Die Gegenstände stammen aus unterschiedlichen Städten, jedes steht für eines der heutigen 16 Bundesländer. Darunter das berühmte Foto des Chanukka-Leuchter der Kieler Familie Posner, ein selbst angefertigter Thoraschrein des Hamburger Schuhmachers Leon Cohen, den er ins Ghetto Theresienstadt mitnahm, oder ein Stethoskop des Berliner Arztes Hermann Zondek, das er auf seiner Flucht nach Jerusalem 1933 bei sich hatte. Die Objekte erzählen unterschiedliche und einzigartige Geschichten. So auch das nordrheinwestfälische Objekt, eine Abendtasche aus Essen. Sie gehörte Jenny Bachrach. Die Essenerin lebte mit ihrem Mann Hermann und (Adoptiv-) Tochter Eva in der Moorenstraße in Essen-Rüttenscheid. Die Bachrachs konnten Eva noch außer Landes bringen, doch sie selbst überlebten die Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht. Nach der Enteignung wurden sie im April 1942 deportiert und ermordet. Die Abendtasche ist eines der wenigen Erinnerungsstücke, die Eva Bachrach vom Besitz ihrer Eltern blieb.
Präsentiert werden die Objekte vor einer zeitgenössischen Fotografie ihres ursprünglichen Herkunftsortes. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Informationen zu allen Objekten und ihren einstigen Besitzerinnen und Besitzern.
Zur Ausstellung bieten die Alte Synagoge Essen, das Ruhr Museum, die Stiftung Zollverein und der Freundeskreis Yad Vashem e.V. ein umfangreiches Rahmenprogramm an (s. gesondertes Dokument). In einer Vortragsreihe wird das Thema Erinnerungskultur im Wandel der Zeit in den Mittelpunkt gerückt. Dabei geht es um historische Aspekte und um konkrete Wege zukünftiger Erinnerung sowie des Gedenkens. Diese Frage stellt sich, wenn die letzten Zeitzeugen der Shoah nicht mehr leben, dann werden Erinnerungsstücke und Dokumente zu Zeitzeugen. Im Rahmen von Führungen (auch durch die Kuratorinnen) erfahren Gäste spannende Hintergründe zu den Gegenständen und ihrer Inszenierung in der Ausstellung. Bei Spaziergängen erwandern die Teilnehmenden die Spuren jüdischen Lebens in Essen und besuchen Orte, an denen die Besitzerin des Essener Objektes gelebt hat. So etwa das „Roba-Haus“ (heute „Osram-Haus“) in der Kruppstraße, wo Hermann Bachrach als Geschäftsmitinhaber und Möbelfabrikant nach 1929 gearbeitet hatte.
Die Ausstellung wird bis zum Samstag, 29. Mai, auf Zollverein zu sehen sein. Sie ist täglich von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Kuratiert wurde sie von der Geschäftsführerin des Freundeskreises Yad Vashem, Ruth Ur, zusammen mit Michael Tal, Leiter der Objektsammlung, Yad Vashem. Anfang des Jahres wurde die Ausstellung im Bundestag gezeigt.
Die Eröffnungsveranstaltung am Sonntag, 5. März, kann auf dem Youtube-Kanal der Stiftung Zollverein ab 16:00 Uhr live mitverfolgt werden:
https://www.youtube.com/watch?v=0hUY-BeXHgE
Veranstaltung: Sechzehn Objekte. Eine Ausstellung zu siebzig Jahren Yad Vashem
Zeit: 06. März 2023 – 29. Mai 2023, täglich (auch montags!) von 10:00 – 18:00 Uhr
Veranstalter: Stiftung Zollverein in Kooperation mit dem Freundeskreis Yad Vashem e.V. und dem Ruhr Museum
Ort: Halle 8, UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen
Eintritt: frei; um eine Spende für den Freundeskreis Yad Vashem e.V. wird gebeten
ZITATE:
„Kein Objekt in unserer Ausstellung spricht deutlicher von einer verlorenen und fast vollständig zerstörten Kultur als die wunderschöne Abendtasche aus Essen. Ich kann es kaum glauben, dass sie nach all diesen Jahren wieder hier ist.“
Ruth Ur, Kuratorin der Ausstellung und Geschäftsführerin des Freundeskreises Yad Vashem in Berlin e.V.
„This exhibition is the first time Yad Vashem has curated an entire exhibition where all the items share a common nationality; each item on display represent a unique individual story of people from Germany. We hope that the objects and their local histories will spark interest and a new way of engaging with the past."
Michael Tal, Co-Kurator der Ausstellung und Leiter der Objektsammlung in Yad Vashem
„Mit der Ausstellung „Sechzehn Objekte“ erinnern wir uns der Vielfalt jüdischen Lebens vor 1939. Das Rahmenprogramm zeigt uns dabei neue Wege des Erinnerns auf, in einer Zeit da die letzten Zeitzeugen der Shoah hochbetagt sind.“
Dr. Uri-Robert Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge Essen
„Die Stiftung Zollverein sieht sich in der Verantwortung durch Projekte die Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus aufrecht zu erhalten und mitzugestalten.“
Prof. Heinrich Theodor Grütter, Mitglied des Vorstandes der Stiftung Zollverein und Direktor des Ruhr Museums
Stiftung Zollverein
Bullmannaue 11
45327 Essen
Telefon: +49 (201) 24681-120
Telefax: +49 (201) 24681-133
http://www.zollverein.de
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Telefon: +49 (201) 24681-125
Fax: +49 (201) 24681-133
E-Mail: hanna.lohmann@zollverein.de