Im Rahmen der kurzfristig von der Deutsche Bahn angekündigten Stuttgart21-Bauarbeiten zur Umrüstung auf das neue digitale Zugsicherungssystem (ETCS) fordert der ökologische Verkehrsclub VCD den Verzicht auf Vollsperrungen von Strecken: „Die Bahnlinie von Stuttgart nach Waiblingen ist durchgängig mindestens viergleisig. Da muss es möglich sein, die Bauarbeiten so zu organisieren, dass wenigstens immer zwei Gleise weiterhin genutzt werden können und damit ein reduziertes Angebot von S-Bahnen und Regional- bzw. Fernzügen für die Fahrgäste zur Verfügung steht“, fordert VCD-Landesvorsitzender Matthias Lieb, der auch Vorsitzender des Fahrgastbeirates Baden-Württemberg ist. Eine Vollsperrung aller Gleise sei aus VCD-Sicht höchstens zwischen abends 20 h und morgens 5 h darstellbar.

Auch wenn dies im Bauablauf etwas aufwändiger als eine Totalsperrung sei, müsse man bei Bauarbeiten den Nutzen für den Bau auch immer mit den Nachteilen für die Fahrgäste abwägen, betont der VCD. „Wegen bereits rekordverdächtigem Maß an Fahrplanabweichungen durch notwendige Infrastrukturmaßnahmen und Fahrzeug-/Personalproblemen bei der S-Bahn Stuttgart sind mit Vollsperrungen Fahrgastverluste zu befürchten“, ordnet VCD-Landesvorstand Gero Treuner ein.

Deshalb fordert der VCD auch großzügige Entschädigungsregelungen für die Fahrgäste in der Region Stuttgart, die in diesem Jahr mindestens von April bis Oktober unter den vielen baustellenbedingten Fahrplaneinschränkungen und Ersatzverkehren leiden werden – zusätzlich zu den ganz alltäglichen Verspätungen.

Normalerweise würden Bahnbaustellen über ein Jahr im Voraus geplant – dass hier ohne weitere Vorankündigung nun schon in 6 Wochen massive, monatelange Sperrungen kommen sollen, weise auf dramatische Planungsmängel bei der Umstellung auf den Digitalen Knoten hin, stellt Matthias Lieb heraus. Offensichtlich würden der pünktlichen Eröffnung des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 im Dezember 2025 alle anderen Aspekte eines zuverlässigen Bahnverkehrs untergeordnet, kritisiert der VCD. Der VCD fordert die Projektpartner von Stuttgart 21 auf, diesen Planungen so nicht zuzustimmen. „Eisenbahnverkehr wird für die Fahrgäste gemacht – auch eine neue Infrastruktur ist kein Selbstzweck, sondern muss vor Ort Akzeptanz finden. Mit den kurzfristig angekündigten Totalsperrungen zeigen die Stuttgart21-Planer, dass ihnen die Interessen der Fahrgäste völlig egal sind“, kritisiert Matthias Lieb die Aussagen des DB-Projektleiters.

Beim Straßenverkehr würde auch kein Verkehrsplaner auf die Idee kommen, die Bundesstraße 14 zwischen Stuttgart-Untertürkheim und Waiblingen monatelang wegen der notwendigen Unterquerung von Kabeln komplett zu sperren, stellt der VCD fest. Dort würde die Baustelle so organisiert werden, dass immer ein eingeschränkter Betrieb in beiden Richtungen möglich bleibe, so der VCD. Dies müsse auch Richtschnur für die Baumaßnahmen der DB rund um Stuttgart sein, fordert der VCD.

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