„Für mich waren immer auch die in der Region ansässigen Künstler relevant. Natürlich Alexej von Jawlensky, der 20 Jahre hier gelebt hat von 1921 bis 1941. Aber neben diesem großen, weltweit bekannten Künstler gab es auch viele andere Maler, die es zu entdecken galt und gilt — wie Karl Otto Hy, einer der wohl unbekanntesten der hiesigen Künstlerschaft,“ schildert Frank Brabant.
Karl Otto Hy war Architekt, Dekorationsmaler und Werbegestalter. Er erhielt größere öffentliche Aufträge und war u.a. an der Ausgestaltung der Herbert-Anlage und Theaterkolonnaden beteiligt. Hy entwarf Werbeprodukte für die Firmen Albert, Dyckerhoff, Glyco und Kalle und bemalte für die Mainzer Aktien- und die Wiesbadener Germania-Brauerei sowie für das Hotel Schwarzer Bock und das Opelbad Hauswände mit großflächigen Werbebildern. Als Architekt begleitete er Bauprojekte im Wiesbadener Stadtgebiet, darunter die Bebauung des äußeren Rheingauviertels. Den Puls der Zeit hat Hy mit seinen neusachlichen Wiesbadener Stadtansichten getroffen — sie wirken klar und poetisch gleichermaßen und zeigen Straßenzüge, Plätze sowie Alltagsmomente. Trotz seines langen Lebens ist das Werk Hys überschaubar geblieben. Die meisten und wichtigsten Werke entstanden zwischen 1927 und 1937. Einen Einblick in das Schaffen des wiederentdeckten Künstlers ermöglicht die neue, in Kollaboration mit Kurator Dr. Roman Zieglgänsberger entstandene Kabinettausstellung "Frank Brabant entdeckt … Karl Otto Hy".
„Im ersten Moment scheinen all diese Stadtansichten mit ihren rollerfahrenden Kindern, den schicken Hutläden oder der Trambahn entlang der Alleen unbedarft, fast naiv“, so Roman Zieglgänsberger, „aber je länger man schaut, macht sich durch die grauen Himmel, das Marionettenartige der Spaziergänger oder einfach durch eine zerknüllte Zeitung auf dem sonst blitzblank gekehrten Trottoir ganz nebenbei eine große Unheimlichkeit breit, die es verhindert, dass wir es uns zu gemütlich machen beim Betrachten der Bilder, die in einer Zeit entstanden sich, die man nicht mehr heraufbeschwört sehen möchte.“
Neben Werken aus der musealen Sammlung ergänzen Leihgaben, unter anderem von Frank Brabant, den Kabinettraum. Im Begleitheft zur Ausstellung finden sich ein einführender Essay zu Karl Otto Hy von Nikolas Werner Jacobs sowie ein Interview zwischen dem Sammler und Roman Zieglgänsberger (erhältlich für 3,– Euro an der Museumskasse). In der MuWi-App werden Interview-Auszüge des Malers bereitgestellt, in welchem er von Lothar Bembenek im Jahr 1981 aufgrund seiner Kontakte zu Widerstandskämpfern befragt wurde (Quelle: © Baruch Archiv – Archiv für jüdische Familienforschung / Rhein – Main – Nahe).
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