Traditionell besucht die Deutsche Weinkönigin während ihrer Amtszeit zusammen mit ihren beiden Prinzessinnen die 13 deutschen Anbaugebiete. In der vergangenen Woche nun stand für die Deutsche Weinkönigin Katrin Lang (Baden) sowie die Deutschen Weinprinzessinnen Juliane Schäfer (Rheinhessen) und Luise Böhme (Saale-Unstrut) ein Besuch in Franken an.

Weingut Josef Walter in Bürgstadt – Churfranken erleben

Den Auftakt der zweitägigen Besuchstour in Franken (16. und 17. März 2023), die die königliche Entourage schwerpunktmäßig zu den Bayerischen Staatsehrenpreisträgern des Jahres 2022 führte, bildete dabei das Weingut Josef Walter in Bürgstadt (Lkr. Miltenberg). Bei einem Rundgang durch den Betrieb erfuhren die Weinhoheiten, dass man sich bei Walter seit dem Jahre 1855 mit dem Weinbau beschäftige und die Weine des rund vier Hektar großen Weinbaubetriebes vor allem aus den Lagen Bürgstadter Centgraf und Hundsrück kämen. Daniela und Christoph Walter berichteten, dass sie neben Spätburgunder, Frühburgunder, Domina und Regent auch Weißweine wie Müller-Thurgau, Bacchus und Riesling und die für Franken so wichtige Leitrebsorte Silvaner anbauen. Beim Ausbau der Weine stünde für sie vor allem die frische Eleganz und Mineralität im Vordergrund, so Christoph Walter. Nach einem Interview mit dem Regionalfernsehen ging es dann von Churfranken direkt ins Zentrum des fränkischen Anbaugebiets, an die Mainschleife.

Weingut Dereser in Stammheim – Silvaner-Weingut

Dort in idyllischer Lage zwischen Main und Weinbergen gelegen bewirtschaftet das Weingut Dereser seit weit mehr als 200 Jahren und mindestens in der zehnten Generation zehn Hektar Weinberge. Auf dem für die Mainschleife charakteristischen Muschelkalkboden bauen die Deresers in selektiver Handarbeit neben Silvaner auch Riesling, Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Müller-Thurgau, Domina und Spätburgunder an. Während eines leckeren Mittagsimbiss erfuhren die Weinhoheiten auch, wo den Winzern der Schuh drückt. So berichteten Johannes, Alina, Hermann und Gerda von den Auswirkungen des Klimawandels, den Niederschlagsmengen, Bewässerungskonzepten und dem Fachkräftemangel, der inzwischen auch im Weinbau deutlich spürbar sei. Man habe im Ort einige treue Helfer, mit denen man seit Jahren zusammenarbeite, aber es werde schwieriger Ersatz zu finden, so Seniorchef Hermann Dereser. Gesprächsthema war natürlich auch der Bocksbeutel, den die Deutschen Weinhoheiten als deutliches Alleinstellungsmerkmal für Franken werteten. Natürlich durfte der königliche Besuch auch wieder einige erlesene Weine verkosten – allen voran den Silvaner, von dem es im Weingut Dereser gleich sechs verschiedene gibt.

Weingut Galena in Sommerach – perfekte Größe

Von Stammheim aus ging es für die Fränkische Weinkönigin Eva Brockmann und ihre Kolleginnen auf die Weininsel zum Weingut Galena in Sommerach. Dort im Altort dreht sich für Michael, Christine und Franziska Galena seit den 1980er Jahren alles um den Frankenwein. Mit viel Engagement und Herzblut begeistern die Galenas Touristen und Frankenweinliebhaber mit Heckenwirtschaft, Führungen durch das Weingut und die Weinberge und laden mit einer komfortablen Ferienwohnung zum Verweilen an. Als aktives Mitglied der InselWeinmacher bewirtschaften sie etwa vier Hektar. „Wir wollen gar nicht mehr größer werden“, betont Winzermeister Michael Galena im Gespräch mit den Weinhoheiten. „Das ist eine Größe, die wir gut stemmen können und so ist für uns sogar hin und wieder mal eine Auszeit möglich!“ Beim Rundgang durch den Betrieb und einem Blick in den historischen Weinkeller, sehen die Königinnen und Prinzessinnen wie breit das Weingut Galena auch sortentechnisch aufgestellt ist und wie spontan der Betrieb sein kann. Denn für den Besuch der Weinhoheiten hat Juniorchefin Franziska kurzerhand ein leeres Fass besorgt, auf dem sich die drei Deutschen Weinhoheiten, die Fränkische Weinkönigin und die örtliche Weinprinzessin verewigen durften.

