„Das ist grundsätzlich eine erfreuliche Tendenz, die dokumentiert, dass sich Handwerk gut entwickelt, gebraucht wird und seinen Markt hat“, sagte Klaus Hofmann. Allerdings gebe es auch eine kritische Seite: In den Meisterberufen gehe die Zahl der Betriebe nämlich weiter zurück. Hier wurden bis zum 31.12.2022 insgesamt 120 Betriebe weniger gezählt, sodass die Anzahl im Kammergebiet nur noch 9.068 betrug. Das sind 1,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Deutliche Rückgänge sind bei den Fliesen-, Platten- und Mosaiklegern, aber auch bei den Raumausstattern zu verzeichnen. Auch die Anzahl an Feinwerkmechanikern und Kraftfahrzeugtechnikern geht zurück.
Darüber hinaus leidet das Nahrungsmittelhandwerk: Über das Jahr 2022 gingen im Kammergebiet bei den Bäckern und Konditoren weitere neun Betriebe verloren. Bei den Fleischern hielten sich Eintragungen und Lösungen gerade noch die Waage, wobei die Eintragungen überwiegend Frischfleischtheken in Supermärkten betrafen.
Sehr gut entwickelt hat sich dem hingegen der Bereich Elektrotechnik mit 20 Eintragungen mehr als im Vorjahr. „Hier sind es besonders Gründungen im Bereich der Photovoltaiktechnik, die zu Buche schlagen“, so der Präsident. „Man sieht also, dass die Bemühungen um die Umsetzung der Klimaziele im Handwerk Boden haben. Die Unternehmen setzen alles daran, um den Bedarf zu decken – wie eben beispielsweise im Bereich Photovoltaik. Dennoch gibt es Probleme – in erster Linie durch gestörte Lieferketten und fehlende Arbeitskräfte.“ Ebenfalls stabil ist beim Blick auf die Betriebszahlen im Kammergebiet das Bau- und Ausbaugewerbe.
In seiner Rede wies Klaus Hofmann auf die schwierigen Rahmenbedingungen hin, die vielen Betrieben sehr zu schaffen machen. Der Druck, der durch gestiegene Energiekosten, Einkaufs- und Rohstoffpreise, aber auch durch Auflagen, Bürokratie und Planungsunsicherheiten entstehe, zehre selbst an den Stärksten. Noch gehe es dem Handwerk in der Region recht gut, wie auch die Konjunkturbefragung im vierten Quartal 2022 ergab: Zwei Drittel der befragten Betriebe sprachen von einer guten Geschäftslage. Doch schon beim Blick auf die Auftragslage zeichnet sich ein gespaltenes Bild: Während 27,6 Prozent steigende Auftragseingänge vermeldeten, klagten genauso viele über Einbußen. Auch das Umsatzplus, das 47 Prozent der befragten Kammerbetriebe vermeldeten, sei wenig belastbar und zum Teil durch die Inflation bedingt. Dementsprechend besorgt blicke das Handwerk im Rhein-Neckar-Odenwald-Gebiet in die Zukunft. Die Erwartungen sind der Konjunkturerhebung zufolge durch alle Gewerke hinweg stark gedämpft.
Zukunftsaufgaben jetzt anzupacken, sei daher entscheidend, um das Handwerk auch weiterhin in der Spur zu halten, so Hauptgeschäftsführer Jens Brandt. Eine der Kernherausforderungen liege weiterhin in der Nachwuchssicherung. „Handwerk braucht mehr Azubis, weil es insgesamt mehr Arbeitskräfte und insgesamt mehr Betriebsnachfolger braucht“, so seine Worte. „Mit dem Rückgang der Ausbildungszahlen beginnt eine Entwicklung, die Probleme im kompletten Arbeitskomplex des Handwerks macht.“ Mit der regionalen Ausbildungskampagne „Handwerk – Das isses!“ habe die Handwerkskammer eine Initiative ins Leben gerufen, mit der sie Betriebe bei der Nachwuchsgewinnung ebenso unterstützen wolle wie Schüler, Auszubildende, Eltern und Lehrkräfte. Die Bilanz nach knapp einem Jahr lasse sich zwar nur schwer in Zahlen messen, sei aber als positiv zu bewerten. „Handwerk – Das isses! hat viele Anstöße gegeben und für Bewegung gesorgt“, sagte Jens Brandt. „Wir verstehen die Kampagne als ein Dach, unter dem sich alle am Thema Ausbildung Beteiligten versammeln und dessen Botschaft und Zugkraft jeder nutzen kann, um selbst davon zu profitieren.“ In diesem Jahr soll die Kampagne noch breiter aufgestellt werden und unter anderem die Eltern gezielt ins Visier nehmen.
Darüber hinaus stehen die Berater der Handwerkskammer den Betrieben in allen für sie relevanten Fragen zur Seite. 2022 wurden insgesamt 593 Beratungen von über zwei Stunden sowie rund 1.000 Kurzberatungen durchgeführt. Eine steigende Tendenz gegenüber den Vorjahren. Übergabeberatungen bildeten dabei einen Schwerpunkt, gefolgt von Beratungen im Bereich Existenzgründungen und Beratungen mit dem Thema „Betriebsaufgabe“. „Neben den rein finanziellen Themen sehen wir für die nahe Zukunft auch einen steigenden Beratungsbedarf im Bereich Personal“, so Jens Brandt. „Dabei geht es um Fragestellungen, wie es den Handwerksbetrieben gelingt, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu binden, neue Arbeitskräfte zu finden und diese modern zu führen.“ So könne Unterstützung beim Aufbau eines zeitgemäßen Arbeitskräftemarketings oder neuer Arbeits- und Führungsmodelle gegeben werden.
Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald vertritt die Interessen von 13.872 Betrieben in den Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg sowie den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald. Sie ist Dienstleister und Ansprechpartner für die Handwerksbetriebe mit ihren rund 86.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 4.192 Auszubildenden. Zu den Aufgabenschwerpunkten gehören neben Ausbildung, Prüfwesen und das Führen der Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen für Betriebsinhaber wie unter anderem Personalberatung und Angebote für Existenzgründer oder rund um die Unternehmensnachfolge. Weitere Informationen auf www.hwk-mannheim.de oder im Bereich der handwerklichen Ausbildung auf www.handwerk-das-isses.de
Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald
B 1 1-2
68159 Mannheim
Telefon: +49 (621) 18002-0
Telefax: +49 (621) 18002-199
http://www.hwk-mannheim.de
Telefon: +49 (621) 18002-104
Fax: +49 (621) 18002-152
E-Mail: marina.litterscheidt@hwk-mannheim.de