Für die gleiche Tätigkeit erhalten Schweizer Angestellte nicht flächendeckend dasselbe Gehalt. Mit dem Alter, der Dauer der Betriebszugehörigkeit und der Ausbildung sind die offensichtlichen Gründe schnell gefunden. Doch auch der Wirtschaftszweig des Unternehmens ist laut einer Untersuchung von Lohncheck ausschlaggebend. Sie identifizierte den Banken- und Finanzsektor als Spitzenreiter in Bezug auf die Lohnhöhe.
Die ungleiche Lohnverteilung in den Wirtschaftszweigen regt zu Überlegungen an. Eine Frage lautet, inwiefern sie die Jobwahl der Arbeitnehmer beeinflusst. Auch aus Sicht der Unternehmen liefert ein Vergleich der Schweizer Durchschnittslöhne hilfreiche Informationen.
Die Daten ermöglichen Arbeitgebern, die Verteilung der Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt pro Berufszweig besser nachzuvollziehen. Zunächst stellt sich jedoch die Frage nach den Gründen für die branchenspezifische Lohnhöhe.
Unterschiedliches Gehalt trotz standardisierter Ausbildung
In den meisten europäischen Ländern sind höhere Berufsausbildungen und Studiengänge standardisiert. Dies gilt auch für die Schweiz. Bei einer Lehre sind die Lerninhalte im schulischen Teil stets dieselben, auch wenn die Auszubildenden in Betrieben unterschiedlicher Wirtschaftszweige arbeiten. Lediglich dort erhalten sie spezifische Kenntnisse über branchenspezifische Abläufe in ihrem Ausbildungsberuf.
Beim Studium an einer Universität oder Fachhochschule absolvieren alle Studenten die gleichen Kurse. Im letzten Semester erfolgt die Spezialisierung auf einen bestimmten Kernbereich.
Ein Beispiel ist der Studiengang Informatik. Gegen Ende ihres Studiengangs können die Studierenden zwischen Software-Entwicklung, System-Administration und anderen Vertiefungen wählen. Branchenspezifische Kenntnisse erhalten sie dagegen nur in Praktika oder bei einer Nebentätigkeit als Werkstudent.
Bleibt zu klären, warum die Branche den Lohn im IT-Bereich und vielen anderen Berufszweigen bestimmt. Eine mögliche Erklärung ist das Aufgabenfeld und der Verantwortungsbereich, die eng mit dem Geschäftsfeld des Unternehmens verknüpft sind. Zudem dürfte die Ursache für die Lohndifferenz zwischen den Branchen im allgemeinen Gehaltsniveau des jeweiligen Wirtschaftszweigs zu finden sein.
In bestimmten Schweizer Branchen ist der Lohn grundsätzlich niedriger
Bezogen auf die durchschnittliche Lohnhöhe bilden die Hotellerie und die Gastronomie sowie die Transport- und Logistikbranche das Schlusslicht. Dies zeigt ein schweizweiter Gehaltsvergleich von Lohncheck.
Im Gesundheits- und Sozialwesen erhalten Angestellte ebenfalls einen geringeren Verdienst als in anderen Branchen. Die höchsten Löhne zahlen Unternehmen im Banken- und Finanzwesen, in der IT-Branche und der Chemie- und Pharmaindustrie.
Dieses Verhältnis ist im Gehaltsvergleich pro Berufszweig erkennbar. Laut Auswertung von Lohncheck verdient ein Buchhalter in der Banken- und Finanzbranche im Durchschnitt 8077 Franken monatlich. In der Hotellerie und Gastronomie liegt der Durchschnittslohn für dieselbe Tätigkeit bei nur 4921 Franken. Dies resultiert in einer branchenbezogenen Differenz von 3156 Franken.
Ein Blick auf andere Berufszweige zeigt: In jedem Tätigkeitsfeld liegt das Gehalt in Banken und Finanzunternehmen am höchsten. So verdient ein Marketing-Leiter in der finanzbezogenen Branche im Durchschnitt 10’837 Franken pro Monat. In Schweizer Unternehmen aus der Gastronomie und Hotellerie liegt der Betrag bei 6751 Franken – trotz gleichem Tätigkeitsfeld.
Bedeutung der Branche für die Schweizer Wirtschaft spielt eine Rolle
Bei der Analyse des durchschnittlichen Lohnniveaus pro Branche ist die Relevanz des jeweiligen Wirtschaftszweigs zu beachten. Das Schweizer Banken- und Finanzwesen zählt zu den weltweit führenden. Das Verhältnis zwischen Arbeitsergebnis und erforderlichem Input ist vorteilhaft. Diese auch als Produktivität bezeichnete Kennzahl bildet die Basis für das branchenspezifische Gehaltsniveau. Und dieses spiegelt sich wiederum in den Löhnen pro Berufszweig wider.
