Die Europäische Union definiert eine Krankheit als „selten“, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen von ihr betroffen sind. Demnach gibt es weltweit 6.000 bis 8.000 Seltene Erkrankungen. Sie werden überwiegend erst nach Jahren richtig diagnostiziert, verlaufen meist chronisch fortschreitend und können schwerwiegend bis lebensbedrohlich sein. Deutschlandweit sind es geschätzt rund vier Millionen, EU-weit 30 Millionen Menschen, bei denen eine Seltene Erkrankung diagnostiziert ist.

Rund 15 Prozent aller bekannten „Rare Diseases“ können sich auch durch Symptome im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich manifestieren. „Zahnärzten kommt damit eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung Seltener Erkrankungen zu“, sagt Zahnarzt Harald Schrader, Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ).

Anomalien hinsichtlich Zahnform, Zahnfarbe, Zahnschmelz, Zahnanzahl, Zahndurchbruch, Kieferfehlstellung, Mundschleimhaut oder Lippen könnten Hinweise auf eine Seltene Erkrankung geben, erläutert Schrader. Wenn Zähne beispielsweise fehlen oder spitz zulaufen, bestehe der Verdacht auf eine erblich bedingte Erkrankung, die Ektodermale Dysplasie. Wenn hingegen Milchzähne frühzeitig ausfallen, könne das auf eine Hypophosphatasie hindeuten, eine Störung der Knochenmineralisation.

„Halbjährliche Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt erhöhen die Chance, eine Seltene Erkrankung frühzeitig entdecken zu können“, betont Schrader. Zahnärztinnen und Zahnärzte könnten dann nicht nur die Behandlung einleiten sowie Hinweise zur individuellen Mundhygiene geben, sondern auch Patientinnen und Patienten an spezialisierte Fachärzte und Universitätskliniken überweisen.

 

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