfte Schwangere (9,1%).
Mehr Schwangerschaftsvergiftungen bei älteren Schwangeren
Präeklampsie, im Volksmund auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet, ist eine ernste Erkrankung schwangerer Frauen. Sie leiden unter Bluthochdruck in Verbindung mit Proteinurie und Ödemen. In schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen (Eklampsie) und weiteren Komplikationen kommen. Bei Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Adipositas und Gefäßerkrankungen oder bei sehr jungen Frauen oder Spätgebärenden über 35 Jahre steigt das Risiko für eine schwere Schwangerschaftsvergiftung. Dies bestätigen die Zahlen. Zum einen liegt der Anteil bei den unter Präeklampsie leidenden Frauen 2021 bei den 40- bis 44-Jährigen am höchsten (9,2%). In dieser Altersgruppe ist auch der größte Anstieg im Vergleich zu 2016 zu verzeichnen. Bei den 15- bis 19-Jährigen sank indessen der Anteil auf 5,3%. Insgesamt bewegen sich die Zahlen im Fünf-Jahresvergleich auf stabilem Niveau und steigen nur leicht an. Jede 16. Schwangere (6,2%) in Sachsen erkrankte 2021 an einer Präeklampsie.
Alarmierend: Anstieg bei Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes ist die häufigste Begleiterscheinung einer Schwangerschaft. 2021 wurde bei jeder siebenten werdenden Mutter in Sachsen die Diagnose gestellt (14,8%). Zum Vergleich: 2016 waren 11,4% und damit nur jede neunte betroffen. Ältere Schwangere leiden dabei generell häufiger unter Schwangerschaftsdiabetes. Der Anteil der 40- bis 44-Jährigen sank allerdings im Vergleich zu 2016 um -2,9%, hingegen war in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen ein Zuwachs von 34,1% zu beobachten. Die meisten Betroffenen gab es 2021 in den Landkreisen Meißen (22,0%), Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (20,8%) und Görlitz (19,1%). "Die hohe Anzahl an jungen Frauen, die von Diabetes betroffen sind, ist alarmierend. In den meisten Fällen verschwindet er zwar nach der Geburt des Kindes, kann allerdings während der Schwangerschaft zu ernsten Komplikationen bei Mutter und Kind führen. Spezielle Schulungsprogramme für Schwangere unterstützen dabei, mit der Erkrankung umzugehen", so Rainer Striebel. Übergewichtige Frauen haben grundsätzlich ein höheres Risiko für einen Diabetes, nicht nur in der Schwangerschaft. Ist die Gewichtszunahme insbesondere in der Schwangerschaft zu hoch, kann dies gefährliche Konsequenzen für Mutter und Kind haben.
Stephanie Hahn-Schaffarczyk, Hebamme in der klinischen Geburtshilfe und 1. Vorsitzende des Sächsischen Hebammenverbands e. V., sagt zu den Ergebnissen der AOK PLUS: "Die Schwangeren sind heute nicht kränker als früher, sie werden häufig kränker gemacht. Früher waren Schwangere in freudiger Erwartung, heute sind sie in anderen Umständen. Ein Umstand, der ständig per High-Tech-Medizin überwacht und mitunter in Diagnosen festgehalten wird. Die neun Monate nicht als Krankheit zu sehen, kann da schwerfallen. Die Schwangeren sind ständig damit beschäftigt in sich hineinzuhorchen, normale mit einer Schwangerschaft einhergehende Veränderungen zu hinterfragen und sich im Internet zu informieren. Bei einem Beschäftigungsverbot bleibt dafür noch mehr Zeit. Hinzu kommen ungesunde Mahlzeiten und der kleine ebenso ungesunde Snack zwischendurch. Ein paar Stunden nichts zu essen, ist für viele völlig undenkbar. Zudem rückt Sport bei den meisten Schwangeren in den Hintergrund. Doch eine Schwangerschaft ist keine Krankheit, bei der man sich zwangsläufig ausruhen muss. Frauen sollten die Schwangerschaft als das Wunder des Lebens mit all ihren Veränderungen begrüßen – und sich regelmäßig bewegen, gesund ernähren und keinesfalls für zwei essen. Dann ist schon viel getan."
Wochenbettdepressionen nehmen zu
Bei den postpartalen Depressionen, auch Wochenbettdepression, ist insgesamt ein geringer Anstieg zu 2016 zu verzeichnen. Jede 19. Versicherte (5,5%) litt 2021 unter der depressiven Erkrankung. Besorgniserregend ist dabei jedoch, dass der Anteil in jüngeren Altersgruppen steigt. 2021 trat bei 11,2% der 15- bis 19-Jährigen eine Wochenbettdepression ein (Zuwachs von 18,4%). 8,1% der Frauen mit Entbindungen war übrigens schon vor der Schwangerschaft wegen einer Depression in Behandlung; Tendenz steigend seit 2016. Rainer Striebel betont: "Für eine bestmögliche Betreuung und Behandlung von Schwangeren müssen Risiken und mögliche Erkrankungen frühzeitig erkannt werden. Zustehende Vorsorgeuntersuchungen sollten deshalb von jeder werdenden Mutter wahrgenommen werden. Weiterhin unterstützen wir innovative Versorgungsprojekte, die zum Beispiel die psychotherapeutische Betreuung in der Schwangerschaft und nach der Geburt übernehmen oder die Behandlung von Mutter und Neugeborenem bei Risikoschwangerschaften sicherstellen."
Dipl. med. Andrea Lesser, stellvertretende Vorsitzende des Thüringer Landesverbands des Berufsverbands der Frauenärzte, bestätigt den Anstieg bei depressiven Auffälligkeiten: "Wir können bei den Wochenbettdepressionen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, weil es für viele immer noch ein Tabu-Thema ist und häufig nicht diagnostiziert wird, sofern kein Arztbesuch stattfindet. Allerdings ist unter den frischgebackenen Müttern die Akzeptanz einer Depression, der Wille sich mitzuteilen und um Hilfe zu bitten, definitiv gestiegen. Gleichzeitig sind auch die Ansprüche der Gebärenden an sich selbst und an die perfekte Geburt gestiegen. Bestätigen sich ihre Vorstellungen nicht, kann das Glücksempfinden nach der Geburt fehlen und depressive Gedanken haben es leichter. Dann ist eine Aufarbeitung der Geburt mit den Fachärzten und Fachärztinnen sowie Hebammen wichtig. Schon im Rahmen der Geburtsplanungsgespräche sollte bei Sorgen auf die Meinung der Experten vertraut werden. Ich wünsche mir von den werdenden Müttern Vertrauen in sich selbst und in die eigene Kraft, um dem schönen Ereignis der Geburt, aber auch unvorhergesehenen Situationen optimistisch entgegen zu sehen."
Die AOK PLUS ist die größte gesetzliche Krankenkasse in Sachsen und Thüringen. In Sachsen begleitet die Gesundheitskasse 2.248.150 Versicherte (Stand: 01.01.2023) professionell und partnerschaftlich in allen Lebenssituationen: bei Prävention, Gesundheitsvorsorge, Krankheit und Pflege. Dabei ist die AOK PLUS mit über 130 Filialen in Sachsen und Thüringen oder auch digital überall und jederzeit gut erreichbar.
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