- Das Programm des Gastlandes der Leipziger Buchmesse 2023 ist wie seine Literatur: eigensinnig, politisch wie poetisch
- Literarischer Auftakt auf dem Messegelände mit Robert Menasse
- Literaturshows, Konzerte und Krimiabend in der Stadt
Was ist österreichisch? Was ist Österreich? Diese Fragen wirft das diesjährige Gastland der Leipziger Buchmesse bereits in und mit seinem markanten Slogan „meaoiswiamia“ – „mehr als wir“ – auf. In seinem 110 Veranstaltungen umfassenden Programm zur Literatur und Kultur, die zur Leipziger Buchmesse stattfinden, werden mögliche Antworten auf diese Fragen präsentiert. Rund 60 Verlage und rund 200 Autor:innen werden aus Österreich erwartet, darunter etablierte Schriftsteller:innen wie Raphaela Edelbauer, Franzobel, Arno Geiger, Maja Haderlap, Monika Helfer, Dževad Karahasan, Michael Köhlmeier, Ana Marwan, Teresa Präauer und Robert Seethaler sowie viele in Deutschland noch zu entdeckende: unter ihnen Hamed Abboud, Isabella Feimer, Lukas Meschik, Precious Chiebonam Nnebedum, Karin Peschka, Rosa Pock und Simone Schönett. 30 Verlage aus Österreich werden mit eigenen Ständen auf der Leipziger Buchmesse vertreten sein. Darüber hinaus findet im gesamten Stadtgebiet vor und während des Zeitraums der Leipziger Buchmesse ein facettenreiches Programm statt: von Comic-Ausstellung bis zu Konzerten, von Kriminacht bis Kulinarik.
Neben einem hochkarätigen literarischen Programm am Messestand und in der „Stadtzentrale“, der Schaubühne Lindenfels, zeichnet ein vom Gastland initiiertes umfangreiches Kulturprogramm in der Stadt Leipzig ein Bild von Österreich jenseits der Klischees. Auch thematisch wird der Gastland-Auftritt den Blick weiten und zeigen, dass die Literatur des Landes weit über die Landesgrenzen hinaus reicht. Die Themen, die unsere Gegenwart bestimmen, spiegeln sich in den Texten österreichischer Autor:innen wie überhaupt auch in der Verlagsproduktion Österreichs wider: Krieg, Migration, Widerstand, Protestkultur, neoliberale Wirtschaftspolitik, die Verfasstheit und Zukunft der Europäischen Union, das Verhältnis Mensch-Umwelt, Emanzipation versus Reaktion, Künstliche Intelligenz, Fake News und viele weitere. All das findet sich reflektiert in den Büchern. Zugleich macht das Gastland-Programm sichtbar, dass Sprachkunst weit mehr ist als Auseinandersetzung mit dem, was man als Realität zu bezeichnen gewohnt ist. „meaoiswiamia“ heißt auch, dass sich Literatur nicht auf einen Nenner bringen lässt – weder formal noch inhaltlich.
„Mehr als wir“ – das Gastland-Programm auf dem Messegelände
Auf dem rund 400 qm großen Österreich-Stand auf dem Messegelände (Halle 4, Stand D201/E200) werden zahlreiche Autor:innen aus Österreich erwartet: Für den literarischen Auftakt im Rahmen der Eröffnungs-Pressekonferenz sorgt die Autorin Franziska Füchsl. Robert Menasse spricht am nächsten Tag zur Eröffnung des Messestandes. Es folgen literarische Gespräche mit der Bachmannpreisträgerin Ana Marwan („Verpuppt), den Bestsellerautoren Robert Seethaler („Das Café ohne Namen“), Arno Geiger („Das glückliche Geheimnis“) und Daniel Glattauer („Die spürst du nicht“). Auch Erika Fischer, die mit „Aimée und Jaguar" einen Weltbestseller gelandet hat, präsentiert ihr neues Buch („Die Welt vor Suzie Wong"). Und die ukrainisch-österreichische Autorin Tanja Maljartschuk spricht über ihren viel beachteten Essayband „Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus". Auch die Poesie wird in den Blick genommen: Den Gastlandstand etwa ziert ein Gedichtautomat voller österreichischer Lyrik. Und mit Fiston Mwanza Mujila ist einer der zurzeit am meisten gefragten jungen österreichischen Schriftsteller anwesend.
