Die Bochum Wirtschaftsentwicklung hat der Bezirksvertretung Wattenscheid eine erste Ideenskizze für die wirtschaftliche Entwicklung des Stadteilzentrums vorgelegt. „Ein ambulanter Gesundheitsstandort ist unsere Vision für Wattenscheid City. Zum ersten Mal forcieren wir die Entwicklung eines Stadtteils mit einer thematischen Gesamtausrichtung und nicht allein mit konkreten städtebaulichen Maßnahmen. Mit diesem Ansatz verlassen wir eingetretene Pfade der Innenstadtentwicklung mit aus unserer Sicht guten Chancen auf Erfolg“, erklärt Rouven Beeck, Geschäftsführer der Bochum Wirtschaftsentwicklung. „Wenn uns politisch eine breite Zustimmung signalisiert wird, legen wir los.“
Auf dem Programm steht dann ein konkretes Handlungskonzept – und nach Möglichkeit zu Beginn gerne das eine oder andere Ankerprojekt. Was aber steckt hinter dieser Idee? „Insbesondere der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist in einer älter werdenden Gesellschaft ein großes Thema. Zugleich zählt die Gesundheitswirtschaft zu den Wachstumsbranchen in Bochum“, so Beeck weiter. Das bedeutet: Die Arbeits- und Umsetzungsstrukturen in der boomenden Gesundheitsbranche gibt es in Bochum bereits, sei es durch Wissenschaft und Forschung an der Ruhr Universität Bochum oder durch das Potenzial an Nachwuchskräften, sei es durch Unternehmen und Startups, die sich hier niederlassen oder durch die Agentur GesundheitsCampus mit ihrem Initiativkreis der Gesundheitswirtschaft. Dazu kommen Gesundheitsstandorte, wie der voll ausgelastete Gesundheitscampus oder das Biomedizinzentrum. Mit mehr als 20 Prozent aller Beschäftigten ist der Gesundheitsmarkt außerdem ein attraktiver Arbeitgeber in Bochum.
Was es in Bochum – wie in anderen Städten im ganzen Ruhrgebiet auch – nicht gibt, ist ein zentraler Standort für das Thema Gesundheitsversorgung als innovativer Entwicklungsraum für neue Formen und Mechanismen urbaner Gesundheitsversorgung und lokaler Gesundheitswirtschaft. Wattenscheid könnte als Versorgungszentrum eine zentrale Rolle übernehmen. Denn hier passen die demografischen und ökonomischen Voraussetzungen: Ein Netz an niedergelassenen Ärzten, Gesundheitsdienstleistern und Krankenhäusern ist vorhanden. Mit dem Netzwerk der bei der Bochum Wirtschaftsentwicklung angesiedelten Agentur GesundheitsCampus Bochum ist eine sehr gute Basis für die Stadtteilentwicklung zu einem Versorgungs-Hub gegeben.
Apropos Stadtentwicklung: Der Prozess wird in enger Abstimmung mit der gerade beim Amt für Stadtplanung und Wohnen in Erarbeitung befindlichen Rahmenplanung Wattenscheid-City und des integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes (ISEK) erfolgen. In diese parallele Erarbeitung zur Profilierung des Wattenscheider Stadtteilzentrums wurde das Thema Gesundheit ebenfalls aufgenommen und mit ihr sollen im Kern städtebauliche Maßnahmen sowie Orte für potenzielle Maßnahmen eruiert werden. Heike Möller, Amtsleiterin im Amt für Stadtplanung und Wohnen, macht deutlich: „Wir arbeiten Hand in Hand mit der Bochum Wirtschaftsentwicklung, setzen auf Wattenscheids Stärken und wollen dieses vorhandene Potenzial weiter ausbauen.“
Aber was heißt das eigentlich: Urban Health? Johannes Peuling, Leiter der Agentur GesundheitsCampus Bochum, erklärt: „Urban Health, also Stadt-Gesundheit, umfasst alle Aspekte gesunden städtischen Lebens. Neben der Verbesserung der medizinischen Versorgung und Gesundheitsförderung geht es auch um den Ausbau wirtschaftlicher Tätigkeiten, zum Beispiel in therapeutischen Berufen, der Entwicklung von Gesundheits-Apps oder der Unterstützung von Startups und der Ansiedlung von Unternehmen. Das Ziel sei, so Peuling weiter, Wattenscheid als Entwicklungsraum für neue Formen und Mechanismen urbaner Gesundheitswirtschaft zu profilieren und ein eigenständiges Profil zu entwickeln.
BoWE-Geschäftsführer Rouven Beeck ist sich der Schwierigkeit des Projektes bewusst: „Das ist angesichts der Situation in Wattenscheid ein dickes Brett und kein Sprint. Wir versprechen keine blühenden Landschaften binnen fünf Jahren. Aber wir engagieren uns, um mehr Menschen und damit Kaufkraft ins Stadtteilzentrum zu holen, Leerstände zu beseitigen, Arbeitsplätze zu schaffen, das Image des Stadtteilzentrums zu verbessern und letztlich auch die Gesundheitsversorgung in ganz Bochum weiter zu optimieren.“
Nach der Sitzung in der Bezirksvertretung wird die Idee in den politischen Gremien zunächst weiter diskutiert.
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