Winzer Sommerach – nah an den Winzern dran

Nur einen Katzensprung vom Weingut Galena entfernt, stattete die königliche Reisegruppe am Ende des ersten Tages noch der Genossenschaft Winzer Sommerach einen Besuch ab. Nach einer kurzen Begrüßung in der Sommerbar ging es mit Kellermeister Stefan Gerhard in die Weinschule der Genossenschaft. Dort durften die Hoheiten „lernen“, dass rund 90 Winzerfamilien teilweise in sehr kleinteiligen Parzellen mit handwerklichem Können und unermüdlichem Einsatz rund 240 Hektar Rebfläche bewirtschaften. Mit viel Leidenschaft berichtete Gerhard vom Sommeracher Katzenkopf und der Tröpfchenberegnung und dass man mit Gesprächen, Beratungen, Schulungen und natürlich vor Ort permanent versuche, ganz nah am Winzer dran zu sein. Aber auch in der Genossenschaft sorgen Klimawandel und fehlende Arbeitskräfte für Gesprächsstoff. So berichtete der Kellermeister, dass in zunehmenden Maße immer mehr ältere Mitgliedsbetriebe wegbrächen und die Genossenschaft inzwischen selbst rund 18 Hektar Rebfläche bewirtschaften würde.

Abgerundet wurde der erste Tag durch ein Abendessen mit dem Präsidenten des Fränkischen Weinbauverbandes Artur Steinmann und einer Übernachtung im Romantikhotel Zehntkeller Iphofen.

Weingut Hans Wirsching in Iphofen – Weinbau seit 1630

Den Auftakt am zweiten Tag in Franken bildete eine Stippvisite im Weingut Hans Wirsching, einem der führenden Privatweingüter in Franken. Dort am Fuße des Schwanbergs wird seit 1630 inzwischen in der 15. Generation in den weltbekannten Iphöfer Steillagen „Julius-Echter-Berg“, Kronsberg“ und „Kalb“ auf einer Gesamtfläche von rund 90 Hektar Weinbau betrieben. Dabei arbeite man im Weinberg so umweltschonend wie möglich und so konventionell wie nötig bei völligem Verzicht auf Insektizide und Herbizide. Im Gespräch mit Seniorchef Dr. Heinrich Wirsching und dem Oenologen Dr. Uwe Matheus erfuhren Katrin Lang, Luise Böhme und Juliane Schäfer, dass man sich beim Weingut Hans Wirsching in besonderer Weise der Scheurebe, dem Riesling und natürlich dem Silvaner verschrieben habe. Beim Rundgang durch den Keller informierte Seniorchef Wirsching über die Besonderheiten des Weinguts und die Weinhoheiten hatten Gelegenheit, einen Blick in die gutsortierte Schatzkammer zu werfen. Ferner berichtete Dr. Wirsching, für den der Beruf des Winzers der schönste ist, den es überhaupt gibt, über die Auswirkung des Corona-Pandemie auf das Weingut und betonte, dass man mit Online-Weinproben gut durch die Zeit gekommen sei.

Weingut Ernst Popp in Iphofen – Viel Wissen im Gepäck

Den Abschluss des zweitägigen Aufenthaltes in Franken bildete das Weingut Ernst Popp, ebenfalls in Iphofen (Lkr. Kitzingen). Neben den Weingütern Walter, Dereser und Hans Wirsching wurde auch das Weingut Popp im Jahr 2022 mit dem Bayerischen Staatsehrenpreis ausgezeichnet. Im Gespräch mit Johannes Popp und seiner Mutter Maria erfuhren die königlichen Gäste, dass die Familie seit vielen Generationen in Iphofen wirke. Allerdings waren die Vorfahren einst Büttner und Gastronomen, die den Weinbau nicht im Haupterwerb betrieben. Erst gegen Ende der 50er Jahre habe sich der Weinbaubetrieb bis zu seiner heutigen Bedeutung und Größe entwickelt. Sortentechnisch eher breit aufgestellt wachsen in den Lagen des Weinguts an den Ausläufern des Steigerwalds neben vielen roten und weißen Rebsorten auch die die fränkische Leitrebsorte Silvaner.

Mit viel Wissen über das Weinanbaugebiet Franken und einigen Flaschen Frankenwein im Gepäck verabschiedeten sich die Hoheiten von der Fränkischen Weinkönigin Eva Brockmann und brachen in Richtung ProWein auf, auf der sie in dieser Woche im Einsatz sein werden.

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