Vor etwa acht Jahren hatte der damalige OB Fritz Kuhn den Konversionsprozess auf dem ehemaligen IBM-Areal angestoßen, war aber vor dem Kauf des Geländes durch die Stadt und der Übernahme der Verantwortung zurückgeschreckt. Die seitherige Entwicklung zeigt überdeutlich, dass eine städtebauliche Maßnahme dieser Größe und Komplexität von einem privaten Investor nicht seriös umgesetzt werden kann. Es braucht dazu den langen Atem und die am Gemeinwohl orientierte Steuerung der öffentlichen Hand.
Die seit vielen Jahren vor sich hin rottenden IBM-Bauten des Nachkriegs-Architektenstars Egon Eiermann gehören zum baukulturellen Erbe Stuttgarts. Will die Stadt ihr weltweites Renommee als Stadt der Architektur und der Ingenieurskunst nicht vollends verspielen, muss sie es erhalten und pflegen. Eine Zukunft haben diese Bauten aber nur als Teil einer größeren städtebaulichen Entwicklung. Es liegt nun an der Stadt Stuttgart, die – traurige Parallelität zum Quartier „Der neue Stöckach“ – als IBA’27-Projekt entwickelte Planung eines dichten, gemischt genutzten Stadtquartiers aufzunehmen und zu realisieren.
Ein ebenso gewichtiges Argument für ein Engagement der Landeshauptstadt: Angesichts der derzeit dramatischen Einbrüche im Wohnungsbau braucht es dringend sichtbare Zeichen der Kommunen, dass sie bereit sind gegenzusteuern und sich bei der Bekämpfung der Wohnungsnot weiterhin in der Pflicht sehen. Der Kauf des Eiermann-Campus wäre auch in dieser Hinsicht ein starkes Signal. Wenn eine Stadt in Deutschland in der finanziellen Lage ist, es auszusenden, dann Stuttgart!
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