Mit Hilfe von Fachleuten und -firmen wird der Rechner auf Basis des Programms „E-Tool“ in den kommenden Monaten speziell für die Anforderungen im Kulturbereich angepasst. Damit lässt sich für jede Kultureinrichtung und (Kultur-)Veranstaltung ein vollständiger CO2-Fußabdruck berechnen. Dazu gehören auch indirekte Emissionen wie die Anreise des Publikums oder die Anlieferung von Bühnenmaterial. Durch die Datenerfassung und Auswertung können Hebel im Kulturbereich sichtbar gemacht werden, um zukünftig Emissionen einzusparen.
Während für Unternehmen und Privathaushalte diverse kostenfreie Emissionsrechner auf dem Markt sind, gibt es für den Kulturbereich derzeit bislang kein geeignetes Tool, das die vielfältigen Formate und die zentralen Emissionsquellen der Kulturbetriebe präzise erfasst und allen Kultureinrichtungen und Veranstaltern kostenfrei zugänglich ist.
„Der Kulturbereich benötigt dringend einen geeigneten CO2-Rechner“, betont Leipzigs Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke. „Die Kultureinrichtungen leben Nachhaltigkeit vor und engagieren sich inhaltlich wie strukturell sehr stark für Klima und Umwelt. Bislang werden die Bemühungen jedoch ausgebremst, weil derzeit kein geeignetes Werkzeug zur Verfügung steht, um den Status quo eigenständig zu ermitteln und wirksam handeln zu können.“
Vor diesem Hintergrund haben das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig und das Amt für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden ein Kooperationsprojekt zur Entwicklung eines Treib-hausgasrechners für den Kulturbereich initiiert. Damit gehen erstmals zwei sächsische Metropolen in Hinblick auf Klimaschutz im Kulturbereich gemeinsam proaktiv voran. Als weitere Kooperationspartner kommen erfahrene Experten auf dem Gebiet der Treibhausgasbilanzierung und der Umsetzung von Beteiligungsprozessen hinzu wie die Arbeitsgemeinschaft „Mittelstandsinitiative Energiewende und Klimaschutz“, das Unternehmen GICON-Großmann Ingenieur Consult GmbH, das Softwareunternehmen WIPS-com GmbH sowie das Fraunhofer-Zentrum für Internationales Management und Wissensökonomie IMW.
„Der Emissionsrechner ist ein weiterer wichtiger Baustein in unserer kommunalen Strategie zur Implementierung nachhaltiger Entwicklung im Kulturbereich. Mit der Unterzeichnung der Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor haben sich 37 Kulturinstitutionen in der Landeshauptstadt zu umfangreichen Maßnahmen verpflichtet. Der Rechner wird bei der Umsetzung maßgeblich helfen“, so Dr. David Klein, Leiter des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Landeshauptstadt Dresden.
Zentrales Ziel ist es, einen CO2-Rechner für den Kulturbereich zu entwickeln, der für alle Kultureinrichtungen mit Sitz in Leipzig und Dresden kostenfrei zugänglich ist. Hierfür greifen die Projektpartner auf den erfolgreichen Emissionsrechner „E-Tool“ der Arbeitsgemeinschaft „Mittelstandsinitiative“ (www.energie-tool.de) zurück. Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Auswertungstool, das speziell für Handwerksbetriebe entwickelt wurde und im Vergleich mit anderweitigen CO2-Rechnern in Hinblick auf Datenabfrage und -auswertung, Transparenz sowie Benutzerfreundlichkeit hervorragend abgeschnitten hat.
Das bestehende E-Tool wird in den kommenden Monaten an die spezifischen Anforderungen der Kulturbetriebe angepasst. Im Ergebnis soll der Emissionsrechner einen vollumfänglichen CO2-Fußabdruck gewährleisten, der erstmals alle direkten und indirekten Emissionen der Kultureinrichtungen und -veranstaltungen ermittelt. Darunter fallen zum Beispiel der Transport von Gemälden und Ausstellungsstücken, der Einkauf von Stoffen und Materialien zur Kostümanfertigung, der (internationale) Tournee- und Gastspielbetrieb, die Anreise von Publikum und Gastkünstlern oder aber Leistungen von beauftragten Dritten wie Cateringfirmen. Eine kostenfreie Beta-Version wird bereits im Frühjahr 2023 zur Verfügung gestellt. Kultureinrichtungen erhalten zusätzlich eine umfassende Einführung in das Tool in Form von Workshops.
Hintergrund
Sowohl in Leipzig als auch in Dresden gab es schon in der Vergangenheit umfangreiche Aktivitäten im Hinblick auf die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kulturbereich. So entwickelten in Dresden ausgewählte Kultureinrichtungen individuelle Nachhaltigkeitsstrategien im Rahmen des Projektes „Culture for Future“ gefördert durch den Rat für Nachhaltige Entwicklung. Anfang 2022 unterzeichneten 37 Kultureinrichtungen die „Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor“.
Das Dezernat Kultur der Stadt Leipzig führt seit 2021 den Begleitprozess „Klimaneutralität von Kultureinrichtungen und (Kultur-)Veranstaltungen“ durch, der die städtischen Kultureinrichtungen mit Hilfe von Fachleuten befähigt, eigenständige Treibhausgasbilanzen zu erstellen und entsprechende Reduktionsmaßnahmen abzuleiten. Die in 2021 gegründete Veranstaltungsreihe „Kreislaufwirtschaft im Kulturbetrieb“ verfolgt die Umsetzung effizienter Kreislaufwirtschaft im Kulturbereich. Zur Bündelung der einzelnen Aktivitäten ist die Gründung eines Klimaschutznetzwerks Kultur der Stadt Leipzig geplant.
Die Oper Leipzig ist eines der Pilotprojekte bei der Entwicklung des CO2-Rechners und ist auf dem Weg zu einer umfassenden Nachhaltigkeitsstrategie und einer entspechenden Zertifizierung. Bereits gestartet ist einTransformationsprojekt in Kooperation mit der Isländischen Oper, "Sustainable Costumes", zur Analyse des Lebenszyklus‘ von Kostümen anhand von vier Opernproduktionen. Ebenfalls in Vorbereitung ist das Experiment einer ersten klimafreien Opernproduktion, gefördert durch den "Fonds Zero" der Bundeskulturstiftung.
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