Der Ozean ist von unsichtbaren Korridoren durchzogen, auf denen Wale sensationelle Wanderungen teils über Tausende Kilometer zurücklegen. Im östlichen Pazifik, entlang der Küste von Nord- Mittel- und Südamerika, verläuft eine besonders wichtige „Wal- Highway“ mit einem Knotenpunkt in einer weiten Region um die Galapagosinseln. Auf ihren Routen von den Polen in tropische Gewässer sind die Meeressäuger zunehmenden und sich überlappenden Risiken ausgesetzt, die hauptsächlich von der Klimakrise, zunehmendem Schiffsverkehr und Unterwasserlärm sowie Fischerei ausgehen. Dies geht aus einem Bericht des WWF und mehrerer Universitäten hervor, der die Wanderrouten anhand von Satellitenverfolgungsdaten kartiert und aufzeigt mit welchen Maßnahmen die wandernden Wale in besonders riskanten Abschnitten besser geschützt werden müssen. Zwölf der vierzehn Großwalarten nutzen den Ostpazifik als Drehscheibe für ihre Wanderungen, darunter die besonders bedrohten Blauwale und Nordpazifischen Glattwale.

„Wale sind auf bestimmte Meereszonen im Ostpazifik angewiesen, um zu fressen, sich zu paaren, Nachwuchs zu gebären und zu säugen und um zwischen diesen verbundenen Lebensräumen zu wandern. Menschliche Aktivitäten beeinträchtigen diese Gebiete enorm und setzen die Wale unter wachsenden Stress. Für effektiven Walschutz braucht es vernetzte Meeresschutzgebiete, die über Landesgrenzen verbunden sind und auch in internationale Gewässer reichen“, sagt Heike Zidowitz, Expertin für den Schutz mariner Arten beim WWF Deutschland. Das erfordert internationale Zusammenarbeit bei der Ausweisung von Schutzgebieten, auch bei den laufenden UN-Verhandlungen zum Schutz der Hohen See und der marinen Biodiversität. „Dort wo Strömungen besonders nährstoffreich oder ozeanografische Bedingungen besonders günstig sind, konzentriert sich das Meeresleben. Mit den blauen Korridoren für Wale schützen wir gleichzeitig viele andere wandernde Arten wie Haie, Rochen und Meeresschildkröten, weil sich deren Verbreitungsgebiete oft überschneiden. Leider wird genau dort Fischerei besonders intensiv betrieben“, so Zidowitz.  Jedes Jahr sterben weltweit schätzungsweise 300.000 Wale, Delfine und Schweinswale durch Fischereigerät.
Der WWF fordert neben Schutzgebieten auch überregionale Bemühungen den Beifang von Meeressäugern durch aktive Fischerei oder in Geisternetzen zu verringern. Ebenso sollen Schifffahrtsrouten angepasst an die Wandersaison verlegt sowie die Geschwindigkeit großer Schiffe auf den blauen Korridoren auf 10 Knoten gedrosselt werden, um das Risiko von Schiffskollisionen und die Lärmbelastung unter Wasser zu verringern.

„Die gravierende Veränderung der marinen Ökosysteme ist bereits im Gange. Es wird dringlicher die Wanderkorridore zu schützen, um das ökologische Gefüge zu erhalten. Gesunde Walpopulationen spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit der Meere und sind wichtig für das globale Klima“, so WWF-Expertin Zidowitz weiter.  Wale tragen zur Düngung unserer Ozeane bei, indem ihre Ausscheidungen das pflanzliche Plankton vermehren, das schätzungsweise 40 Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen bindet und mehr als die Hälfte des weltweiten Sauerstoffs produziert. Der Schutz der Walwanderrouten zahlt sich also nicht nur für die Meeressäuger aus.

Weitere Informationen:
• Der Report “Blue Corridors of the Eastern Pacific Ocean, Opportunities and Actions to Protect Migratory Whales” wurde vom WWF und wissenschaftlichen Partnern, darunter die Oregon State University, die University of California Santa Cruz, die University of Southampton und die Universidad de Valparaiso, erstellt und auf der Our Oceans Conference in Panama veröffentlicht.

• Link: https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Meere/WWF-Report-Blue-Corridors-Eastern-Pacific-Ocean.pdf

• Sechs der 13 großen Walarten gelten als gefährdet oder stark gefährdet. Dazu gehören Finn- und Pottwal (beide laut Roter Liste Status “gefährdet”), Blau-, Sei- und Nordpazifischer Glattwal (alle “stark gefährdet”) und der Nordatlantische Glattwal (“vom Aussterben bedroht”)

• Jedes Jahr sterben weltweit schätzungsweise 300.000 Wale, Delfine und Schweinswale durch Fischerei.

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