Eine Glühlampe wechseln, die Zimmerdecke neu streichen oder eine Vorhangstange befestigen: Leitern gehören in jeden Haushalt. „Bei der Verwendung von Anlegeleitern als Zu- oder Abgang zu und von hochgelegenen Arbeitsplätzen ist besondere Vorsicht geboten, denn das Unfallrisiko, insbesondere Absturz, ist hier hoch“, sagt André Siegl, Referent für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim TÜV-Verband. „Wer übereilt hoch- und heruntersteigt, riskiert ein Abrutschen oder einen Sturz und hat Glück, mit Prellungen und blauen Flecken davonzukommen.“ Abstürze von Leitern oder Möbelstücken sind eine der häufigsten Unfallarten im Haushalt. Sie können schmerzhafte, langwierige oder sogar tödliche Verletzungen zur Folge haben. Im Jahr 2021 sind laut der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes 170 Menschen bei Stürzen von Leitern, Möbeln und Stühlen im eigenen Zuhause ums Leben gekommen. Auch im beruflichen Umfeld sind Leiterunfälle weit verbreitet. Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung sind im Jahr 2021 rund 21.100 Leiterunfälle mit Personenschaden bei beruflichen Tätigkeiten registriert worden. Sechs Personen sind als Folge des Unfalls gestorben. Der TÜV-Verband gibt Tipps für den Kauf und die sichere Nutzung von Leitern und Tritthockern.

Beim Leiterkauf auf GS-Zeichen achten

Bei Tätigkeiten „über Kopf“ steht die Auswahl des richtigen Arbeitsgeräts an erster Stelle. „Stühle, Hocker, Tische oder anderes Mobiliar sind meist nicht geeignet, um darauf zu stehen“, sagt Siegl. „Möbelstücke sind nicht standsicher genug, um das Körpergewicht eines aufrecht stehenden Menschen zu tragen und können leicht umkippen, wenn der Körperschwerpunkt weit über der Sitzplattform liegt.“ Die Anschaffung einer Leiter oder eines Trittes ist daher sinnvoll, um Arbeiten im Haushalt eigenständig und sicher erledigen zu können. Beim Kauf sollten Verbraucher:innen auf Qualitäts- und Sicherheitsstandards achten. Leitermodelle mit dem GS-Zeichen für „Geprüfte Sicherheit“ und einem TÜV-Siegel wurden auf deren technische Sicherheit nach der Leiternorm DIN EN 131 oder der Trittnorm DIN EN 14183 überprüft. Dabei werden die Belastbarkeit und Standfestigkeit, Bauart und Materialien, die mechanische Sicherheit sowie weitere sicherheitskritische Komponenten überprüft. Leitern bestehen in der Regel aus Aluminium oder Holz. „Holzleitern sind schwerer, weniger wetterbeständig und haben statt Stufen meist schmalere Sprossen“, sagt Siegl. „Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, kann Holzleitern mit einer Anti-Rutschbeschichtung oder Aufsetzstufen auf den Sprossen verwenden.“ Außerdem sollte auf standfeste Sohlen an den Leiterfüßen geachtet werden.

Verwendungszweck und Arbeitshöhe bedenken

Bei der Auswahl einer Leiter sollten Heimwerker:innen den Verwendungszweck und die Arbeitshöhe bedenken. „Wenn bei der Produktbeschreibung keine Arbeitshöhe angegeben ist, lässt sie sich mit der eigenen Körpergröße plus Plattformhöhe plus etwa 25 Zentimeter für die Reichhöhe einfach errechnen“, erklärt Siegl. Die Länge der Leiter allein sei dagegen nicht sehr aussagekräftig. Für den täglichen Einsatz im Haushalt hat sich die klassische drei- bis fünfstufige Stehleiter bewährt. Arbeiten in Innenräumen können damit sicher erledigt werden. Sprossenleitern sind in der Regel etwas länger und eignen sich auch für Arbeiten am Haus oder im Garten. Sprossenleitern können Stehleitern oder Anlegeleitern sein. Die richtige Leiterhöhe ist insbesondere dann wichtig, wenn Nutzende sie zum Hoch- und Herabklettern verwenden. Eine Mehrzweckleiter, die als Anlege- oder Stehleiter verwendet werden kann, ist oftmals nicht hoch genug, um sichere Dacharbeiten erledigen zu können. Heimwerker:innen können mit einer fünf bis sechs Meter hohen Leiter vielleicht auf das Dach hoch, jedoch nicht wieder sicher heruntersteigen. Um gefahrlos absteigen zu können, sollte die Leiter drei Sprossen über das Dach hinausragen. Je höher die Leiter ist, desto größer die Gefährdung durch Umkippen. Kippsicherheit erhält die Leiter durch eine oder zwei Quertraversen an den Fußenden und gegebenenfalls einer Einhakvorrichtung am Leiterkopf und einer festen Einhängevorrichtung am oberen Ende der Leiter. Die Leiter kann dann z. B. an der Hauswand befestigt werden. Wer bereits eine in die Jahre gekommene Leiter besitzt, kann diese auch nachrüsten.