Mehr als Messe – das Programm in der Stadt
Die Schaubühne Lindenfels in Leipzig fungiert während der Buchmesse als „Stadtzentrale“ des Gastlandes. Hier finden jeden Abend Veranstaltungen statt, die den Eigensinn, das Politische wie das Poetische dieses Gastland-Auftritts verdeutlichen. So laden die renommierten österreichischen Literaturkritiker Klaus Kastberger und Daniela Strigl am 27. April zu einer Sonderausgabe von „Roboter mit Senf – Die Literaturshow“. Zu Gast sind die Schriftstellerinnen Raphaela Edelbauer und Marie Gamillscheg und einer der herausragenden Liedermacher Österreichs, der Musiker und Autor „Der Nino aus Wien“, der im Anschluss mit seiner Band ein Konzert geben wird. Am 28. April steht Christine Lavant, eine der bedeutendsten wie charakterstärksten österreichischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts mit einer sehr speziellen Präsentation ihres Prosatextes „Das Wechselbälgchen“, gelesen von der Schauspielerin Anne Bennent, im Fokus. Im Anschluss wird unter dem Motto „Good Night Vienna“ eine Österreich-Sause mit DJ Fritz Ostermayer gefeiert. Mit „Werdet Österreicher!“ präsentiert das Gastland am 29. April eine Gala der besonderen Art. Dem Abend ging ein Literaturwettbewerb voran, der dazu ermunterte, über alle literarischen Klischees des „Österreichischen“ leidenschaftlich herzuziehen. Das bekannte Entertainer-Duo Grissemann & Stermann moderiert die Preisverleihung in Leipzig.
Und auch an anderen Orten der Stadt wird einiges zum Thema Österreich geboten. Das Café Grundmann, das seit 100 Jahren Wiener Kaffeekultur nach Leipzig bringt, präsentiert am 28. April bei einem Krimiabend die österreichischen Stars der deutschsprachigen Krimiszene. Mit dabei sind Ursula Poznanski, Marc Elsberg, Eva Rossmann, Alex Beer, Stefan Slupetzky, Paulus Hochgatterer, Heinrich Steinfest, Manfred Rebhandl und Thomas Stipsits. Während der Messewoche steht hier täglich ein „meaoiswiamia“-Menü auf der Speisekarte. Alle Gerichte wurden nach Rezepten aus in Österreich erscheinenden Kochbüchern zubereitet, die man vor Ort auch erwerben kann. Daneben stellen sich beim deutsch-österreichischem Poetry-Slam (26. April, Werk II, Leipzig) vier der besten Poet:innen aus Österreich, darunter mehrere nationale Meister:innen ihren deutschen Kontrahent:innen. Darüber hinaus präsentieren Partnerinstitutionen aus Leipzig und Österreich auf Initiative des Gastlandes im gesamten Stadtgebiet die „Dramatik des Landes“ und ein genreübergreifendes Kulturprogramm. Die Palette reicht vom Gastspiel des Wiener Burgtheaters im Schauspiel Leipzig über Ausstellungen etwa zum zeichnerischen Werk der Künstlerin Maria Lassnig oder mit Arbeiten von Comic-Star Nicolas Mahler bis zur Fotoserie von Marko Zink mit eigens dafür geschriebenen Texten von Elfriede Jelinek.
Im Leipziger Stadtgebiet wird das Gastland Österreich auch visuell und akustisch präsent sein. 25 unterschiedlichste österreichische Autor:innen werden auf großformatigen Plakaten in schwarz-weiß Portraits von Fotograf Ingo Pertramer im gesamten Stadtgebiet abgebildet. Versehen mit dem Motto des Gastlandes wird hier die Aussage getroffen: „wir“ stehen stellvertretend für die vielen, die nicht auf den Plakaten zu sehen sind – das, was hier zu sehen ist, ist nur ein Bruchteil davon, was ist (25. April bis 1. Mai). Am Leipziger Hauptbahnhof kommen alle auf ihre Kosten, die wissen möchten, wie das Gastland-Motto richtig ausgesprochen wird. Und kein geringerer als „Der Nino aus Wien“, einer der populärsten und eigenwilligsten jungen Musiker Österreichs, sagt in den Linien 14 und 16 zum Messegelände und zur Schaubühne Lindenfels die Stationen an.
Eine Übersicht des Programms finden Interessierte unter:
www.gastland-leipzig23.at
www.leipziger-buchmesse.de
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