Eine neue Studie der internationalen Hilfsorganisation CARE zeigt, dass in Ländern, in denen sich seit Anfang des Jahres Cholera ausbreitet, zudem ein hohes Maß an Geschlechterungleichheit herrscht. Faktoren, die zu einer starken Zunahme an Cholerafällen beitragen, sind beispielsweise Extremwetterereignisse im Zusammenhang mit dem sich immer weiter zuspitzenden Klimawandel sowie bewaffnete Konflikte. Frauen und Kinder sind von Cholera besonders betroffen. Deshalb fordert CARE eine bessere Datenlage für gefährdete Bevölkerungsgruppen, um die humanitäre Hilfe zu verbessern.

"Wie bei anderen Infektionskrankheiten sind die mit Cholera verbundenen Risiken nicht geschlechtsneutral", sagt Allison Prather, CARE Gesundheitsexpertin. "Schwangere und stillende Frauen sind anfälliger für Unterernährung und mit einem höheren Risiko konfrontiert, bei einer Cholera-Erkrankung tödliche Komplikationen zu entwickeln. Auch traditionelle Rollen sind relevant: Frauen und Mädchen kommen eher mit dem Virus in Kontakt, wenn sie Wasser holen, Essen zubereiten, sich um kranke Familienmitglieder kümmern und Latrinen reinigen. Zudem wissen wir, dass 70 % des Gesundheitspersonals Frauen sind.“

Die Sterblichkeitsrate ist auch bei Kindern höher, insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren und bei Kindern mit akuter Unterernährung.

Die Studie von CARE stützt sich auf Daten der INFORM-Risikodatenbank und dem Gender Inequality Index und zeigt, dass alle von der Cholera betroffenen Länder über dem globalen Median in Bezug auf Geschlechterungleichheit liegen. Auch weisen 74 Prozent (17 von 23) der von Cholera betroffenen Länder, wie z.B. Somalia und Haiti, ein hohes oder sehr hohes Konfliktrisiko auf. 61 Prozent (14 von 23) der von Cholera betroffenen Länder verzeichnen zudem ein hohes oder sehr hohes Risiko für Extremwetterereignisse wie Tropenstürme, Überschwemmungen und Dürren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußert sich die neueste Welle der siebten Cholera-Pandemie durch multiple Ausbrüche und die Ausbreitung auf ehemals cholerafreie Gebiete wie Syrien und den Libanon. Außerdem weist sie alarmierend hohe Sterblichkeitsraten auf.

"Die Zahl der von der Cholera betroffenen Länder ist in nur einem Monat um 28 Prozent gestiegen – von 18 im Februar auf 23 am 22. März", sagte Sally Austin, Leiterin Nothilfe CARE International. "Die Krankheit hat nun mit weiteren Ausbrüchen am Horn von Afrika und im südlichen Afrika Grenzen überschritten und betrifft neue Länder mit ohnehin schwachen Gesundheitssystemen."

Zur Methode:

CARE verglich die 23 von Cholera betroffenen Länder (wie von der WHO am 22. März 2023 gemeldet) mit den Risikoindikatoren des INFORM-Risikoindexes, insbesondere mit dem "Gefährdungs- und Expositionsrisiko" und dem "Anfälligkeitsrisiko" sowie den zugehörigen Unterindikatoren.  Die Daten wurden innerhalb der vom INFORM-Risikoindex verwendeten Risikoeinstufungen "hoch" und "sehr hoch" isoliert, um Prozentwerte zu ermitteln. CARE verglich die von Cholera betroffenen Länder auch mit den Daten des Gender Inequality Index (2021) und stellte fest, dass alle Länder (mit Ausnahme von Somalia, das in diesem Index nicht enthalten ist) über dem globalen Medianwert von 86 Punkten liegen.

WHO-Liste der von Cholera betroffenen Länder (Stand: 22. März 2023):

Afghanistan, Äthiopien, Bangladesch, Burundi, Demokratische Republik Kongo, Dominikanische Republik, Haiti, Indien, Jemen, Kamerun, Kenia, Libanon, Malawi, Mosambik, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Sambia, Simbabwe, Somalia, Südsudan, Syrien, Tansania.

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