Leiterkontrolle vor jedem Gebrauch

Mit der Zeit und nach häufigem Gebrauch kann eine Leiter Gebrauchsspuren und Mängel aufweisen. Mangelhafte und kaputte Leitern oder Tritte sollten nicht genutzt werden. Die Verlässlichkeit sollte daher vor jeder Nutzung kontrolliert werden. Dabei sollte auf Schäden an der Leiterstruktur wie verbogene Seitenholme, gebrochene oder lose Sprossen, Stufen oder Podesten geachtet werden. Schrauben, Bolzen, Scharniere, Gurte oder andere Beschlagteile sollten überprüft und bei Bedarf festgezogen oder ausgetauscht werden. Auch Farbrückstände von Malerarbeiten oder ölhaltige Schmutzflecken können gefährlich sein. Eine gründliche Reinigung entfernt fettigen Schmutz und andere Verunreinigungen auf Sprossen oder Stufen, die zu Stürzen führen können.

Leiter auf einer flachen und stabilen Oberfläche aufstellen

„Beim Aufstellen einer Leiter ist es wichtig, auf die Standfestigkeit und die Umgebung zu achten“, rät Siegl. „Das Umfeld sollte übersichtlich und frei von Hindernissen sein. Wenn eine Leiter in einer Einfahrt oder in einem Durchgang aufgestellt werden muss, sollten Absperrungen oder Hinweisschilder vorhanden sein.“ Damit die Leiter nicht umkippt, sollte sie auf einer festen Fläche aufgestellt werden, um Stabilität zu gewährleisten. Der Untergrund muss in der Lage sein, das Gewicht der Leiter und der darauf arbeitenden Person zu tragen. Ist der Boden zu weich, steinig oder uneben, können rutschfeste Bohlen oder Bretter als Leiterfußsicherung untergelegt werden. Erscheint die Leiter auch nur ein wenig wackelig, sollte deren Standort geändert werden – manchmal reichen wenige Zentimeter aus, um einen sicheren Stand zu gewährleisten. Beim Arbeiten auf unterschiedlich hohen Aufstellflächen, bei Gefälle oder auf Treppenstufen, sollte eine Holverlängerung genutzt werden. Das Betreten der Leiter erfolgt dann über die kurze Leiterseite. Nicht von der Leiter weg lehnen und auf Halt achten.

„Auch, wenn es verlockend erscheint, sich für die letzten Pinselstriche weit zu strecken: Starkes Hinauslehnen gilt es auf einer Leiter unbedingt zu vermeiden“, mahnt Siegl. Sicherer ist es, die Leiter zu verschieben und dann wieder hinaufzusteigen. Drei Kontaktpunkte gewährleisten einen sicheren Halt auf der Leiter, insbesondere beim Auf- und Absteigen: Die drei Punkte beziehen sich auf zwei Hände und einen Fuß bzw. zwei Füße und eine Hand. Ein Sicherheitsgriff oberhalb der Plattform und der obersten Stufe sorgt für sicheren Halt bei Arbeiten in großer Höhe. Er ermöglicht es, auch auf der obersten Sprosse oder Stufe drei Kontaktpunkte zu halten. Beim Auf- und Absteigen sollten Nutzende die drei Kontaktpunkte halten, der Leiter zugewandt bleiben und sich kontrolliert bewegen. Zu guter Letzt sollte die eigene körperliche Leistungsfähigkeit vor dem Aufstieg realistisch eingeschätzt werden. Das betrifft sowohl die Schwindelfreiheit und den Gleichgewichtssinn als auch die Griffkraft. Wer sich krank, mulmig oder schwach fühlt, hat auf einer Leiter nichts verloren. Bei wenig Erfahrung oder Bedenken mit höhergelegenen Arbeiten auf Leitern sollte ein Fachunternehmen hierfür beauftragt werden.

Gebrauchsanweisung lesen und befolgen

Angaben über die Belastbarkeit und Gewichtskapazität einer Leiter und deren sicheren Gebrauch finden Verbraucher:innen in der Gebrauchsanweisung und den Sicherheitshinweisen. „Nutzende sollten sich die Zeit nehmen, die Anweisungen gründlich zu lesen“, sagt Siegl. Das könne Unfälle verhindern. Diese Dokumentationen enthalten wichtige Informationen zu den Funktionalitäten und Besonderheiten einer Leiter. Die Schutzziele der Sicherheitsfunktionen bei Modellen verschiedener Hersteller sind der Norm nach gleich, in der Ausführung jedoch unterschiedlich. Daher muss die jeweils für eine bestimmte Leiter ausgestellte Dokumentation vorher gelesen werden und die Vorgaben der Hersteller müssen unbedingt beachtet werden. Das gilt insbesondere für Angaben der zulässigen Traglast. Wer aus Eile oder Übermut die Leiter durch zu schwere Geräte, Werkzeuge und Materialien überlastet, riskiert einen Leiterkollaps.

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