Die Produktivität in der Hotellerie und Gastronomie sowie im Detailhandel ist gering. In diesen Branchen ist der Lohn entsprechend niedrig. Interessant ist ein Abgleich dieser Sparten mit dem Gesundheits- und Sozialwesen, das ebenfalls geringe Durchschnittslöhne verzeichnet. Unter den Schlusslichtern des Gehaltsvergleichs nimmt es die Rolle des Spitzenreiters ein.
Ein Personalleiter erhält im Gesundheits- und Sozialwesen durchschnittlich 8569 Franken monatlich, so die Lohncheck-Analyse. Im Detailhandel (7590 Franken) und der Hotellerie (6695 Franken) müsste dieselbe Person auf mehrere hundert Franken im Monat verzichten. Der Grund für dieses Verhältnis könnte die Anzahl der Arbeitnehmer in diesen Sparten sein.
Mit 14.5 Prozent arbeiten die meisten Erwerbstätigen in der Schweiz im Gesundheits- und Sozialwesen, wie statistische Auswertungen zeigen. Entsprechend gross ist die Relevanz dieses Zweigs für die gesamte Schweizer Wirtschaft.
Trotz geringer Produktivität könnte hier eine Erklärung für die höheren Löhne im Vergleich zu Gastgewerbe und Detailhandel liegen. In der Hotellerie und Gastronomie beträgt der Anteil an allen Erwerbstätigen in der Schweiz lediglich 4.2 Prozent.
Ein Branchenwechsel ist für Arbeitnehmer nur bedingt eine Option
Wie stark die Branche den Lohn bestimmt, wird durch den Abgleich des Gehalts für dieselbe Tätigkeit deutlich. Als Argument für die Lohnverhandlung eignet sich diese Erkenntnis dennoch nicht. In eine andere Branche zu wechseln, könnte für Angehörige bestimmter Berufsgruppen eine profitable Alternative sein.
Ein Beispiel sind Verwaltungsfachangestellte, die von einem öffentlichen Arbeitgeber in die private Finanzwirtschaft gehen. Dies ermöglicht einen Gehaltssprung von 5927 Franken auf 6630 Franken monatlich. Arbeitnehmer sollten aber bedenken: Die Abläufe, Verantwortlichkeiten und Aufgaben können sich von Branche zu Branche unterscheiden.
Deutlich wird dies am Beispiel eines Projektleiters, der von einem lokalen Tourismusbetrieb zu einem internationalen Unternehmen der Medizinaltechnik wechselt. In dieser Branche ist der Lohn mit durchschnittlich 8569 Franken monatlich höher als in der Tourismusbranche (6582 Franken). Doch auch das Aufgabenfeld ist anders.
Ein Projekt in einem regionalen Tourismusbüro zu leiten, erfordert fachspezifisches Know-how. Projekte in einem globalen Unternehmen der Medizinaltechnik sind vielschichtiger, was sich auf die Anforderungen an den Projektleiter auswirkt. Branchenspezifische Löhne geben also in manchen Berufszweigen die Komplexität des Aufgabenfelds wieder. Angestellte sollten den Durchschnittslohn demnach nicht als alleiniges Kriterium für die Wahl der Branche nutzen.
Unternehmen liefert der Lohnvergleich nach Branche wichtige Einblicke
Schweizer Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten sind seit Juli 2020 in der Pflicht, ihre Lohnstruktur auszuwerten. Der Grund ist die Erweiterung des Gleichstellungsgesetzes (GlG). Alle vier Jahre müssen sie eine GlG-konforme Lohngleichheitsanalyse bei der zuständigen Stelle einreichen. Ein zusätzlicher Blick auf die Gehälter in anderen Wirtschaftssparten kann für Arbeitgeber von Interesse sein.
Nicht in allen Branchen ist der Lohn flexibel. Die besonderen Gegebenheiten im jeweiligen Geschäftsfeld bestimmen die Höhe des Gehalts mit. Unternehmen können den branchenübergreifenden Lohnvergleich nutzen, um ihre Arbeitsplätze verlockender zu gestalten. Geeignete Möglichkeiten sind flexible Arbeitszeitmodelle, Sonderurlaub, feste Tage im Homeoffice und Mitarbeitervergünstigungen.
Incentives wie diese könnten beispielsweise einen Kundenberater in der Telekommunikationsbranche dazu bewegen, seine Tätigkeit in einem Industrieunternehmen auszuüben. Das niedrigere Gehalt von durchschnittlich 979 Franken weniger fangen die attraktiven Zusatzleistungen ab. Auf diese Weise werden Unternehmen für wertvolle Fachkräfte attraktiver – trotz niedrigem Gehaltsniveau in ihrer Branche.
Weitere Erkenntnisse und Lohnvergleiche für die Schweiz bietet Lohncheck.
Lohncheck ist ein Produkt der Matto-Group AG mit Sitz in Zug, das sich auf die statistische Berechnung von Löhnen spezialisiert hat und dein Gehalt anhand aktuellster Datensätze analysiert.
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