Für die drei Monate von Februar bis Ende April weist der Indikator, der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, ein Rezessionsrisiko von 21,7 Prozent aus. Anfang Januar waren es noch 29 Prozent für die folgenden drei Monate. Die statistische Streuung, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist mit 16,4 Prozent zwar weiterhin relativ hoch und nur wenig zurückgegangen. Rezessionswahrscheinlichkeit und Streuung zusammengenommen unterschreiten nun aber die Schwelle, ab der der Indikator eine erhöhte konjunkturelle Unsicherheit ausweist, wie sie noch im Januar durch die Ampelphase „gelb-rot“ signalisiert wurde.
Die erneute Entspannung bei der Rezessionswahrscheinlichkeit ergibt sich im Wesentlichen aus positiven Trends bei Stimmungs- und Finanzmarktindikatoren, die das IMK-Konjunkturradar erfasst. Insbesondere die Exportaussichten hellen sich auf, unter anderem weil sich die US-Wirtschaft trotz hoher Zinsen robust entwickelt und sich die wirtschaftliche Situation in China normalisiert. Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland hat die Expansionsschwelle erreicht, für den Euroraum überschreitet er sie bereits. Uneinheitlich sind die Signale aus der Realwirtschaft, daher haben sie aktuell keinen großen Einfluss auf die Entwicklung des Indikators. So zeigten die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe zuletzt nach oben, was aber stark durch mehrere Großaufträge bestimmt ist. Die Produktion in Industrie und Baubranche war hingegen rückläufig.
Die neue Drei-Monats-Vorschau des Indikators stehe im Einklang mit der aktuellen Konjunkturprognose des IMK, nach der ab dem zweiten Quartal mit einer konjunkturellen Erholung zu rechnen ist, erklärt Konjunkturforscher Dr. Thomas Theobald: „Die deutsche Wirtschaft dürfte die Talsohle durchschritten haben.“ Doch trotz der positiveren Aussichten blieben konjunkturelle Unsicherheiten, sagt der IMK-Experte. „Ob die Erholung im Jahresverlauf aber mehr als ein gedämpftes Wachstum erlaubt, ist angesichts weiter steigender Zinsen mit einem Fragezeichen zu versehen. Als Sorgenkind erweist sich zudem die Entwicklung der Produktion in energieintensiven Industriezweigen.“
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
Zum IMK-Konjunkturindikator: https://www.imk-boeckler.de/de/imk-konjunkturampel-15362.htm
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