Die Vorstände der beiden Verbände der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland (Nord- und Süddeutscher Verband) haben eine Stellungnahme zum Umgang mit LGBTQ+ -Personen veröffentlicht. Darin wird betont, dass Menschen mit einer anderen als einer heterosexuellen Identität in der adventistischen Kirche Annahme und Akzeptanz finden sollen. Gleichzeitig hält die adventistische Kirche am Ideal eines „heterosexuellen Lebens“ fest.

Die Stellungnahme nimmt Bezug auf das Plänepapier der beiden deutschen Verbände der adventistischen Freikirche, in dem es heißt, die Kirche fördere „eine Atmosphäre der vorurteilsfreien, liebevollen und wertschätzenden Begegnung, in der jeder, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Kultur, Religion oder Weltanschauung, herzlich willkommen und angenommen ist …“ Weiterhin wird in der Stellungnahme auf die Erklärungen der adventistischen Weltkirchenleitung (Generalkonferenz) zu den Themen Homosexualität und Transgenderismus verwiesen, die unverändert gelten würden und für die Kirche einen wegweisenden Charakter besäßen. Im Hinblick auf die Bedeutung der Ehe wird die Stellungnahme deutschen Verbandspräsidenten zur Entscheidung des Deutschen Bundestages zugunsten der „Ehe für alle“ aus dem Jahr 2017 mit den Worten zitiert: „Altes und Neues Testament (1. Mose 1 + 2; Matthäus 19) beschreiben die Ehe als eine auf Treue angelegte Verbindung zwischen Mann und Frau. Diese Beziehung ist von gegenseitiger Liebe und gegenseitigem Vertrauen geprägt. (…) Wir bekennen uns nach wie vor zu dieser Lebens- und Liebesgemeinschaft zwischen Mann und Frau und ihrer herausragenden Rolle in der Gesellschaft. Nach wie vor treten wir dafür ein, dass der Begriff der Ehe für die heterosexuelle Beziehung gelten soll. (…)“ An dieser Position habe sich nichts geändert.

„Über Menschen reden, nicht über ein abstraktes Thema“

Anschließend wird mit Blick auf die örtlichen Kirchengemeinden festgestellt, dass der Umgang mit LGBTQ+-Personen in der adventistischen Kirche aktuell viele Fragen aufwerfe, und man darüber als Kirche ins Gespräch kommen müsse. „Dabei ist es uns wichtig zu verinnerlichen, dass wir hier zuerst über Menschen reden und nicht über ein abstraktes Thema. Wir reden über etwas sehr Persönliches und stellen fest, dass wir als Kirche gemeinsam lernen müssen, in gegenseitigem Respekt und Achtung voreinander zu sprechen. Dabei hören wir auf unser Gegenüber und nehmen ihn bzw. sie als von Gott geliebten Menschen wahr. Gleichzeitig hören wir auf Gottes Wort, das für unser Leben einen verbindlichen Charakter hat“, heißt es in der Stellungnahme

„Biblisches Partnerschaftsbild in den Vordergrund stellen“

Man nehme aber auch den gesellschaftlichen Diskurs wahr, in dem das biblische Bild von Ehe und sexueller Identität immer mehr in den Hintergrund gerate. „Als Kirche haben wir deshalb den Auftrag, uns in den öffentlichen Diskurs einzubringen und das biblische Partnerschaftsbild (u. a. aus 1. Mose 2,24) in den Vordergrund zu stellen.“ Abweichungen von diesem, aus der biblischen Schöpfungsgeschichte abgeleiteten, heterosexuellen Ideal seien die Folge der allgemeinen Gebrochenheit der Menschheit. Gemeinde funktionierte aber nur dann, wenn alle Gemeindemitglieder unter dieser Gebrochenheit zusammenkommen und sich gegenseitig nicht verurteilen würden. Gleichwohl werde ein heterosexuelles Leben als Ideal in den Mittelpunkt gestellt, „damit gerade unsere Kinder und Jugendlichen ein authentisches Vorbild erleben, dass sie als schlüssiges Gegenmodell zu der Vielzahl an gesellschaftlichen Identitätsmodellen wahrnehmen können“, so die Stellungnahme.

Unterschiedliche Überzeugungen dürfen kein Hindernis für Liebe und Akzeptanz sein

Im Hinblick auf die Auslegung der Bibel wird festgehalten, dass die Adventisten sie „vom Evangelium her lesen und deuten“ würden und sich Jesus zum Vorbild nähmen. „Uns ist bewusst, dass die Annahme von LGBTQ+-Personen ein Spannungsfeld zu biblischen Texten eröffnet. Wir sind aber auch der Ansicht, dass unsere persönliche Glaubenshaltung niemals ein Hindernis sein darf, andere zu lieben und zu akzeptieren, auch wenn unsere eigenen Überzeugungen andere sind.“

Adventistische Gemeinden sollten auch Heimat für LGBTQ+-Personen bieten

Auch in adventistischen Kirchengemeinden gebe es LGBTQ+-Personen, die eine andauernde, innere Spannung zwischen der eigenen, real gefühlten und erlebten sexuellen Identität, den biblischen Aussagen gegenüber und dem adventistischem Glaubensverständnis zu diesem Thema erlebten.  „Unsere Gemeinden sollten jedoch auch ihnen eine Heimat bieten und für sie, genau wie für uns alle, zunächst ein sicherer Ort der liebevollen Annahme und Akzeptanz sein“, wird in der Stellungnahme gefordert. Abschließend wird betont, dass die Begegnungen mit Menschen, die anderer Meinung sind und eine Art zu leben haben „die wir nicht teilen“ von Liebe und Wertschätzung geprägt sein sollen. „Wir sehen diese Werte als eine wesentliche Voraussetzung an, um im gegenseitigen Gespräch und in der kontroversen Auseinandersetzung mögliche Veränderungen zu erzielen.“

Die vollständige Stellungnahme ist online zu lesen unter: adventisten.de/uber-uns/presse

LGBTQ+ ist eine aus dem englischen Sprachraum übernommene Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer (lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer). Mittlerweile hat sich LGBTQ+ als Kurzform für alle Geschlechter, Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen durchgesetzt, die von zweigeschlechtlichen und heterosexuellen Normen abweichen.

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