Dr. Helmut Spoo ist mit seinem Beratungsunternehmen Dr. Spoo Umwelt-Consulting unter anderem spezialisiert auf Recycling, Rohstoffgewinnung und Kreislaufwirtschaft. Grund genug, um ihn zum „Tag des Recyclings“ nach dem aktuellen Stand auf diesem Gebiet zu fragen.

Der 18. März ist der internationale Tag des Recyclings. Sie sind seit Jahren Fachmann auf diesem Gebiet. Wie läuft es beim Recycling Ihrer Meinung nach in Deutschland – eher problemlos oder gibt es Defizite?

Die aktuelle Situation ist nicht befriedigend. Von der Kreislaufwirtschaft sind wir noch ein großes Stück entfernt. Eine Ursache ist, dass wir zwar sehr viele Gesetze und Vorschriften, unter anderem zur Altgeräterücknahme haben, aber bei der Umsetzung hapert es noch vielfach. Ein Beispiel: Laut Verpackungsverordnung – inzwischen Verpackungsgesetz – gibt es neben Rücknahmeverpflichtungen für Verpackungen auch entsprechende Hinweispflichten in den Verkaufsstellen. Ich habe beispielsweise noch keinen Baumarkt gesehen, der diesen Verpflichtungen, wie den Hinweis auf Rückgabemöglichkeiten für Verpackungen schadstoffhaltiger Füllgüter, nachkommt.

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Ähnlich sieht es bei Elektro-Altgeräten aus. Längst nicht jede gesetzlich dazu verpflichtete Verkaufsstelle kommt ihren Verpflichtungen zur Rücknahme und zur Information nach. Und die Behörden, die das kontrollieren sollten, haben eine so dünne Personaldecke, dass kaum noch Kontrolle stattfindet. Eine Folge ist, dass Altgeräte – und damit Rohstoffe – ins Ausland abwandern, obwohl wir hier gute Möglichkeiten zur Rohstoff-Rückgewinnung haben.

Derzeit haben wir eine Rücklaufquote bei Elektrogeräten von 43 bis 45 Prozent. Eigentlich sollten wir bereits seit 2019 eine Quote von 65 Prozent haben. Abhilfe schaffen können wir durch mehr Sammelpunkte für Altgeräte – also dadurch, dass alle Verkaufsstellen, die dazu verpflichtet sind, ihren Verpflichtungen auch nachkommen. Zusätzlich sorgt eine freiwillige Rücknahme an bereits vorhandenen und leicht erreichbaren Orten für weiteren Stoffstrom.

Produkte, die heute am Ende ihrer Lebenszeit stehen, wurden kaum im Sinne einer Kreislaufwirtschaft konzipiert. Könnten trotzdem genügend Stoffe wieder einem Kreislauf zugeführt werden?

In der Tat wurde in der Vergangenheit kein Fokus auf gute Reparierbarkeit und eine Möglichkeit zur Demontage mit Stofftrennung bei der Geräteentwicklung gelegt. Ein Neukauf im Falle eines Defekts war für manche Hersteller einfach interessanter. Das wird zukünftig anders werden, denn die Reparierbarkeit von Produkten wird ein für Konsumenten erkennbares Kriterium werden, so wie es der Energieverbrauch heute schon ist. Positiv ist auch, dass es zunehmend mehr Hersteller gibt, die – auch ohne eine gesetzliche Verpflichtung – die Reparierbarkeit bei der Geräteentwicklung fest mit einplanen.

Viele Rohstoffe sind knapp und bringen häufig politische oder ökologische Probleme bei der Förderung mit sich. Kann Abfall als Rohstofflieferant hier einen Beitrag zur Verbesserung leisten?

Auch zukünftig wird es nicht ohne Primärrohstoffe gehen, die wir importieren müssen oder im eigenen Land abbauen. Ein erhebliches Potenzial steckt aber auch in unseren Abfällen. Dieses Potenzial wird zu wenig genutzt. Wir können noch deutlich besser trennen und sortieren und so die verschiedenen Rohstoffe in hoher Qualität zurückgewinnen. Neben der Reduzierung der importierten Rohstoffe ist das Recycling im Vergleich zur Primärrohstoffgewinnung auch mit deutlich geringeren Umweltauswirkungen belastet (zum Beispiel beim Recycling der Metalle der Seltenen Erden). Hinzu kommen positive Auswirkungen auf das Klima, denn der Energieeinsatz für die Abfallverwertung und die CO2-Freisetzung – man denke nur an den erheblichen Treibstoffverbrauch von Schwerlast-LKW zum Transport von Armerzen – ist unter dem Strich deutlich niedriger als der Einsatz der für Gewinnung, Förderung und Transport aufgewendet werden muss.

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