Intersektorale Vernetzung, praktischer Gesundheitsnutzen, echte Transformation und gemeinsame Gestaltungsspielräume: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen verspricht viele Chancen, die jedoch nutzbar gemacht werden wollen. Der Hartmannbund Niedersachsen widmete sich auf seiner bereits zweiten Digitalisierungskonferenz am 11. Februar 2023 in Leer (Ostfriesland) genau diesen – sowohl theoretischen als auch praxisnahen – Herausforderungen.

Referent:innen aus Ärzteschaft, Industrie, der Universität Heidelberg und der Hochschule Hof sowie der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen diskutierten Möglichkeiten und Instrumente der Digitalisierung. Eckpfeiler der digitalen Transformation wurden dabei durchaus kritisch, aber konstruktiv besprochen. Immer im Fokus: Was ist umsetzbar und nutzt im realen Arzt-Patienten-Kontakt – und wo liegen derzeit die größten Hemmnisse?

„Gerade wegen unseres breiten Rückens und einem großen Herzen für menschliche Fehler fällt es uns Ärzten leider häufig schwer, konstruktive Kritik an geeigneter Stelle einzubringen“, stellte Dr. Charlotte Kleen vielfach in Gesprächen fest. Die Initiatorin der Konferenz ist in der ambulanten Versorgung in Ostfriesland tätig und im Hartmannbund Landesvorstand Niedersachsen engagiert. Sich rein auf die Initiative und das stete tägliche Engagement der Ärzteschaft in der Anwendung digitaler Prozesse zu verlassen, reiche längst nicht mehr aus. Vielmehr sei es dringend erforderlich, dass es dem Land Niedersachsen gelingt, die notwendige Infrastruktur für den großen medizinischen Datenaustausch endlich flächendeckend fertigzustellen. Der Hartmannbund wisse um die Schwierigkeiten in der technischen Umsetzung, dennoch dürfe die Landesregierung nicht nachlassen, diese zu überwinden.

Als Fazit der Konferenz steht eine klare Forderung, die sich sowohl an die politisch Gestaltenden im Land und auf Bundesebene, sowie an die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen richtet: Sie alle seien in der Pflicht, eine real funktionierende Digitalisierung voranzutreiben, die die Patientinnen und Patienten wieder in den Mittelpunkt stellt und die Ärzteschaft wirklich unterstützt. Die derzeitigen Möglichkeiten in der Anwendung des elektronischen Rezeptes, der elektronischen AU sowie der inakzeptable Status Quo der elektronischen Patientenakte wurden in der Diskussion als eindeutig unzureichend kritisiert.

„Um die Vorteile digitaler Anwendungen ausschöpfen zu können, müssen wir konkret anpacken“, erläutert Kleen. „Das kann beispielsweise bedeuten, Mitarbeitende in der Praxis fit zu machen im digitalen Management. Der Hartmannbund Niedersachsen bietet darum mit dem Impuls zur Fortbildung von MFA einen Schritt zur Realisierung einer zukunftsfähigen Digitalisierung an.“ Mit der Beschlussvorlage ‚Digitale MFA‘ wird sich der Landesverband in Kürze an das niedersächsische Gesundheits- bzw. Kultusministerium sowie an die Landesärztekammer in Hannover als Ausbildungsträger wenden.

Die praktische Integration digitaler Möglichkeiten in den ärztlichen Alltag soll auch bei der dritten Ausgabe der Veranstaltungsreihe eine zentrale Rolle einnehmen, die im Februar kommenden Jahres erneut in Leer stattfinden soll.

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